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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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um und sah Dylan und seine Truppe auf sich zukommen. Seine drei Freunde trugen alle einen Ohrring im linken Ohr wie Dylan auch, und alle vier grinsten selbstgefällig.
    »Wie geht es dir, Hannah?«, fragte Dylan. »Ich hätte nie gedacht, dass ich dich mal in einem Pub treffe.«
    »Ach, wirklich?«, sagte Hannah. »Und warum, wenn ich fragen darf?«
    »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du ein Sozialleben hast. Ich freue mich, dass du dich amüsierst.« Dylan grunzte etwas Unverständliches zu seinen Freunden, als sie sich in Richtung Theke in Bewegung setzten, und zog an Hannah gewandt eine Augenbraue hoch. »Willst du mich nicht deinem Begleiter vorstellen?«
    Hannah seufzte. »Dylan, das ist Harrison. Harrison, das ist mein Stiefbruder.«
    »Es ist wirklich rührend, dass du mich so nennst«, sagte Dylan, »aber da deine Mutter und mein Vater nie geheiratet haben, bist du eigentlich gar nicht meine Stiefschwester.«
    »Es erspart Erklärungen«, sagte Hannah. »Es wäre schrecklich, wenn die Leute denken, ich hätte dich mir freiwillig ausgesucht.«
    »Ist sie nicht süß?«, sagte Dylan zu Harrison. »War nett, dich kennenzulernen. Ich hätte nicht gedacht, dass Hannah Freunde hat.« Dylans Augen wanderten kurz zu dem Spiegel gegenüber, und er strich sich übers Haar. »Bis bald.«
    Hannah sah ihm nach. »Das Problem mit Familie ist«, sagte sie, »dass man sich mit Menschen abgeben muss, mit denen man normalerweise nicht reden würde.«
    »Da würde Dylan dir bestimmt zustimmen«, sagte Harrison. Er öffnete die Tüte mit Nüssen, die Hannah gekauft hatte. »Ich finde, du hast eigentlich Glück mit deiner Verwandtschaft. Ich mochte die, die ich in Bath kennengelernt habe, und ich liebe deine Mutter.«
    »Aber nur, weil sie dich jedes Mal zum Essen eingeladen hat, wenn sie hier war.«
    »Ich mag sie einfach«, beharrte Harrison. »Sie ist lustig und nett. Ich werde nie vergessen, wie anständig sie sich benommen hat, als ich an deinem einundzwanzigsten Geburtstag den Rotwein auf dem Teppich verschüttet habe. Keine Ahnung, wie sie die Flecken wieder rausbekommen hat.«
    Hannah nickte. »Im Fleckenentfernen ist sie spitze.«
    »Sie ist wie du«, sagte Harrison.
    »Ich habe keine Ahnung von Fleckentfernung.«
    »Nein, aber …«
    »Sie ist mir überhaupt nicht ähnlich, außer in der Größe. Wir sind beide klein. Aber sie ist blond, und ich bin dunkel.«
    »Ich meine nicht im Aussehen. Ich meine, sie ist wie du. Behandelt dein Bruder sie immer noch wie ein menschliches Meerschweinchen?«
    Bei seinem letzten Besuch in Oxford hatte Jacob über ein Buch geredet, das er gerade las. Es ging darum, dass sich Tricks aus der Raubtierzähmung auch auf Menschen anwenden ließen. Er hatte mehr oder weniger zugegeben, dass es zu Hause sehr gut funktionierte.
    »Ich vermute mal«, sagte Hannah düster. »Vor ein paar Monaten war Mum beunruhigt, weil Jacob ständig bei seiner Freundin ist. Dann hat sie sich auf einmal Sorgen gemacht, weil Jacob angeblich in der Schule gemobbt wird.«
    »Und wurde er gemobbt?«
    »Ich bezweifle es. Jacob lebt so sehr in seiner eigenen Welt, dass er wahrscheinlich gar nicht mitkriegen würde, wenn es so wäre.«
    Harrison schüttelte den Kopf. »Jacob ist wie eins dieser unheimlichen außerirdischen Kinder in Das Dorf der Verdammten . Bestimmt wird er mal so ein gruseliger Fernsehhypnotiseur, der die Frauen dazu bringt, sich in ihn zu verlieben.« Er lächelte Hannah an. »Ich wünschte, ich könnte das.«
    »Das wird schon«, versicherte Hannah ihm. »Nach Ludovic dachte ich, dass ich niemals wieder jemanden finde werde und jetzt … habe ich Alfie kennengelernt. Er ist perfekt für mich.«
    »Das ist wunderbar«, sagte Harrison. »Wenn ich mich recht erinnere, hast du das über Russell auch gesagt.«
    »Habe ich nicht.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hast du das über Ludovic auch gesagt.«
    »Diesmal«, sagte Hannah, »ist es etwas anderes.«
    Kitty war nur wenige Zentimeter größer als Hannah, kurzsichtig und so dünn, dass sie aussah wie eine Feder im Wind. In ihrem Fall täuschte die äußere Erscheinung definitiv. Die klaren, blauen Augen hinter den runden Brillengläsern blickten scharf und konzentriert in die Welt, und in einem früheren Leben hätte sie gut eine Boudicca oder Jeanne d’Arc sein können. Sie war stets bereit, gegen Grausamkeit oder Ungerechtigkeit zu kämpfen. Für jemanden wie Kitty grenzte es an Folter, Ungerechtigkeiten hinzunehmen. In ihrer

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