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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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spürte, konnte ich nicht ganz abschalten. Sie erzählte mir dann prompt Dinge, die ich lieber nicht hätte hören wollen. Wenn man seine Kinder tauschen muss, ist es definitiv besser, man weiß gewisse Dinge nicht voneinander. Sie war noch so kindlich und ging an alles so naiv heran. Es war erfrischend und erschreckend zugleich. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass es bestimmt kein Jahr dauern würde, bis sie wieder schwanger wäre … Aber was ich wirklich an ihr mochte, war ihr unschuldiger Humor. Sie lachte viel und gern und war sich selbst gar nicht bewusst, wie witzig manche Dinge waren, die sie erzählte. Immer erst, wenn Ralf und ich uns vor Lachen bogen, fiel ihr das auf.
    »Ich freu mich so, dass wir jetzt hier so sitzen und dass ihr so normal seid. Ich hatte ja die Befürchtung, dass ihr vielleicht so überkandidelte Spießer sein könntet und sofort euer Kind haben wollt. Aber ihr seid echt cool.«
    Wir fühlten uns geehrt. Wir waren mehr als doppelt so alt wie sie und keine Spießer. Hurra! Je später der Abend, umso offener und zutraulicher wurde Vanessa. Zuerst erzählte sie uns von ihrem Vater und dann von ihrem Exfreund. Sie hatten sich schon während der Schwangerschaft getrennt. Dabei war die Schwangerschaft kein Unfall gewesen – sie wollten tatsächlich ein Kind haben. Doch jetzt schien nicht mal mehr ein sporadischer Kontakt zwischen ihnen möglich zu sein.
    Ich war nun doch mehr fassungslos als cool: Wie konnte man in diesem Alter ernsthaft eine Familie gründen wollen? Das war einfach unvorstellbar für mich.
    Als es dann auf halb drei zuging, waren wir uns einig, dass wir endlich ins Bett gehörten. Doch zuvor wollten wir Vanessa noch etwas fragen, etwas Wichtiges.
    »Könntest du dir vorstellen, die Patentante von Lina zu werden?«
    Ihre Augen fingen an zu leuchten. »Echt? Oh ja, das würde ich total gerne werden!«
    Wir freuten uns, dass sie so reagierte. Auch wenn dieses Angebot nicht unbedingt meinem tiefsten Herzen entsprang, es war ernst gemeint: Ich wollte Vanessa damit einen Gefallen tun. Es gab ja schon von Anfang an Nicole als Patentante, aber ich glaubte, dass Vanessa als zusätzliche Patentante sich dann besser von Lina würde trennen können und ihr der endgültige Abschied leichterfallen würde.
    Angetrunken und vor allem eingelullt von unseren Gefühlen gingen wir schließlich zu Bett – und verdrängten bestmöglich, was am nächsten Tag auf uns zukommen sollte.

KAPITEL 32
    A ls ich wach wurde, war mein allererster Gedanke: »Jetzt geht sie weg – und zwar für immer!« Es war ein erdrückendes, bleischweres Gefühl. Mir fielen die Worte von Theodora ein. »Kinder sind Menschen, man kann sie nicht tauschen wie eine Ware. Und schon gar nicht, wenn man eine Bindung zu ihnen aufgebaut und sie lieb hat.«
    Sie selbst vermied es, dass Wort »Tausch« in den Mund zu nehmen. Sie benutzte ganz bewusst den Begriff »Rückkehr in die Familie«. Das war keine Spitzfindigkeit, sie hatte absolut recht.
    Wir frühstückten alle zusammen, aber die Stimmung war eine ganz andere als am Abend zuvor. Jeder war in sich gekehrt. Wir kümmerten uns um die Kinder, spielten mit ihnen und machten einen kleinen Spaziergang. Ralf bereitete wieder das Mittagessen vor, den Clown spielte er nicht mehr. Es wurde immer mühsamer, die Unterhaltung in Gang zu halten. Wir versuchten, irgendwie die Zeit herumzukriegen, bis am frühen Nachmittag Vanessas bester Freund und dessen Mutter kamen.
    Petra war eine ganz Nette. In erster Linie sorgte sie dafür, das Gespräch aufrechtzuerhalten. Zwischendurch betonte sie immer wieder, dass unsere Geschichte so furchtbar sei und dass Vanessa das alles so gut machen würde. »Sie ist eine tolle Mama, obwohl alles so schwierig ist.«
    Irgendwann kippte die Stimmung dann gänzlich. Vanessa sagte fast gar nichts mehr, und Ralf wurde immer blasser. Ich kämpfte mit den Tränen und merkte, dass einer von uns jetzt den Anfang machen musste.
    Daher nahm ich mir Leni und ging mit ihr ins Kinderzimmer. Mein Herz schmerzte fürchterlich. Ich suchte irgendeinen Anker und versuchte mir einzureden, dass ich die Verabschiedung von Leni jetzt allein durchziehen würde und dass es dann nachher, wenn Vanessa sie mitnehmen würde, nicht mehr so wehtäte. Ich drückte und streichelte Leni ganz lange und weinte bitterlich.
    »Ich werde dich nie vergessen, meine kleine Leni«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Du bist immer in meinem Herzen.«
    Es fühlte sich an, als würde man ein

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