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Überman

Überman

Titel: Überman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Pärchen in den frühen Vierzigern diskutiert darüber, ob sie vom Château Moulin was-weiß-ich-was einen ganzen Karton nehmen sollen oder nur eine Flasche.
    »Also, mein Sohn und ich, wir nehmen immer gleich einen Karton!«, sage ich und parke den Wagen in einer Ecke.
    »Sie können ihn also empfehlen?«, fragt der geheimratsbeeckte Berufsjugendliche mit dem Kapuzenpulli, der ein bisschen zu schnell an Geld gekommen zu sein scheint.
    »Mein Lieblingswein!«, lächle ich und ergänze: »Einer der verdammt noch mal besten Châteaus aus dem ganzen Cuvé!«
    »Na dann!«
    Die beiden nehmen eine Kiste und schieben ihren Einkaufswagen raus. Wieder alleine – jetzt muss es schnell gehen. Ich hebe eine der Weinkisten zur Seite und stelle zu meiner großen Freude fest, dass jede Menge Platz dahinter ist.
    »Hallooo!«, schallt es mir gut gelaunt in den Rücken. Hastig schiebe ich die Kiste zurück. » 30 CEEEHEEEEE !«
    O Gott, die Nervensäge schon wieder. Ich habe Glück, denn der Kapuzenschmock fängt den Zwerg ab, bevor er mir dumme Fragen stellen kann.
    Eilig ziehe ich die Decke zur Seite, wuchte den Generator raus und stelle ihn hinter die Weinkisten. Nach einem kurzen Kontrollblick folgen der Benzinkanister und die Mikrowelle. Deckchen drüber, Mützchen raus und fertig. Fast. Nach einem weiteren Schulterblick wandern insgesamt acht Packungen CurryKing vom Wurmwagen in eine leere Kiste, die ich mit einer vollen des gleichen Weins tarne. Das Gleiche wiederhole ich mit einer Kiste 2006 er Château Cos d’Estournel, in die ich sogar noch eine Großpackung Original Neapolitaner-Schnitten verstaut bekomme. Als ich den brabbelnden Karottenzwerg im Augenwinkel sehe, richte ich eilig den Kinderwagen her und greife mir die erstbeste Flasche Franzecken-Fusel, einen 2000 er Château Margaux. Ich entdecke den Preis. Ja, leck mich am Arsch, was kostet der?
    »Das ist ein 1 er Grand Cru Classé«, trötet der Karottenzwerg naseweis.
    »Ja, aber neunhundertdreißig Euro, das gibt’s doch gar nicht.«
    »Es ist ja auch einer der besten Weine der Welt und entsprechend nachgefragt.«
    »Trinken wir den auch am Donnerstag?«
    »Ich denke nicht«, lacht der Zwerg ein wenig überheblich und fügt neugierig an: »Junge oder Mädchen?«
    »Mädchen. Schläft!«, antworte ich wie aus der Pistole geschossen. »Aber sagen Sie mal, wenn Sie so unfassbar teure Weine hier haben, haben Sie denn überhaupt eine Alarmanlage?«
    »Nein, aber einen Wachdienst, der kontrolliert, dass nach Feierabend keiner mehr hier ist, der nicht hier sein sollte.«
    Interessant! »Und der ist immer im Einsatz?«
    »Na ja, wir müssen anrufen, dass es länger wird, weil noch Leute hier sind, dann nicht.«
    »Ihr ruft alle an?«
    »Der Chef ruft an.«
    »Ist das nicht zu gefährlich? Ich meine, da könnte ja jeder anrufen.«
    »Es gibt ein Codewort.«
    »Natürlich. Also – weswegen ich hier bin: Ich bräuchte jetzt mal so zwei, drei richtig gute Einsteiger-Weine, um mich, wie soll ich sagen, schon mal so ein bisschen reinzuschmecken.«
    »Was wollen Sie denn ausgeben?«
    »Insgesamt oder pro Tetrapak?«
     
    Mit zwei Flaschen 2011 er Château Cantenac auf der Decke des Kinderwagens fahren der Weinzwerg und ich schweigend nach oben in den Kassenbereich. Weiß gar nicht, was er hat: Bei RTL haben sie letzte Woche doch noch gesagt, dass es durchaus auch gute Weine im Tetrapak gibt. Und vor allem: Warum fährt er eigentlich mit nach oben? Ist das wieder so eine »In Ihrem Fall …«-Sache? Nachdem ich meine 24 , 20  € für die beiden Weine an der Kasse gezahlt habe, weiß ich warum: »Wenn wir trotzdem einmal kurz in Ihren Kinderwagen schauen dürften …«, wagt es eine brünette Mittdreißigerin zu fragen.
    Entsprechend empört reagiere ich. »Wieso? Denken Sie, ich hab was mitgehen lassen?«
    »Natürlich nicht, aber nachschauen müssen wir, sagt der Chef.«
    Ich schaue mich um. In einem Glasbüro hinter dem Kassentresen telefoniert ein Mann im blauen Hemd. Er sieht aus wie Bruce Willis mit der Brille von Günther Jauch.
    »Ist das der Chef?«
    »Ja!«
    Okay, denke ich mir, sollen sie reinschauen, die Sachen sind ja schon unten im Keller. Vorsichtig hebe ich die Decke mit dem imaginären Wurm hoch und lasse die Verkäuferin kurz mit der Hand drunterwischen. Mist! Ich wusste, ich hab was vergessen. Mit großen Augen zieht sie es hervor.
    »Ist das …?«
    »Pfefferspray, richtig.«
    Reicht offenbar nicht als Erklärung, also schiebe ich was nach: »Ich

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