Überraschung kommt selten allein
vorzugsweise bei einem sehr großen Glas Wein.
In ihrer gegenwärtigen Stimmung beschloss Alberta, nicht wie geplant schicklich Unkraut zu jäten, sondern sie marschierte mit einem Spaten ganz nach hinten in den Garten und verbrachte ein paar befriedigende Stunden damit, den Giersch auszugraben und sich vorzustellen, die schlaksigen Stängel, die sie in die Schubkarre beförderte, seien Gliedmaßen von Joan Cartwright. Sie schaute überrascht auf, als Marma sie zum Lunch ins Haus rief. Erstaunlich, wie schnell die Zeit verging, wenn man wütend war. Auf dem Weg zurück ins Haus überlegte sie, ob es eine taktvolle Art gab, ihre Mutter auf ihren Exlover anzusprechen.
Als sie sich an den Tisch setzte, wurde ihr klar, dass es keine taktvolle Art gab. »Marma«, sagte sie, »ich will nicht wieder fahren, ohne das Interview mit Peter Repton angesprochen zu haben. Ich will dir nur sagen, dass ich es ungeheuerlich fand und kein Wort geglaubt habe. Ich glaube, der Mann ist ein totaler Idiot. Ja, eigentlich kommst du sogar ziemlich gut dabei weg.«
Marma stellte den Zwiebelkuchen auf den Tisch und zog die Ofenhandschuhe aus. »Würdest du den Salat anmachen, Alberta?«, bat sie. Sie schnitt zwei Stück Kuchen ab und balancierte eines auf Albertas und eines auf ihren Teller.
Alberta machte den Salat an, nahm sich davon und reichte die Schüssel ihrer Mutter.
»Danke«, sagte Marma. Sie nahm sich ebenfalls Salat, trank einen Schluck Wein und aß ein Stück vom Zwiebelkuchen. »Und«, fragte sie, »wie schmeckt er?«
»Köstlich«, sagte Alberta.
Marma wandte den Blick zum Fenster. »Das meiste, von dem, was er sagt, ist wahr«, sagte sie. »Ich wünschte, es wäre anders. Ich rede nicht besonders gern darüber, weil es mich an eine Zeit erinnert, in der ich mich sehr töricht benommen habe. Und es ist ein wenig beschämend, dass die ganze Welt – und nicht zuletzt meine eigene Tochter – jetzt weiß, wie schrecklich dumm ich war.«
»Genau deswegen habe ich es angesprochen«, sagte Alberta. Sie machte eine Pause. Sie hatte viel Zeit damit verbracht, sich auf dieses Gespräch vorzubereiten, und wollte es jetzt nicht vermasseln. »Du warst eine Frau in den besten Jahren und vermutlich nicht so glücklich, wie du es dir gewünscht hast. Ich verstehe das. Mir geht es genauso. Ich habe mich entschieden, Tony und Bath zu verlassen, mein Leben zu ändern und nach London zu ziehen. Du hast dich in einen Mann verliebt, der sich als totale Pleite erwiesen hat. Deswegen bist du nicht dumm. Die meisten Frauen verlieben sich irgendwann in ihrem Leben in ein Scheusal. Und ich wette, die meisten Frauen, die das Interview lesen, wären entsetzt, dass er so ungalant ist und eure Affäre öffentlich ausbreitet. Du hattest bestimmt deine Gründe dafür, Pa untreu zu sein, und ich erwarte nicht, dass du sie mir nennst.« Alberta zögerte, falls Marma ihr doch die Gründe nennen wollte; wenn, war sie sofort bereit zuzuhören. »Du musst aber eins wissen: Es gibt nichts, wofür du dich schämen musst, und du solltest nicht zulassen, dass du wegen dieser Ratte nicht mehr in den Dorfladen gehst. Und wenn du wirklich das Gefühl hast, hier nicht mehr glücklich sein zu können, dann solltest du vielleicht wirklich nach London zu Christopher und Helen ziehen.«
»Darf ich dich etwas fragen?«, sagte Marma. »Habt ihr – du und Tony – euch deswegen getrennt? Weil du das Gefühl hattest, nicht so glücklich zu sein, wie du es dir gewünscht hättest?«
Alberta seufzte. »Wir wussten immer«, sagte sie, »dass wir eher aus Trost als aus Liebe zusammen waren. Wir haben beide noch unsere ersten Partner geliebt. Unter den Umständen ist es eigentlich unglaublich, dass es so lange gehalten hat.«
»Ich glaube nicht, dass das stimmt«, sagte Marma. »Ich habe Tony immer gemocht. Er ist ein guter Mann. Wusstest du, dass er mich beinahe jede Woche angerufen hat, seit dein Vater tot ist?«
»Nein«, sagte Alberta, »das wusste ich nicht.«
»Ich dachte immer, ihr beide ergänzt euch perfekt. Dann wart ihr also zusammen, um euch gegenseitig zu trösten. Ist das so schrecklich? Zusammenzubleiben, weil man sich wohl miteinander fühlt, wird viel zu wenig geschätzt.« Sie trank einen Schluck Wein. »Er wird in ein paar Wochen im Fernsehen auftreten.«
Alberta warf ihrer Mutter einen erschrockenen Blick zu. »Wer? Tony?«
»Peter«, sagte Marma. »Peter Repton. Irgendeine Talkshow hat ihn eingeladen. Sie wollen, dass er über seine Große Affäre
Weitere Kostenlose Bücher