Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
nickte
Larry mit Verschwörermiene zu und sah dann zu mir herüber.
Aber das ging mich nichts an.
Ich fürchtete, daß Peter die Anwesenheit einer Fremden in seinem Haus als
Zumutung empfinden werde, aber Larry und ich konnten Annette gelegentlich zu
uns einladen, und sie würde vielleicht nicht allzu lange bleiben. Vielleicht
hatte Annette das Landleben schon nach drei, vier Wochen satt und kehrte
dankbar in die elegante Stadtwohnung ihrer Eltern zurück, um sich nach einer
»damenhaften« Beschäftigung umzusehen, wie Mr. North es wahrscheinlich
ausgedrückt hätte. Ich ließ mich schließlich von Tony dazu überreden, Mrs.
North einen taktvollen Brief zu schreiben, während sie selbst an Annette
schrieb und ihr mitteilte, sie könne jederzeit kommen.
»Wahrscheinlich wird’s einen Kampf
mit Papa North geben«, meinte Larry, »weil er bestimmt nicht will, daß Annette
sich hier amüsiert. Aber da Tony Alistairs Tochter ist, kann er keine
ernsthaften Einwände erheben. Wir müssen nur darauf achten, daß ihr Besuch sich
nicht zu lange hinzieht, Susan. Am besten vermeidest du in deinem Brief
genauere Zeitangaben .«
Ich drückte mich entsprechend
vorsichtig aus und bekam einen erleichterten Brief von Mrs. North, während Papa
North direkt an Tony schrieb, um ihr »im Namen unserer Tochter für Ihre freundliche
Einladung zu danken«.
Die Tochter selbst kam eine
Woche später an. Larry und ich hatten bei ihrem Anblick sofort ein schlechtes
Gewissen, weil wir mehr oder weniger deutlich bezweifelt hatten, daß Annette
erholungsbedürftig sein könnte. Vielleicht war sie in Wirklichkeit nur mit den
Verhältnissen in ihrem Elternhaus unzufrieden und hatte den Aufenthalt bei uns
in rosigster Erinnerung; jedenfalls wirkte sie älter als eine Siebzehnjährige
und war blaß und abgemagert.
Peter hatte keine Einwände
gegen diesen Besuch erhoben. Als ich mit ihm darüber sprach und ihm erklärte,
ich hoffte, Annette werde seinen und Tonys Alltag nicht unnötig komplizieren,
schüttelte er lächelnd den Kopf. »Durchaus nicht !« versicherte er mir. »Tony ist froh, wenn sie tagsüber ein bißchen Unterhaltung
hat, und da der Arzt Annette geraten hat, früh zu Bett zu gehen, brauchen wir
keine eintönigen, endlos langen Abende zu fürchten. Sie ist ein nettes Mädchen
und sieht ein bißchen mitgenommen aus, aber wenn sie hier mit Tony reitet und
nicht mehr unter der Fuchtel ihres gräßlichen Alten steht, erholt sie sich
bestimmt bald. Der Kerl ist richtig widerlich«, sagte Peter, der sonst stets
das Gute in seinen Mitmenschen sieht. »Ich kann mir gut vorstellen, daß jedes
lebhafte Mädchen bei diesem Vater trübsinnig wird .«
Annette wurde also bereitwillig
in unseren Kreis aufgenommen. Sie lebte sich gut ein, und es dauerte nicht
lange, bis sie wieder etwas Farbe bekam.
9
Inzwischen hatte das Interesse an
unseren Ferienhäusern keineswegs nachgelassen. Larry und ich hatten zwar nicht
ständig Gäste, aber wir konnten insgesamt mit unseren Einnahmen zufrieden sein.
An langen Wochenenden waren wir stets ausgebucht, und fürs Frühjahr hatten sich
bereits mehrere Familien angemeldet. Insgesamt nahmen wir soviel ein, daß nach
Abzug unserer Ausgaben ein bescheidener Gewinn übrigblieb.
Im allgemeinen hatten wir nette
Gäste, über die wir uns gern unterhielten, wobei wir über ihre Vorurteile
lächelten und uns über ihre seltsamen kleinen Angewohnheiten amüsierten. Wir
waren uns natürlich darüber im klaren, daß die Gäste wahrscheinlich das Gleiche
taten. Es gab allerdings eine unangenehme Episode: Wir mußten Mrs. Burns
gegenüber energisch werden, weil sie sich stets für unsere Mieter interessierte
und sogar nicht davor zurückschreckte, sie unaufgefordert zu besuchen. Einige
Gäste hatten sich schon darüber beschwert, so daß wir endlich etwas dagegen
unternehmen mußten. »Ich rufe sie an«, entschied Larry. »Nein, Susan, keine
Widerrede! Du kannst mich ja bremsen, wenn ich zu ausfallend werde .«
Sie kam sofort zur Sache. »Mrs.
Burns, Susan und ich haben den Eindruck, daß Sie die Situation der Gäste in
unseren Ferienhäusern vielleicht nicht richtig verstehen. Die meisten sind Städter,
die sich einmal von allen Verpflichtungen freimachen und hier ausspannen
wollen. Deshalb legen sie begreiflicherweise keinen Wert auf Besuche von
Einheimischen. Auch wir betreten die Ferienhäuser nur, wenn wir eigens dazu
aufgefordert werden .«
Ich stand so dicht neben Larry,
daß ich Mrs. Burns’
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