Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
Vom Netzwerk:
bedecken. Tracy murmelte etwas, das vielleicht auf Wiedersehen heißen könnte, und folgte ihrer Freundin nach draußen.
    Alberta füllte eine braune Papiertüte mit Zwiebeln.
    Mrs. Webster hüstelte verlegen. »Es tut mir leid«, sagte sie. »Die Leute reden gerne, und über Lady Trussler, das wissen Sie ja, gibt es so viel zu reden. Kathryn und ihre Freundinnen bekommen alles Mögliche mit, und irgendwie scheinen sie immer gerade da zu sein, wo getratscht wird.«
    Alberta stellte die Tüte mit den Zwiebeln auf den Tresen und sagte: »Ich nehme mir draußen ein Körbchen Himbeeren mit.«
    Mrs. Webster wurde puterrot. »Nur weil die Leute reden … Sie sollen nicht denken … Ich fand immer, dass Ihre Mutter eine sehr nette Frau ist, und das finde ich noch, egal was die meisten Leute hier sagen.«
    Mrs. Webster mochte so sensibel wie einer der Orang-Utans aus dem Film am vergangenen Abend sein, aber sie meinte es gut, und obwohl Albertas Augen bei dem Hinweis auf ›die meisten Leute‹ funkelten, nickte sie nur und holte ihr Portemonnaie aus der Tasche. Als sie nach draußen kam, sah sie die beiden Mädchen auf der Bank am Teich sitzen. Ob es dieselben waren, über die Christopher sich neulich so geärgert hatte?
    Sie lief zurück nach Hause und versuchte, sich vorzustellen, wie ihre Mutter sich fühlen musste. Marma war ständig in den Laden gegangen. Christopher hatte Alberta gewarnt, dass der Tratsch im Dorf widerwärtig geworden war, und Alberta hätte merken müssen, dass Marma nicht mehr gerne im Dorf einkaufen ging. Marma hatte immer etwas Weltfremdes gehabt, eine Fähigkeit, durchs Leben zu segeln, unbeeindruckt davon, wie andere Menschen sie wahrnahmen. Doch jetzt schien sie verletzlicher, als Alberta gedacht hatte.
    Und was war das hier für eine unbarmherzige Gemeinschaft! Marma war trotz all ihrer Fehler eine liebenswürdige und höfliche Frau, die im Traum nicht darauf käme, Leute danach zu beurteilen, welche Gerüchte über sie im Umlauf waren. Vielleicht hatte sie recht mit der Überlegung, das Dorf zu verlassen. Es war offensichtlich, dass das Dorf sie nicht verdiente.
    Vor dem Haus der Cartwrights blieb Alberta stehen und bog spontan in die Auffahrt ein. Jemand im Haus hatte sie beobachtet. Die Tür öffnete sich, kaum dass sie geklingelt hatte. Maurice lächelte und sagte: »Hallo!«
    Joan trat hinter ihrem Mann hervor. »Alberta! Wie geht es dir?«
    »Danke, sehr gut«, sagte Alberta. »Ich besuche Marma und dachte, es wäre doch schön, wenn ihr beide heute Abend auf einen Drink vorbeikommt. Ich reise morgen wieder ab, und ich fände es zu schade, wenn ich fahre, ohne euch gesehen zu haben.«
    Wenn Joan verlegen oder überrascht über die Einladung war, zeigte sie es nicht. »Das ist sehr nett von dir«, sagte sie, »und du kennst mich gut. Ich rede nicht gern um den heißen Brei herum. Ich finde, es wäre pure Heuchelei, wenn wir kämen, und wenn ich eines nicht bin, dann eine Heuchlerin. Du tust mir leid, und deine Kinder tun mir leid. Ich muss dir sagen, dass deine Eltern sich als ein ganz anderes Paar entpuppt haben, als das, das wir für unsere Freunde gehalten haben. Um ehrlich zu sein«, sagte Joan mit einem Seufzer, »hätten wir gewusst, wie dein Vater war, hätten wir uns von ihm ferngehalten. Und jetzt hat sich gezeigt, dass auch deine Mutter keinerlei Wert auf Würde und Anstand legt. Unter diesen Umständen wäre es durch und durch falsch, Philippas Gastfreundschaft anzunehmen. Vielleicht ist es unfair, aber ich habe das Gefühl, als hätten sie unser Vertrauen die ganzen Jahre missbraucht. Ich weiß, für dich muss das alles furchtbar unangenehm sein, doch ich will offen zu dir sein.«
    »Ich versichere dir«, sagte Alberta, »dass ich und meine Kinder dir nicht leidtun müssen. Hannah und Jacob und ich sind sehr stolz auf Pa und Marma. Und wenn ich deinem Beispiel folgen und genauso offen sein darf …«
    »Natürlich darfst du«, sagte Joan gnädig.
    Alberta machte eine Pause, um sich eine angemessen beißende und überlegene Zusammenfassung ihrer Gedanken zu überlegen. »Leckt mich«, sagte sie. »Leckt mich doch beide kreuzweise.«
    Bis sie zu Hause war, hatte sie sich wieder beruhigt. Sie erzählte Marma, dass sie den Spaziergang genossen und Mrs. Webster nach ihr gefragt habe. Doch durch den Besuch bei den Cartwrights hatte sich ein Gefühl herauskristallisiert, das schon seit ihrer Ankunft in ihr rumorte. Sie würde das Interview mit Repton ansprechen müssen –

Weitere Kostenlose Bücher