Überman
machen lassen müssen?«
»Nein. Aber erzähl mal!«
Phil! Ich hab Phil komplett vergessen. Er ist natürlich die Nummer acht auf der Liste, womit ich dann nur noch einen einzigen Platz hätte. Und wer kriegt den?
Dr. Parisi wäre natürlich eine Option, aber der verschanzt sich ja selbst. Im Leben schreibt der kein Buch! Lala? Auf keinen Fall, da werden ja alle komplett bekloppt! Shahin? Wird auf einer Welle reiten, während sie ihm seine kalifornische Hütte ausräumen. Kaufe-jeden-Wagen-Maier? Die Fabelwesen aus dem Hotel oder das REWE -Napfmulch mit dem Erbsenglück?
»Unsinn!«, stelle ich schließlich laut fest und beschließe den Platz einfach freizuhalten, vielleicht will Phil ja die Türkin aus der Apotheke mitbringen oder Paula einen Ökobauern. Plötzlich fällt mir ein, dass ich eventuell meine Mutter noch am Telefon haben könnte.
»Mama?«
»… wie gesagt, am Besten man kommt früher, dann hat man in jedem Fall ein Kissen und eine Decke, also ’ne halbe Stunde geht’s schon, aber abends wird’s natürlich frisch, und man will ja nicht die ganze Zeit bibbern während der Show.«
»Was denn für eine Show?«, frage ich und schaue auf die Uhr. Noch zehn Minuten bis zum Ende des Wachblocks.
»Die Udo-Jürgens-Show. Haben wir zwar schon gesehen, aber die können wir immer wieder gucken, vor allem, weil da ja der Erkan mitspielt von der Tennisabteilung, der macht so tolle Tricks und …«
Ich lege auf und schalte das Handy in den Flugmodus. Die Plätze sind verteilt, jetzt muss ich überlegen, wie ich meine Freunde in den Keller kriege. Eine Mail wird nicht reichen, nach allem was passiert ist. Da ich mein Wutbuch als Notizbuch verwende, fällt mein Blick auf meine Seminar-Notizen und Wut-Technik Nummer drei:
›Dankbarkeit. Liste der Leute, denen ich eine Dankbarkeitskarte schreiben würde.‹
Aha. Das könnte es doch sein, denke ich mir, denn damit rechnen sie gar nicht, dass ich mich bei ihnen bedanke, und dann sind sie gerührt und kommen vielleicht. Ich überlege kurz und probiere mich testweise an einer Karte für Phil:
Lieber Phil,
wollte einfach mal Danke sagen für alles. Aber jetzt zu was völlig anderem:
Nee. Das geht ja gar nicht. Vielleicht so?
Lieber Phil,
wollte einfach mal Danke sagen für Deine Geduld mit mir. Ich hätte Dich wirklich öfter besuchen sollen und klar war ich mit schuld an Deiner blöden Kniegeschichte. Das mit dem Rollstuhl tut mir auch leid, werde meinen Stil ändern!
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber jeder einzelne Buchstabe verursacht mir körperliche Schmerzen. Warum um alles in der Welt sollte ich mich bei jemandem bedanken oder entschuldigen, der mir meine Freundin abgeschossen hat durch seine opiumgetränkte Facebook-Statusmeldung? Ich zünde mir eine Zigarette an, streiche die beiden Testbriefe durch und lese mir doch noch mal die komplette Liste mit Anti-Wut-Techniken durch. Nummer zwei: Wem würde ich verzeihen, wenn ich könnte? Verzeihen, das hat was Großherziges, das gefällt mir besser:
Lieber Phil,
zunächst einmal möchte ich Dir sagen, dass ich Dir verzeihe. Von ganzem Herzen. Obwohl Du natürlich auch ein Arsch
Nee. Ich lege den Stift zur Seite und klappe das Buch zu. Warum nicht doch eine Mail? Eine ganz normale, einfache, kurze, verdammte Mail.
Liebe Freunde,
ich weiß, ich war ein Vollidiot in den letzten Tagen, ich hoffe, Ihr könnt mir verzeihen.
Na also, geht doch! Ich überlege kurz, dann tippe ich weiter.
Als Entschuldigung und weil ich Annabelles Zulassung zum Weinwirtschaftsstudium (international!) mit Euch feiern möchte, lade ich am Donnerstagabend um 19 Uhr zum Weltuntergangs-Wein-Tasting in den Kölner Weinkeller ein. Bitte gebt Bescheid, ob Ihr so kurzfristig noch kommen könnt, und sagt Annabelle nichts, es ist eine Überraschung. Wurm und Beagle (im Korb) dürfen übrigens mit ;-)
Liebe Grüße,
Euer Spaßpräsident Simon
Die Mail ist versendet, zufrieden klappe ich mein Laptop zu. Manchmal macht man sich’s aber auch wirklich schwerer als nötig. Simon Peters und Dankbarkeitskarten! Am Ende hätten sie noch gedacht, dass irgendwas nicht stimmt mit mir.
Zufrieden hake ich Wachblock zwanzig ab und umkreise meine nächste Aufgabe
›Kork-Nachricht mit Drohne an Annabelle überbringen‹.
Anschließend streue ich meine Reißnägel auf die Couch, programmiere die Höhner für 13 Uhr 20 , stelle das Pfefferspray auf meinen Nachttisch, lege mich falsch herum ins Bett (damit Einbrecher aus Versehen
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