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Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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zuverlässig, humorvoll, charakterlich einwandfrei
und stolz darauf, zumindest zu einem Teil von den Eingeborenen Neuseelands
abzustammen.
    War es möglich, daß in letzter
Zeit Wolken am Horizont aufgezogen waren? Miranda war niemals unfreundlich zu
Joe oder sonst jemand, aber sie wirkte desinteressiert, ja geistesabwesend. Man
konnte nicht mehr darauf bauen, daß sie mit Joe zu einer Party oder einem Tanz
kam; statt dessen konnte ihr Begleiter irgendein anderer ihrer Verehrer sein,
und diese Unstetigkeit paßte nicht zu ihr. Die romantische Freundschaft mit Joe
Hinds schien in die Brüche gegangen zu sein; die beiden sprachen zwar noch
miteinander, wenn sie sich zufällig begegneten, aber sie achteten beide sehr
auf Distanz. Das betrübte uns, weil wir uns auf eine große Verlobungsfeier
gefreut hatten. Noch schlimmer war jedoch, daß Pat Harden, der neu in unserer
Gegend war, der augenblickliche Favorit zu sein schien. Er war nicht
unsympathisch, und die Männer sagten, er führe die große Farm, die er zu
verwalten hatte, ganz erstklassig, aber wir hatten trotzdem den Eindruck,
Miranda sei bei Joe besser aufgehoben.
    Obwohl Tony diese Entwicklung
Larry und mir gegenüber laut beklagte, wagte nicht einmal sie, unaufgefordert
mit Miranda darüber zu sprechen. Plumpe Vertraulichkeit war bei ihr unter
keinen Umständen angebracht, denn wir alle respektierten ihre ruhige Würde.
Aber warum weigerte sie sich plötzlich, Joes wahre Qualitäten zu erkennen, und
ließ sich statt dessen von Pats etwas großspuriger, gönnerhafter Zuneigung
umgarnen?
    Da Tony nicht an diesem Drama
teilhaben durfte, mußte sie sich auf Annette Norths trauriges Los
konzentrieren. »Sie schreibt mir oft, aber sie muß die Briefe verstecken, weil
ihr Vater so neugierig ist und sich sofort einbilden würde, irgendein junger
Mann warte nur darauf, sich auf seine Tochter stürzen zu können. Ich habe das
sichere Gefühl, daß wir Annette nie wiedersehen werden .«
    »Da deine Gefühle etwa so
zuverlässig wie die Larrys sind, kann sie jeden Tag hier aufkreuzen«,
antwortete ich.
    Schon am nächsten Tag bekam ich
zu meiner Überraschung einen Brief von Mrs. North, in dem sie mir mitteilte,
Annette werde die Schule verlassen. »Sie kränkelt seit einigen Wochen«, schrieb
ihre Mutter, »und der Arzt hat ihr eine Luftveränderung empfohlen, wobei wir
natürlich sofort an Sie gedacht haben. Glauben Sie, daß Sie unsere Annette für
einige Zeit als Gast bei sich aufnehmen könnten, Mrs. Russell? Ich weiß, daß
Sie eigentlich nicht darauf eingerichtet sind, aber vielleicht können Sie bei
Annette eine Ausnahme machen. Sie spricht so begeistert von den zwei Wochen in
Ihrer Gegend, und der Arzt ist ebenfalls sehr dafür. Sie würde Ihnen
selbstverständlich im Haushalt helfen, und Mr. North ist natürlich bereit, den
geforderten Preis für ihren Aufenthalt zu zahlen. Sprechen Sie bitte auch mit
Mrs. Lee darüber — vielleicht sieht sie eine Möglichkeit, wenn Sie nicht können .«
    Papa North schien ihr den Brief
diktiert oder ihn zumindest abgesegnet zu haben, denn er hatte auf den Rand
gekritzelt: »Sagen Sie bitte ja, ich mache mir solche Sorgen um das Mädchen .«
    Als Larry und Tony am nächsten
Tag zufällig gemeinsam bei mir aufkreuzten, zeigte ich ihnen Mrs. Norths Brief.
»Ich komme mir wie ein Schuft vor, aber ich werde ablehnen«, erklärte ich
ihnen. »Ich kann nicht anfangen, solche Gäste bei uns aufzunehmen, auch wenn
wir das Geld brauchen könnten. Damit wäre Paul auf keinen Fall einverstanden,
Sam wohl auch nicht, Larry ?«
    Larry schüttelte den Kopf, aber
bevor sie sprechen konnte, rief Tony impulsiv aus: »Susan, ich tu’s! Ich nehme
Annette bei mir auf, meine ich. Sie braucht natürlich nichts zu bezahlen,
sondern ich lade sie ein, mich zu besuchen. Wir haben uns sehr gut verstanden,
und ich würde mich freuen, wenn sie ein paar Wochen zu mir käme .«
    »Aber was wird Peter dazu sagen ?« fragten wir im Chor, und ich fügte hinzu: »Wie willst du
ihm beibringen, daß Annette vielleicht für ein paar Wochen bei euch bleiben
wird?«
    »Oh, davon rede ich zunächst
überhaupt nicht«, sagte Tony lachend. »Außerdem versteht Peter sich so gut mit
Annette, daß ich mir in dieser Beziehung keine Sorgen mache. Ich freue mich
schon auf ihren Besuch! Und wißt ihr, was ich mir vorgenommen habe? Ich werde
dafür sorgen, daß Annette ein paar nette junge Leute kennenlernt, damit sie
endlich ein normales Leben führen kann .« Sie

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