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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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weg, dass sie die Erste sein durfte, die Lina sittete. Als Lina ihre Oma sah und von ihr auf den Arm genommen wurde, lachte sie sie ganz bezaubernd an und versuchte, ihre Brille zu greifen. Sie fremdelte überhaupt nicht. Theodora war sehr ergriffen von Linas entwaffnendem Lachen. »Du kennst mich noch nicht und lachst mich schon an!«, sagte sie strahlend, und gleichzeitig kamen ihr die Tränen.
    Ich war erleichtert, dass Lina sofort Zutrauen zu ihrer Oma fand. Mit gutem Gewissen konnte ich sie nun abgeben.
    Michael bot sich als Chauffeur an. Er holte uns frühzeitig ab, sodass wir noch Zeit hatten, mit unserem Anwalt alles durchzusprechen.
    Wie immer war Hans Rodenbusch die Ruhe selbst und versuchte, seine Gelassenheit auf uns zu übertragen. »Denken Sie daran: Die Presse will etwas von Ihnen und nicht umgekehrt. Sie halten die Fäden in der Hand. Was Sie sagen wollen, sagen Sie, was Sie nicht sagen wollen, brauchen Sie nicht zu sagen. Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen.«
    Natürlich hatte er recht, dennoch blieb ich sehr aufgeregt, wir waren ja nun mal alles andere als Medienprofis. »Überlegen Sie sich, welche Fragen wichtig sind und was Sie darauf antworten wollen«, briefte er uns weiter.
    Zum Glück war ich schon gut vorbereitet und konnte die Fragen, die ich mir zusammen mit Michael überlegt hatte, vortragen. »Was denken Sie, wie die Verwechslung passiert sein könnte?«, »Haben sich die Kinder geglichen?«, »Warum sind Sie der Klinik gegenüber noch so freundlich?« …
    Während wir das Frage-Antwort-Spiel durchgingen, kam die Sekretärin und bat Hans Rodenbusch hinaus. Es dauerte eine Weile, bis er wieder zurückkam.
    »Es gibt da ein kleines Problem. Eine Saarbrücker Zeitung ist hier und behauptet, es gäbe Fotos von den Kindern – und zwar von beiden. Sie möchten O-Töne von Ihnen haben, sonst drohen sie, die Fotos zu veröffentlichen.«
    Ich dachte kurz nach. Wir hatten dieser Zeitung für ihre Rubrik »Baby des Monats« nach der Geburt ein Foto von Leni geschickt. Das hatten sie natürlich. Aber woher sollten sie ein Foto von Lina haben? Es gab kaum welche. Und Vanessa war es nach der Geburt schlecht gegangen, sie hatte sicher nicht an die Veröffentlichung eines Fotos gedacht.
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich. »Die können nicht von beiden Kindern ein Foto haben.«
    Hans Rodenbusch schaute mich an. »Lassen wir es jetzt drauf ankommen, oder bekommt der Redakteur seine O-Töne? Jeder, sowohl Sie als auch Ihr Mann, sollen sich jeweils einen Satz überlegen, den Sie ihm dann vorlesen.«
    »Das ist das, was er will?«, hakte ich nach und lachte auf.
    »Ja, das ist es, was er will«, antwortete Hans Rodenbusch.
    Wir beschlossen, dass er seine O-Töne dann eben bekommen sollte. Zusammen mit Michael überlegten wir schnell. Mir fiel als Erstes das Thema »Zukunft« ein. Auf einen Zettel schrieb ich: »Wir verstehen uns sehr gut, und wir wollen auch in Zukunft freundschaftlich miteinander verbunden bleiben.«
    Ich schaute zu Ralf, er schrieb: »Trotz aller Dramatik gab es ein großes Happy End.«
    Die Tür ging auf, und der Redakteur, ein Mann mit Brille, Halbglatze und Schnauzbart, kam herein. Noch bevor er etwas gesagt hatte, fand ich ihn schrecklich unsympathisch – allein schon deshalb, weil er versuchte, uns zu erpressen.
    Was für ein Lackaffe , dachte ich erbost und warf ihm einen eiskalten Blick zu.
    Er druckste herum und sprach nur mit mir. »Frau Klos, Sie wissen ja, ich habe zwei Fotos von den Kindern.«
    »Eins«, entgegnete ich ihm.
    »Nein, ich habe beide Fotos.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Sie haben eins. Aber ist auch egal. Fangen Sie an.«
    »Dann mache ich jetzt das Band an«, sagte er.
    »Ja, machen Sie Ihr Band an, und dann ist gut.« Ich hielt den Zettel demonstrativ vor mein Gesicht und las meinen Satz ab. Dann las Ralf seinen schmalzigen Satz vor. Es war tatsächlich das, was er wollte. Einfach nur irgendwelche Sätze. Wir hätten genauso gut sagen können: »Mama, Papa – wir lieben euch.« Dann schaltete er sein Diktiergerät wieder aus und rauschte davon.
    Ich fand diese Nummer unsäglich würdelos. Und genau aus diesem Grund verschwand in diesem Moment meine Nervosität. Meine Angst vor der Presse sank auf null. Und damit hatte ich genau die richtige Einstellung, um da rauszugehen.
    Unser Anwalt machte sich schon auf den Weg zum Pressesaal, um zu schauen, wie viele Journalisten gekommen waren. In der Zwischenzeit vereinbarte Michael einen Deal mit mir:

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