Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Schließlich sind sie die einzigen
Jugendlichen in weitem Umkreis .«
»Gut, das gebe ich zu — aber
trotzdem hat alles mit diesem Brief angefangen. Es hat mir wirklich Spaß
gemacht, den gelangweilten jungen Mann aufwachen zu sehen, und Annette ist im
Vergleich zu damals, als sie mit ihren Eltern bei dir war, förmlich aufgeblüht.
Die beiden mußten wachgerüttelt werden, und ich glaube, daß mir das gelungen
ist .«
Obwohl Tony es sich zugute
hielt, Frank und Annette zusammengebracht zu haben, interessierte sie sich im
Grunde genommen doch mehr für ihre Freundin Miranda und deren merkwürdige
Liebesaffäre. Jim Harden schien das Rennen um Mirandas Gunst gemacht zu haben.
War es wirklich möglich, daß dieser gutaussehende, aber etwas oberflächliche
und allzu selbstsichere junge Mann Joe auf den zweiten Platz verdrängt hatte?
Der Entthronte schien damit ganz zufrieden zu sein, denn er verzichtete sogar
darauf, seiner früheren Liebsten schmachtende Blicke zuzuwerfen. Beide waren
mit dem gegenwärtigen Stand der Dinge anscheinend ganz einverstanden, was uns
in bezug auf Joe nachdenklich machte. Hatte er etwa nie die Absicht gehabt,
Miranda zu heiraten, obwohl alle Welt bereits an eine bevorstehende Verlobung
geglaubt hatte?
»Das verstehe ich auch nicht«,
gab Tony zu, als Larry sie danach fragte, »und habe auch nicht den Mut, Miranda
darauf anzusprechen. Du weißt doch, wie reserviert sie sein kann, wenn sie
will. Auf diese Art hat sie bisher alle Fragen abgewiesen, und selbst Auntie
macht sich Sorgen um die beiden, weil sie nicht mehr weiß als wir .«
Wenn nicht einmal Tony wußte,
was zwischen Joe und Miranda vorging, konnten wir anderen nur abwarten, wie
sich die Dinge entwickeln würden. Diese Ungewißheit dauerte noch einige Zeit,
bis Tony eines Tages freudestrahlend mit guten Nachrichten hereingestürzt kam.
»Stell dir vor, mit Joe und
Miranda ist wieder alles in Ordnung, Susan! Die beiden sind endlich verlobt !«
»Und was ist mit Jim Harden ?« erkundigte ich mich. »Hat er den Laufpaß bekommen ?«
»Oh, ich glaube, daß er bald
darüber hinwegkommt, und außerdem hat er sich alles selbst eingebrockt...
Susan, ich muß dir die ganze Geschichte erzählen, obwohl sie ein schlechtes
Licht auf mich wirft. Du weißt doch, daß die Reniers gestern abend eine Party gegeben haben? Peter hat sich
geopfert und ist mit Annette und mir hingegangen .«
»Peter auf einer Party ?« fragte ich erstaunt. »Das nenne ich Selbstüberwindung !«
»Ach, er geht eigentlich ganz
gern unter Leute. Er war natürlich ein bißchen müde, aber es hat sich trotzdem
gelohnt, daß wir hingefahren sind, weil ich etwas sehr Wichtiges mitgehört
habe. Es war zwar nicht für mich bestimmt, aber...«
»Nicht für dich bestimmt ?« wiederholte ich. »Hast du etwa gelauscht, Tony ?«
»Natürlich unabsichtlich !« beteuerte sie. »Ich bin einen Augenblick auf die Veranda
gegangen, weil mir heiß war, und als ich dort im Schatten stand, kam ein Paar
über den Rasen aufs Haus zu. >Soll das etwa heißen, daß du mir einen Korb
gibst ?< fragte der Mann, den ich zuerst für einen
Fremden hielt, bis ich Jim Harden erkannte. >Warum nicht ?< antwortete Miranda spöttisch. >Du hast doch nicht etwa eine Maori heiraten
wollen? Weißt du nicht mehr, daß du mir schon zu Anfang unserer Bekanntschaft
erklärt hast, für dich gebe es keine Mischlingsehe ?< — >Aber... aber du bist doch mit mir ausgegangen...< — >Nicht nur mit
dir, Jim. In letzter Zeit allerdings öfters mit dir, weil ich dachte, du
hättest eine Lektion nötig .< — >Du hast’s also
mit Absicht getan, weil ich etwas gegen Maoris habe? Darüber hätte ich in
diesem Fall hinweggesehen .< — >Wirklich sehr
freundlich von dir! Aber ich könnte keinen Mann heiraten, der sich schämt, weil
ich Maoriblut in den Adern habe. Ich bin stolz darauf! Du sprichst gern von
meinen englischen Verwandten, weil einer von ihnen sogar einen Adelstitel hat.
Aber ich bilde mir viel mehr auf meine Maorivorfahren ein! Deshalb werde ich
einen Mann heiraten, der ähnlich empfindet .< «
Tony machte eine Pause und warf
mir einen um Entschuldigung bittenden Blick zu. »Du kannst dir vielleicht
vorstellen, wie mir in diesem Augenblick zumute gewesen ist, Susan. Ich durfte
mich nicht plötzlich zeigen und wollte andererseits nicht noch mehr
mithören...«
»Das will ich hoffen!
Andererseits hast du gehört, was wir uns im stillen alle gewünscht haben. Aber
wie ist es dann weitergegangen
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