Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Gitterbett, damit der Dampf Sally erreichte.
Arnold brachte den ersten Topf
mit kochendem Wasser und kam gleich danach mit dem zweiten. Sally keuchte und
weinte noch immer, aber der Dampf begann bald zu wirken, so daß sie leichter
atmete. Wir stellten eine halbe Stunde lang immer wieder neue dampfende Töpfe
unter das provisorische Zelt, bis wir zu unserer Verblüffung merkten, daß die
Kleine eingeschlafen war.
Ihre Mutter vergoß erneut
einige Tränen, und die beiden bedankten sich bei mir, als hätte ich ein Wunder
vollbracht. Ich wehrte lachend ab und erklärte ihnen, dieses alte Hausmittel
stamme von einer früheren Nachbarin, die jetzt leider nicht mehr in unserer
Nähe wohne. Aber ich weigerte mich, ein Glas Wein auf das Wohl dieser Nachbarin
oder auch nur die Tasse Tee zu trinken, die Joan mir unbedingt machen wollte.
Statt dessen trank ich sie mit
Paul, der zu Hause in der Küche saß, aber zu meiner Enttäuschung keineswegs
besorgt wirkte. Nachdem ich ihm alles erzählt hatte, meinte er: »Nur gut, daß
du dich noch an die Sache mit dem Wasserdampf erinnert hast. In
Krisensituationen ist eben immer auf dich Verlaß, mein Schatz .« Aber dann verdarb er alles, indem er behauptete: »Mit solchen Überraschungen
hättest du allerdings rechnen müssen, als du dir in den Kopf setztest, ein
Ferienhaus zu vermieten .« Bevor ich protestieren
konnte, fuhr Paul jedoch lachend fort: »Wie ich wahrscheinlich schon mehrmals
gesagt habe und in Zukunft sagen werde. Komm, wir gehen wieder ins Bett. Es ist
schon zwei Uhr, und wir müssen an morgen denken .« Immerhin hatte er zugegeben, daß in Krisensituationen auf mich Verlaß war — und
dieses Lob aus Pauls Mund bedeutete viel.
Larry reagierte freundlich, als
ich sie am nächsten Morgen anrief, um ihr von meinen Samariterdiensten zu
erzählen. Sie fand die Longs und ihre kleine Tochter reizend, aber sie mußte
sich einen Scherz mit mir erlauben und sagte deshalb in einem Tonfall, den ich
widerstrebend als Imitation meines eigenen erkannte: »Wir müssen vor allem auf
Abstand zu unseren Mietern achten, Larry. Keine Anrede mit dem Vornamen oder
ähnliche Vertraulichkeiten!«
Als Paul zum Mittagessen hereinkam,
nickte er mir geheimnisvoll zu. »Miss Sally Long führt ein aufregendes Leben,
kann ich dir sagen«, begann er. Dann hob er abwehrend die Hand. »Nein, nur
keine Panik! Ihr fehlt nichts — aber sie hat schon wieder ein Abenteuer
überstanden .«
»Heraus mit der Sprache, Paul!
Erzähl mir sofort, was passiert ist !«
»Immer mit der Ruhe, Susan. Du
weißt ja, daß ich kein Talent für dramatische Geschichten habe, die Larry und
du so schön ausschmücken könnt... Ja, nur Geduld, ich bin schon dabei... Heute
morgen bin ich mit Wellblech auf dem Anhänger zur Scheune hinausgefahren, um
die Sturmschäden zu reparieren. Unterwegs bin ich Arnold Long begegnet.
Vornamen scheinen heutzutage die große Mode zu sein, denn er hat sich als erstes
erkundigt: >Wie geht’s Susan ?< Ich habe ihm
versichert, daß es dir ausgezeichnet geht, und wir haben uns einige Minuten
lang unterhalten. Er hat die kleine Sally auf den Schultern getragen und mir
erklärt, er mache mit ihr einen kleinen Spaziergang, damit Joan nach dieser
anstrengenden Nacht ausschlafen könne. Zwei oder drei Minuten später habe ich
gesagt: >Tut mir leid, aber ich muß jetzt weiter. Ich muß meine Scheune
ausbessern — deshalb die Bleche .< «
Daraufhin hatte Arnold ihm
angeboten, ihn zu begleiten und ihm bei der Arbeit zu helfen. »Das macht mir
sogar Spaß«, hatte der junge Mann Paul versichert. »Sally ist noch keine gute
Handwerkerin, aber ich bin ganz geschickt und kann Ihnen außerdem die Gatter
öffnen .« Ich wußte, daß dieses Angebot den Ausschlag
gegeben haben mußte, denn Paul haßte es, bei jeder Fahrt fünf- oder sechsmal
vom Traktor zu steigen.
Arnold Long setzte Sally in
eine Ecke des Anhängers, fand selbst in der anderen Platz und kletterte vor
jedem Gatter vom Wagen. Die beiden Männer reparierten die Sturmschäden an der
Scheune und beluden den Anhänger danach mit dem alten Blech. Auch auf der
Rückfahrt übernahm es Arnold wieder, die Gatter zu öffnen und zu schließen.
Dann hielten sie vor dem
letzten. Arnold hatte es eben geöffnet, als er plötzlich einen lauten Schrei
ausstieß und nach rückwärts deutete. Als Paul sich umdrehte, sah er zu seinem
Entsetzen, daß der Anhänger sich von der Kupplung gelöst hatte und den leicht
abfallenden Weg hinabrollte. Die beiden
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