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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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zuerst die Füße würgen) und schlafe sofort ein.

Trick gemacht
    Noch 19  Wachblöcke
    Drohnen sind militärische Flugobjekte zur Überwachung oder Vernichtung von feindlichen Zielen und werden meist von breitärschigen Texanern in klimatisierten Büros ferngesteuert. Punkt achtzehn Uhr haben die Texaner dann Feierabend, und während sich die Terroristen in Pakistan noch ihre Füße und Arme zusammensuchen müssen, ist Cotton Eye Joe aus El Paso längst nach Hause gefahren und hat die Spareribs auf den Barbecue-Grill geknallt.
    »How was your day, darling?«, begrüßt ihn seine Frau Sheila mit Zähnen so weiß, dass ein Airbus drauf landen könnte, und noch während FOXNEWS über vier tote Terroristen in Pakistan berichtet, wendet Cotton Eye Joe schon die Spareribs und antwortet: »Great, honey! We blew up three houses, a bus, and a rabbit!«
    »A rabbit? How cruel!«
    »Goddamn rabbit got in the way!«
    Paulas Drohne kann natürlich keine Terroristen zerlegen. Paulas Drohne kann nur walnussgroße Hanfbomben abwerfen, auf Dachterrassen von Banken und Großkonzernen zum Beispiel. Sie kann bis zu fünfzig Meter hoch fliegen und dreihundert Meter weit und alles aufs Telefon streamen, was ihr vor die HD -Linse kommt. Sie ist groß wie ein Pizzakarton, hat vier Rotoren und brummt nicht nur so wie eine genmutierte Wespe, sie sieht auch so aus. Letztlich ist sie das typische Spielzeug für Männer, Stalker und Hobbyspanner, das meist exakt drei Tage lang begeistert und dann so lange herumliegt, bis einem auffällt, dass man damit auch ernsthafte Sachen machen kann, wie zum Beispiel überprüfen, ob der Kanuschnitzer vom Telefon bei Annabelle wohnt oder nicht, und Botschaften überbringen.
    Um Dinge abzuwerfen, gibt es einen vorprogrammierten Trick: Dabei dreht sich der Quadrokopter auf Knopfdruck einmal um die eigene Achse und verliert so dank der Schwerkraft seine in einer aufgeklebten Streichholzschachtel deponierte Ladung auf dem Styropor-Rücken. In meinem Fall besteht die Ladung aus dem Korken des vom Weinzwerg empfohlenen Rhône-Weins, in den ich › 20 .  12 .  12 , 18  Uhr: Folge dem Rind!‹ gebrannt habe. Diesen Korken, so der Plan, werde ich über dem kleinen Küchenbalkon von Annabelles WG abwerfen.
    Wachblock minus neunzehn, zweites Drittel Überman-Zeit [1] .
    Ziel: Persönliche Überbringung der Weinkeller-Einladung.
    Location: Gustavstraße, Köln-Sülz, vor der ehemaligen WG .
    Ich drücke TAKE OFF auf dem Handy, und mit einem kraftvollen Sprung surrt Paulas Spielzeugdrohne auf einen Meter Höhe, wo sie dank etlicher Sensoren verharrt und auf weitere Befehle wartet, in der Streichholzschachtel zittert der Korken mit der Botschaft.
    Ich schaue auf’s iPhone und sehe mich selbst bis zum Hals. Langsam drehe ich die Kamera zur Fensterfront des Hauses und gehe zur Wand, so dass Annabelle mich nicht sehen kann.
    »Is Drohe, ne?«, schallt es schrill von hinten, und ich drehe mich um. Es ist der stets übergut gelaunte Besitzer der Ha-Long-Bucht, der eigentlich in die Sülzburgstraße gehört und nicht hierher.
    Ich haue ein hastiges »Hallo!« raus und konzentriere mich wieder auf’s Display.
    »Drohe de Beste!«, ruft Herr Long aus.
    »Es heißt Drohne«, verbessere ich ihn und bemühe mich um ein kurzes Lächeln.
    »Habe gesahd: Drohe!«, ruft er, stellt seine beiden Einkaufstüten ab und beobachtet das Hightech-Insekt mit begeisterten Kinderaugen.
    »Wiahoach fliegd?«
    »Zehn Kilometer.«
    »Ha ha …dafliegdienie!«, lacht Herr Long und zündet sich eine Zigarette an. Hallo? Bin ich ein verschissener Straßenkünstler mit bunter Hose und Hut? Geh weiter, du Honk!
    »Da fliehd … also i glaube … halbe Killometta!«
    »Genau.«
    »Ha ha … dafliegdienie!«
    Okay, offenbar muss ich damit leben, dass ich Annabelle ihre Überraschungsnachricht unter vietnamesischer Aufsicht zustellen muss, obwohl – historisch gesehen, haben die Jungs mit Luftangriffen ja Erfahrung.
    Ich ignoriere Herrn Long und konzentriere mich ganz auf das Drohnenbild auf meinem Handy. Langsam surrt sie nach oben. Erster Balkon. Oh. Frau mit Laptop liegt wie tot auf der Couch, hoffe, sie ist nicht tot. Ups … bin zu nah ans Fenster geflogen, bisschen zurück. Und weiter hoch. Der zweite Balkon ist zu sehen und ein leeres, dunkles Wohnzimmer. Okay. Jetzt wird’s spannend. Noch ein Stock bis zur WG .
    »Immahöha, ne! Bis halbe Killometta, hahaha!«, trötet der König des Reispapiers erfreut und setzt sich mit seiner Kippe

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