Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
Vom Netzwerk:
die Form mit nur einem Schlaf am Tag. Zuweilen wird polyphasischer Schlaf auch als künstlich umgestellter Schlafrhythmus des Erwachsenen aufgeführt, wodurch ein Auskommen mit verhältnismäßig wenig Schlaf möglich sein soll.
    Das werde ich müssen, wenn ich den Weinkeller bis zum Vorabend des 21 .  12 . als Schutzraum umrüsten und unter meine Kontrolle bringen will. Neugierig lese ich weiter.
    In den letzten Jahren erlebte das polyphasische Schlafen (auch Uberman Sleeping Schedule genannt) eine Renaissance. Es gibt Menschen, die dieses Schlafmuster angeblich mehrere Jahre eingehalten haben. Zu den berühmtesten polyphasischen Schläfern zählen Thomas Alva Edison und Leonardo da Vinci.
    Leonardo da Vinci? Macht der nicht Gläser und Vasen und so ein Zeugs? Ich google den Namen, doch statt hübscher Gläser sehe ich nichts als dilletantisches Ölgeschmiere. Unfassbar. Ich melde Google drei besonders miese Bilder als »unangemessen«, unter anderem eine »Mona Lisa«, und hoffe, dass sie sie alsbald aus dem Netz entfernen, dann ärgere ich mich darüber, dass ich das gerade gemacht habe, wo ich doch eh schon so wenig Zeit habe, und widme mich wieder dem Überman-Artikel.
    An den Artikel angehängt ist eine Art Schlafkuchen, der die Technik ganz gut erklärt. Mit einem Kugelschreiber kritzele ich den Kuchen nach.

    Zwei Stunden Schlaf am Tag! Das ist verdammt wenig. Auf der anderen Seite gewinne ich dadurch natürlich jeden Tag sechs Stunden, und die werde ich brauchen bis zum Abend des 20 .  12 ., denn wenn am 21 .  12 . das Chaos ausbricht, sollte man ja VORHER in Sicherheit sein.
    Je länger ich über die mir verbleibende Zeit nachdenke, desto klarer wird mir, dass die Frage nicht lautet, OB ich mir so etwas wie den Überman Sleeping Schedule antun will, sondern WIE ich es mache. Mit einem Blick auf die Uhr rechne ich mir die verbleibenden Stunden bis zum Abend des  20 . aus. Was auch immer die Punkte auf meiner noch zu erstellenden Vorbereitungsliste sein werden: Mit dem Überman Sleeping Schedule bleiben mir ab jetzt siebzig Stunden Zeit, ohne Überman fünfundvierzig. Die Zahlen sind die Antwort, ich habe keine Wahl.
    Eine kleine Weile scrolle ich mich noch hektisch über diverse
    Überman-Seiten, beschließe aber dann, dass selbst das schon unnötig Zeit frisst und ich das Wesentliche ja schon weiß: Ich schlafe AB SOFORT sechs Mal am Tag für jeweils zwanzig Minuten. Aber wann genau? Was, wenn ich gleich anfange? Gleich schlafen, das hieße, dass mein erstes Nickerchen schon in ein paar Minuten stattfinden würde, also um fünf Uhr. Von da an gerechnet, müsste ich jeweils vier Stunden draufpacken, dann wäre das nächste Nickerchen um neun Uhr, ein weiteres um dreizehn Uhr, dann wieder siebzehn Uhr und schließlich einundzwanzig Uhr und ein Uhr. Sechs Nickerchen. Dafür jede Menge Zeit dazwischen, um die notwendigen Dinge zu tun.
    Da ich noch ein paar Minuten habe bis zu meiner Überman-Premiere, berechne ich die verbleibenden Wachblöcke bis zum Vorabend des Weltuntergangs. Es sind genau  21 . Ich habe also 21 mal gut vier Stunden, um zu tun, was zu tun ist. Ich bin beruhigt, denn das klingt irgendwie nach mehr Zeit als ›noch drei Tage‹.
    Erst als ich ins Schlafzimmer gehe, schießen mir neue Fragen durch den Kopf. Wenn ich tagsüber Nickerchen machen muss: Wo schlafe ich denn, wenn ich nicht zuhause bin? Ziehe ich mich jedes Mal aus vor dem Schlafen, also sechsmal am Tag? Putze ich mir jedes Mal die Zähne? Davor und danach? Also zwölfmal am Tag? Wie ist das mit dem Frühstück? Nach dem Neun-Uhr-Nickerchen oder nach jedem Nickerchen? Ich kann unmöglich sechsmal frühstücken am Tag, soviel Nutella kann ich gar nicht ranschaffen!
    Mit all diesen Fragen im Kopf lege ich mich ins Bett. In Klamotten, wie ich bemerke, als ich liege. Doch besser ausziehen? 21 mal Ausziehen und Anziehen à jeweils drei Minuten sind ja über eine ganze Stunde! Also: nicht ausziehen! In der festen Überzeugung, der am schlechtesten vorbereitete Überman der Schlafgeschichte zu sein, stelle ich den Timer meines iPhones auf zwanzig Minuten und programmiere einen zufälligen Rammstein-Song vom Lala-Bestrahl-Album als Aufwecklied, denn wenn ich bei Rammstein nicht aufwache, dann ist eh alles zu spät. Ich knipse die Deckenlampen aus, ziehe Annabelles Fernsehkuscheldecke bis zur Nase und ruckle mich in meine Eddie-the-Eagle-Schlafposition.
    Ich liege und liege, aber trotz Bier und Wein überwiegt die schiere Masse meiner

Weitere Kostenlose Bücher