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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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hatte über die Verhältnisse geklagt und ihm erzählt, sie müsse wohl umziehen. Er hatte zugehört und dann beiläufig gesagt: »Warum ziehst du nicht zu mir? Wir können unsere gebrochenen Herzen zusammenschmeißen. Ich habe keine Lust mehr, für mich allein zu kochen.« Sie fragte: »Meinst du das ernst?« Und er antwortete: »Natürlich.« Und selbst nach ihrem Einzug war sie sich nicht sicher, ob er es wirklich ernst meinte. Das Ärgerliche an Tony war, dass er immer so klang, als wäre das alles nicht so wichtig, und es schien beinahe unmöglich, ihn festzunageln. Sie hatte nie gewusst, was er für sie empfand. Sie wusste es bis heute nicht. KOMMST DU zu mir zurück? Bist du WEIHNACHTEN da?
    Alberta öffnete das Päckchen und zog eine DVD heraus. Ein anderer Mann, eine andere Frau . Auf der Rückseite klebte ein Zettel.
    Ich dachte, vielleicht magst du zur Abwechslung mal einen französischen Western sehen. Es tut mir sehr, sehr, sehr, sehr, sehr, sehr leid.
    Dein Tony
    Sie holte ihr Handy heraus und blickte es eine lange Zeit an, ehe sie sich für die richtigen Worte entschieden hatte. Dann schickte sie die SMS ab. »Entschuldigung und Geschenk angenommen. Weihnachten in Bath ist okay. Habe meinen silbernen Becher mitgenommen.«
    Zurück in Brixton packte sie ihre Beute aus: den Silberbecher, ihre Kochbücher von Elizabeth David, den kleinen Marmorbuddha, den Marma ihr während ihrer Religionsphase geschenkt hatte, die braunen Lederstiefel, einen Überwurf für ihr Bett und das Foto in dem silbernen Rahmen, das in Bath ganz hinten in ihrem Schrank gelegen hatte.
    Das Foto war drei Monate vor Eds Tod entstanden. Er lachte in die Kamera, und sie und Hannah lachten ebenfalls. Alberta hatte es jahrelang versteckt, weil sie befürchtete, das offenkundige Glück und die Lebensfreude, die die Linse eingefangen hatte, könnte ihr Leben nachteilig beeinflussen. Was eigentlich dumm war, denn Tony gehörte nicht zu den Männern, die eifersüchtig waren oder sich durch einen anderen bedroht fühlten.
    Sie stellte den Rahmen auf das Regal neben den Buddha und betrachtete das Gesicht ihres verstorbenen Mannes. Wusste er damals, dass Marma sich mit seinem Freund eingelassen hatte? Sosehr sie sich auch bemühte, nur gute Absichten darin zu sehen, fand sie es zunehmend beunruhigend, dass er ihr nichts über seine Rolle in der Ehekrise ihrer Eltern erzählt hatte. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie sein Schweigen damit rechtfertigen konnte, dass er sie schützen wollte. Ihr drängte sich der Gedanke auf, dass das, wenn es stimmte, eine ziemlich überhebliche Haltung war. Sie musterte das Gesicht ihres Mannes aufmerksam. Er sah auf keinen Fall so aus, als verberge er ein Geheimnis vor seiner Frau. Andererseits sah er auch nicht so aus, als könnte er den Liebhaber seiner Schwiegermutter erpressen.
    Sie erschrak, als ihr Handy klingelte, und als sie Marmas Stimme hörte, sagte sie spontan: »Wie lustig! Ich habe gerade an dich gedacht!«
    »Oje«, sagte Marma. »Das hört sich gar nicht gut an.«
    »Im Gegenteil. Kann ich dich am Wochenende besuchen?«
    »Das wäre wunderbar! Dann …« Marma machte eine Pause. »Soll ich eine Sendung für dich aufnehmen? Erinnerst du dich, dass man mich gefragt hat, ob ich in dieser Talkshow zusammen mit … mit Peter Repton auftrete? Sie kommt morgen früh im Fernsehen.«
    »Mach dir keine Mühe«, sagte Alberta. »Ich kann nicht bis zum Wochenende warten. Ich nehme es selber auf und schaue es mir am Abend an. Versprichst du mir, dass du nicht plötzlich doch da auftauchst?«
    »Ich kann gar nicht.« Das klang ziemlich wehmütig. »Der Klempner kommt wegen der Waschmaschine.«
    »Dem Himmel sei Dank dafür«, sagte Alberta. »Dann kann ich heute Nacht friedlich schlafen.«
    Tatsächlich schlief Alberta gar nicht friedlich in dieser Nacht. Sie schlief unruhig, und ihr Schlaf war von Alpträumen durchsetzt, in denen ein Peter Repton, der Clark Gable sehr ähnlich sah, an Weihnachten in Bath hinter bedrohlichen Schneemännern hervorsprang, während Tony sie in der Küche mit Weihnachtsplätzchen bewarf.
    Am nächsten Abend setzte sie sich mit einem Glas Rotwein und einer Pizza ins Wohnzimmer. Christopher und Helen hatten beide Verabredungen. Christopher hatte vorgeschlagen, die Sendung am nächsten Abend zusammen anzuschauen, doch Alberta konnte nicht so lange warten. Sie schob das Video ein und machte es sich gemütlich, um den früheren Liebhaber ihrer Mutter im Fernsehen zu sehen.
    Die

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