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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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annehmen und diesen Weg so gehen, dass wir alle möglichst keinen Schaden nahmen.

KAPITEL 21
    D ie Klinikgeschäftsleitung bat uns zu einem Gespräch. Es sollte hauptsächlich darum gehen, Verdachtsmomente zu rekapitulieren.
    Drei Leute saßen uns gegenüber: die kaufmännische Direktorin Frau Geiser, der Geschäftsführer Herr Schafft und Prof. Scherer, den wir ja schon kannten. Allesamt waren sie überschwänglich freundlich zu uns.
    »Von den diensthabenden Schwestern kann sich keine mehr erinnern, wann und wie die Vertauschung passiert sein könnte. Das muss nun alles untersucht werden«, begann die Direktorin.
    Herr Schafft, der das Gespräch protokollierte, fügte noch hinzu, dass auch das Gesundheitsministerium alle Personen, die in den Fall involviert waren, anhören würde. Erst dann könnte man eventuell eine Rekonstruktion der Geschehnisse erwarten.
    »Es steht die Frage im Raum, ob es noch ein zweites Bändchen gegeben hat«, sagte Herr Schafft.
    Ich war perplex. »Wer sagt denn so etwas?«
    »Das hat Ihre Mutter Prof. Scherer erzählt.«
    Ich schaute Ralf an, der die Augen rollte. Schon wieder meine Mutter, die irgendeinen Quatsch erzählt hatte!
    »Es soll auf Ihrem Nachttisch gelegen haben«, fuhr Herr Schafft fort.
    »Ich weiß nicht, wie meine Mutter auf so etwas kommt. Es gab keine zwei Bändchen. Und das Bändchen lag auch nicht auf dem Nachttisch. Wenn es überhaupt irgendwo lag, dann im Bettchen, weil es immer wieder abging.«
    Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich auf der Anklagebank saß und man doch tatsächlich versuchte, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ganz nach dem Motto: Sie sind mit dem Bändchen aber ganz schön schlampig umgegangen – vielleicht sind Sie ja auch selbst schuld an allem! Das wollte ich mir natürlich nicht gefallen lassen und nutzte den Moment, um die Dinge ein für alle Mal klarzustellen. Ich erzählte, dass ich ins Schwesternzimmer gegangen war und um ein neues Bändchen gebeten hatte. Ich hatte jedoch keines bekommen, obwohl es ständig abfiel.
    »Aber da war es ohnehin zu spät. Zu diesem Zeitpunkt war die Vertauschung ja schon passiert. Insofern kann man diesen Schwestern nicht die Schuld geben«, fügte ich hinzu.
    Dann kam ich auf meine damaligen Zweifel zu sprechen. Ich spürte, wie Tränen in mir hochstiegen, doch ich konnte sie zum Glück unterdrücken.
    »Ich erinnere mich zwar nicht an ihren Namen, aber ich teilte meine Zweifel mehrmals der Schwester mit, die an diesen Tagen Dienst hatte.«
    »Das war Schwester Marion«, sagte Frau Geiser. »Sie kann sich noch genau an Sie erinnern.«
    »Ja, stimmt, so war ihr Name!«, antwortete ich und freute mich, dass wenigstens eine Person sich noch erinnern konnte.
    »Wir sollten der Vollständigkeit halber noch über Ihre Hebamme und den Ablauf im Kreißsaal sprechen«, sagte Herr Schafft.
    Sofort nahm ich Hannah in Schutz. »Für meine Hebamme lege ich die Hand ins Feuer. Im Kreißsaal ist definitiv nichts passiert. Und mein Mann war ja auch immer bei der Kleinen. Ich weiß ganz genau, dass es in der zweiten Nacht passiert sein muss.«
    Frau Geiser bemerkte meine Empörung und griff in das Gespräch ein. »Egal, wie es passiert ist, das Allerschlimmste ist, dass man Frau Klos nicht gehört hat. Sie äußerte mehrmals ihre Zweifel, und darauf hätte eingegangen werden müssen. Punkt. Vertauschen ist zweifelsohne schlimm, aber dass man Frau Klos nicht ernst genommen hat, ist das eigentliche Unding an der Geschichte.«
    Prof. Scherer wollte anscheinend noch etwas dazu sagen. »Ja, aber …«, begann er.
    Doch er kam nicht weit. »Nein, Fakt ist, man hätte Frau Klos hören müssen!«, unterbrach ihn die Direktorin ziemlich resolut.
    »Wissen Sie, ich mache mir selbst die größten Vorwürfe, ich hätte doch sagen müssen: ’Das ist nicht mein Baby, ich will einen Test machen lassen’«, warf ich ein.
    »Nein, Frau Klos«, entgegnete mir Frau Geiser bestimmt. »Sie haben sich ja deutlich genug geäußert. Aber es ist abgetan worden.« Dass sie so ganz auf meiner Seite stand, war ein beruhigendes Gefühl für mich.
    Im Verlauf des Gespräches wurde mir immer klarer, dass diese Suche nach einem Schuldigen völlig sinnlos war.
    »Ich mache niemandem einen Vorwurf. Überall, wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Darüber muss man sich im Klaren sein. Ich hege keinen Groll gegen die Schwestern oder sonst wen«, hörte ich mich sagen.
    Nach diesen Worten leuchtete, glaube ich, ein Heiligenschein über meinem

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