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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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Kopf.
    »Das ehrt Sie sehr, Frau Klos. Es ist wirklich bewundernswert, dass Sie keine bösen Worte finden. Das würde in Ihrer Situation nicht jeder machen«, sagte Frau Geiser ganz gerührt.
    Schließlich wurde Ralf gefragt, ob ihm denn nichts aufgefallen sei. Er kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Ich musste lachen, woraufhin die anderen auch anfingen zu lachen.
    »Das heißt gar nichts. Ich gebe Ihnen Brief und Siegel, dass achtzig Prozent der Väter ihre Kinder nicht erkennen würden«, sagte ich.
    »Ich finde es so toll, wie Sie hier sitzen und darüber reden können. Sie scheinen ja wirklich sehr gefestigt zu sein«, meinte Frau Geiser.
    »Na ja, ich habe ja auch einen guten Psychologen«, antwortete ich lachend.
    »Ich bin froh, dass Sie psychologische Hilfe in Anspruch genommen haben und dass das so gut klappt. Ich finde es wirklich bewundernswert, wie Sie das bis hierhin gemacht haben«, lobte mich Frau Geiser erneut.
    Herr Schafft erkundigte sich noch nach der anderen Familie. Ich erzählte, dass es ihnen den Umständen entsprechend ganz gut gehe. Aber dass Vanessa aufgrund ihres Alters einen ganz anderen Umgang mit dem Schicksal habe als wir.
    »Ihr ging es nach der Geburt ja auch nicht gut«, fügte Prof. Scherer hinzu. Vanessa hatte eine Wochenbettdepression und sehr viel geweint in den ersten Tagen. Außerdem hatte sie Schmerzen von dem Kaiserschnitt, und das Stillen klappte auch nicht.
    Ich wusste, dass Vanessa und ihre Mutter gar nicht gut auf die Klinik zu sprechen waren. Sie waren der Meinung, dass so ein Fehler auf gar keinen Fall passieren dürfe und weigerten sich, im Gegensatz zu mir, mit der Geschäftsführung überhaupt zu sprechen.
    Zum Abschied sagte Frau Geiser noch, dass die Klinik mir gern etwas schenken würde.
    »Sie brauchen mir doch nichts zu schenken«, war meine spontane Reaktion.
    »Es geht ja nicht darum, dass wir Ihnen große Geschenke machen, aber eine kleine Aufmerksamkeit als eine winzige Wiedergutmachung. Es ist so schlimm, was passiert ist, und es tut uns allen sehr leid. Dürfen wir Ihnen denn wenigstens Blumen schenken?«
    »In Gottes Namen, dann schenken Sie mir halt Blumen«, antwortete ich.
    »Was sind denn Ihre Lieblingsblumen?«
    »Bloß keine roten Rosen oder bunte Blumen. Am besten etwas Neutrales, Champagnerfarbenes.«
    Dann wollte sie wissen, was sie den Kindern schenken könnte, und das Ganze ging wieder von vorne los, bis wir uns auf einen Gutschein von einer Kinderboutique einigten.

    Als ich zu Hause war, rief ich sofort Eva an. Ich wollte wissen, ob sie sich erinnern könne, dass das Bändchen mal auf dem Nachttisch gelegen hatte. Ich war plötzlich so konfus und selbst nicht mehr sicher, wie es gewesen war.
    »Nein, du hast immer geschaut, dass das Bändchen an Lenis Arm war, weil du panisch warst, dass etwas passieren könnte«, beruhigte sie mich.
    Mit meiner Mutter hatte ich also noch ein Hühnchen zu rupfen. Zu ihrer Rechtfertigung erzählte sie mir, dass sie dachte, das Bändchen müsse ja auf dem Nachttisch gelegen haben, wenn es abgegangen sei. Typisch meine Mutter. Ich sagte ihr, dass sie in Zukunft aufpassen solle, was sie wem sagt, und nicht Dinge annehmen solle, die ihr persönlich plausibel erscheinen. »Oje, da hab ich jetzt wohl etwas durcheinandergebracht«, gab sie zerknirscht zu.

    Ein paar Tage später bekam ich einen Strauß – mit apricot- und orangefarbenen Blumen. Auf einer beiliegenden Karte stand: »Entschuldigen Sie bitte, dass es keine champagnerfarbenen Blumen sind, die gab es leider nicht mehr. Ich hoffe, Sie haben trotzdem Freude an dem Strauß.«

KAPITEL 22
    B au um Himmels willen keinen Unfall! , flehte ich mich selbst stumm an, während ich wie eine Oma mit achtzig Sachen über die Autobahn tuckerte. Ich blieb kategorisch auf der rechten Spur, damit ich, falls jemand in mich hineinfahren würde, noch Ausweichmöglichkeiten hätte. Völlig absurd. War das wirklich ich hinter dem Lenkrad?
    Wie bei Lenis Pseudokruppanfall verhielt ich mich immer häufiger völlig irrational. Mich schien eine unendlich große Sorge um Leni derart zu bremsen, dass ich selbst auf der Autobahn nicht ordentlich Gas geben konnte. Verrückt, das kam mir echt verrückt vor. Aber ich konnte es auch nicht ändern.
    Ich musste mir eingestehen, dass sich die tiefe Mutterliebe zu Leni verwandelt hatte. Vielleicht war diese neue Liebe mit der zu vergleichen, die eine Pflegemutter für ihr Pflegekind hegt, keine Ahnung. Aber ich hatte die

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