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Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde

Titel: Uebermorgen Sonnenschein - Als mein Baby vertauscht wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Klos
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Schwester!« Yara sprach das aus, was ich insgeheim dachte. Ich fand diese Schreierei einfach nur unerträglich. Ich fühlte mich wie eine Maschine, die die ganze Zeit gelaufen war, aber plötzlich nicht mehr funktionierte. Und obwohl ich den On-Knopf drückte und drückte, sprang sie einfach nicht mehr an. Ich war fertig.
    »Ich will dieses schreiende Kind nicht mehr. Ich mag das jetzt nicht«, hörte ich mich selbst sagen.
    Seit Wochen hatte ich diesen Tag herbeigesehnt, doch nun, wo es geschehen war, fühlte sich alles nur noch schrecklich an. Ich hatte dieses quengelnde Kind gegen so ein liebes eingetauscht.
    »Bitte kümmere du dich um sie. Ich kann nicht mehr«, sagte ich zu Ralf und drückte ihm abermals Lina in die Arme.
    Der Arme war sicher genauso fertig wie ich, zumal er sich anscheinend auch noch einen Magen-Darm-Infekt eingefangen hatte – oder seine Übelkeit war eine Reaktion auf all das. Aber ich konnte beim besten Willen nicht anders. Ich legte mich für eine halbe Stunde auf mein Bett und döste ein. Zwischendurch kam Yara hoch und legte sich zu mir.
    Der kurze Schlaf tat mir gut, und danach sah ich alles nicht mehr ganz so tiefschwarz. Mittlerweile war es Abend geworden und Zeit, Lina ins Bett zu bringen. Ich legte sie hin, hielt noch ein paar Minuten ihre Hand und schon schlief sie ein. Auch für sie war es ein sehr anstrengender und belastender Tag gewesen.
    Als ich beim Hinausgehen die kahle Zimmertür sah, kamen mir aber gleich wieder die Tränen. Jetzt ist das eine Kind weg und das andere noch gar nicht richtig da, weil es nicht wirklich ihr Zimmer ist , dachte ich.
    Ich rief Nora an und erzählte ihr, wie ich mich fühlte und bat sie um Hilfe. Sie hatte von all meinen Freundinnen am meisten Zeit. »Ich kaufe gleich morgen früh neue Namensbuchstaben«, versprach sie mir.
    Keine Stunde später stand meine Freundin Paula vor unserer Tür. Sie hatte ein Bärchen dabei, auf dem aus selbst gebastelten Pappbuchstaben »Lina« stand. Zusammen hängten wir den Bären an Linas Zimmertür. »Nun ist es so, wie ich es haben will«, sagte ich erleichtert und konnte wieder lächeln. Was hätte ich nur ohne meine Freundinnen gemacht?

    Obwohl ich so übermüdet war, wollte ich unbedingt noch Michael sehen. Am nächsten Tag schon würde die Pressekonferenz sein, und der Gedanke daran machte mich schrecklich nervös. Ich wusste nicht, was mich erwartete, und hatte Angst, dass ich vor laufender Kamera zusammenbrechen könnte.
    Wie immer nahm sich Michael sofort Zeit für mich. Zuerst erzählte ich ihm von dem Tausch und wie genervt ich anschließend von Linas Schreierei gewesen war.
    »Was bin ich nur für eine Rabenmutter, Michael! Die ganze Zeit kann es mir nicht schnell genug gehen, und dann hab ich Lina endlich und bin nur genervt von ihr.«
    »Unter diesen Umständen ist das eine ganz normale Reaktion. Ihr müsst euch doch erst einmal aneinander gewöhnen.«
    Seine Worte entlasteten mich ein wenig. Ein Restgefühl von Schuld blieb allerdings. Schließlich gingen wir zu dem Thema über, welches mir fürchterliche Magenschmerzen bereitete. Michael meinte, dass meine Angst vor der Pressekonferenz ganz normal wäre, vor allem in Anbetracht der Tatsache, was wir gerade alles durchgemacht hatten.
    »Was ich unter keinen Umständen will, ist heulend rausrennen! Das wäre das Schlimmste, was mir in der Situation passieren könnte«, erklärte ich ihm.
    Er versuchte, mir meinen Druck zu nehmen. »Wenn deine Emotionen zu stark werden, kannst du jederzeit das Gespräch abbrechen und Ralf kann alleine weitermachen. Aber am besten machst du dir ein paar Notizen. Überleg dir, welche Fragen kommen könnten und was du darauf antworten willst. Bereite dich vor – damit stärkst du dich.«
    Zusammen dachten wir uns dann Fragen aus, und ich notierte meine Antworten dazu. Nach vier Stunden ging Michael nach Hause und ich fiel wie tot ins Bett.
    Morgen noch die Pressekonferenz, und dann ist es endlich vorbei! Dann beginnt das Leben wieder von vorne , waren meine letzten Gedanken, bevor ich vollkommen erschöpft einschlief.

KAPITEL 33
    I n den letzten Wochen war es mir völlig egal gewesen, wie ich aussah. Es ging mir schlecht, also ließ ich mich gehen – es gab schließlich Wichtigeres. Dieser Tag war der erste, an dem ich mich wieder schick machte. Ich schminkte mich, zog eine braune Stiefelhose und ein weißes Hemd mit einem braunen Pullunder an.
    Theodora hatte die große Ehre, auf Lina aufzupassen. Sie war hin und

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