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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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unfreundlich zu ihr war, keinen Gedanken wert war, und das galt insbesondere für Joan und Maurice Cartwright.
    »Joan ist mir egal«, antwortete Marma. »Maurice fehlt mir.«
    Erst da begriff Alberta, dass sie die Ehe ihrer Eltern wahrscheinlich nie verstehen würde und wahrscheinlich auch nie erfahren würde, was wirklich passiert war, als Marma für ein Jahr nach Kanada fuhr. Aber was sie begriff, war, dass sie ihre Mutter nicht unglücklich sehen wollte und von jetzt an alles dafür tun würde, um ihr das Leben leichter zu machen. Als sie in den Zug stieg, fielen ihr die Worte des rothaarigen, englischen Jungen vor langer Zeit auf Mallorca ein. Sie lehnte sich aus dem Fenster, winkte Marma und rief: »Te quiero!«

19
    ~~
    Die schöne Blonde
    A lles in allem, entschied Alberta, war es gut, dass ihre ersten Tage im neuen Job so chaotisch verliefen.
    Während des Bewerbungsgesprächs hatte sie herausgefunden, dass ihre neue Arbeitgeberin neun Jahre jünger war als sie. Francesca hatte sie gewarnt; sie würde manchmal abends und am Wochenende arbeiten müssen, und es sei eine körperlich anstrengende Arbeit. Alberta ging mit dem Gefühl, alt, ausgelaugt und müde zu sein aus dem Gespräch und war überrascht, als sie zwei Tage später die Stelle angeboten bekam. Sie merkte sehr wohl, wie verblüfft Francesca war, dass sich jemand in ihrem Alter über einen Job freute, der so unregelmäßige und anstrengende Arbeitszeiten hatte. Alberta erklärte ihr, sie suche nach einer Herausforderung, was besser klang als, sie suche einen Job, der sie so müde machte, dass sie nicht mehr darüber nachdenken konnte, wie sie es geschafft hatte, ihr Leben so grandios zu vermasseln.
    Angesichts der schillernden Francesca und der großartigen Zweitköchin Jo fühlte sich Alberta so alt wie Methusalem und hatte ihrem ersten Tag dort skeptisch entgegengesehen. Tatsächlich hatte sie von dem Augenblick an, als sie in dem Gewerbegebiet von Vauxhall angekommen war, keine Minute Zeit für irgendwelche Befindlichkeiten mehr gehabt. Am Mittwoch kochten sie und Jo Suppe und Fischpasteten in industriellen Mengen. Nebenbei machten sie noch Schokoladenrollen für siebzig Personen, einhundert Minipfannkuchen à la Peking Ente mit Dip, einhundert Würstchen im Schlafrock und genug geräucherte Makrelenpastete, um ihr für mindestens einen Monat den Appetit darauf zu verderben. Am Donnerstag bereiteten sie ein Abendessen für fünfzig Personen vor und begleiteten Francesca und eine kleine Armee von umwerfend hübschen Kellnerinnen – die meisten Studentinnen oder ums Überleben kämpfende Schauspielerinnen – zu dem Event. Am Freitag waren es nur Canapés, und am Samstagmorgen bereiteten sie das Essen für einen Kindergeburtstag am Nachmittag zu, an dem Alberta Gott sei Dank nicht teilnehmen musste.
    Am Samstagabend, nach getaner Arbeit, war sie ziemlich sicher, dass Francesca nicht länger befürchtete, sie sei zu alt für den Job. Und sie wusste auch, dass sie und Jo, obwohl sie zwanzig Jahre trennten, ausgesprochen gut harmonierten. Besser noch, in Francesca hatte sie eine Chefin, die hart arbeitete, offen redete und deren Meinung sie schätzte. Zu Hause sank sie völlig erschöpft vor den Fernseher ihres Bruders. Sie war dankbar, dass Christopher und Helen übers Wochenende nach Hampshire gefahren waren. Sie aß ein Omelette zum Abendessen, schaute einen fürchterlichen Film über ein Paar, das sich gegenseitig umbringen wollte, und ging um zehn ins Bett.
    Zwei Wochen später rief sie Tony an. »Bertie!«, sagte er enthusiastisch, doch dann verstummte er, als wüsste er nicht, wie er fortfahren sollte.
    »Ich habe am Montag einen Tag frei«, sagte sie, »und will …«
    »Wie ist der Job? Ist es ein großer Unterschied zu Bath?«
    »Ich muss viel härter arbeiten und liefere keine Apfelkuchen mehr an nette, alte Damen oder verhungernde Witwer. Jetzt sind es schicke Charity Events, gehobenes Business Catering, Hochzeitsfeiern und Partys. Letzte Woche habe ich an drei Abenden gearbeitet. Deswegen gibt mir Francesca am Montag frei. Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich gerne nach Bath kommen und ein paar Sachen holen würde. Ich habe doch tatsächlich meinen Mantel vergessen.«
    »Bertie«, sagte Tony, »wie schön, aber du brauchst mir wirklich nicht Bescheid zu sagen, wenn du hierherkommen willst. Du hast einen Schlüssel. Du kannst kommen, wann immer du willst. Es war wer weiß wie lange dein Zuhause.«
    »Nun«, antwortete Alberta,

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