Überraschung kommt selten allein
Moderatorin war eine süße, knuddelige Frau, die angeregt mit ihren Gästen plauderte, während der Vorspann lief. »Guten Morgen und herzlich willkommen! Ich bin Peggy Painter und habe heute Morgen eine wunderbare Gästeschar für Sie eingeladen! Ich werde mit einer der heißesten Fernsehschauspielerinnen sprechen, die wir derzeit haben. Sie sagte mir, sie hat es satt, nur ein Sexsymbol zu sein, und möchte ernst genommen werden. Sie hat diese Woche eine ausgesprochen freche Fitness- DVD herausgebracht und versprochen, uns etwas daraus zu zeigen! Außerdem spreche ich mit einem Pfarrer, der nach fünfundzwanzig Jahren seine Frau verlassen hat, um mit einem seiner Chorknaben zusammenzuleben, der fünfundzwanzig ist – was für ein Zufall! Er glaubt, dass Gott seine Entscheidung gutheißt, und Sie können es bestimmt kaum erwarten zu erfahren, warum! Aber zuerst …« Peggy machte eine Pause, um ein kräftiges Bein über das andere zu schlagen. »Viele von Ihnen haben sicher von dem schockierenden Tod des zweiundachtzigjährigen Lord Trussler gelesen, ehemaliger Minister unter drei konservativen Premierministern und in den letzten Jahren berühmt für seine Auftritte in Question Time und Newsnight . Er starb unter peinlichen Umständen in einem gewissen Etablissement in Südlondon, während er mit einer Prostituierten im Bett lag.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Ich war sicherlich nicht die Einzige, die großes Mitgefühl mit seiner Witwe hatte. Vor einigen Wochen haben wir etwas mehr über die Familie Trussler erfahren, als mein nächster Gast enthüllte, dass er einst Lady Trusslers Liebhaber war. Er ist heute hier, um mit uns darüber zu sprechen. Bitte begrüßen Sie Peter Repton!«
Die Kamera schwenkte zu dem Mann neben ihr auf dem Sofa, der traurig, ja beinahe erschöpft lächelte. Alberta betrachtete ihn mit Abscheu. Sie konnte sich vorstellen, wie er das Lächeln vor dem Spiegel geübt hatte.
»Ehe wir anfangen«, sagte Peggy, »möchte ich Ihnen mein Mitgefühl aussprechen. Wie ich hörte, haben Sie sich erst kürzlich von Ihrer Frau, der Juwelenerbin Penelope Dangerfield, getrennt. Das tut mir leid.«
»Danke.« Peter Repton beugte leicht den Kopf.
»Doch heute«, fuhr Peggy fröhlich fort, »möchten wir mehr über die überraschende Enthüllung Ihrer Affäre mit Lady Trussler hören. Eine faszinierende Geschichte, denn Sie waren gut befreundet mit Lady Trusslers Schwiegersohn, nicht wahr? Eine merkwürdige Situation, finden Sie nicht?«
»Ja, das war es wohl«, sinnierte Peter. »Für mich war Philippa nie Eds Schwiegermutter. Für mich war sie einfach eine Frau, wunderschön, schüchtern, blond und sehr traurig …«
»… Und zwanzig Jahre älter als Sie.«
»Der Altersunterschied hat für mich nie eine Rolle gespielt. Wir haben uns auf einer Party kennengelernt und ineinander verliebt. Ich erinnere mich an jede Minute dieses Abends. Ich musste sie die ganze Zeit anschauen, und als sie herüberkam und mich anlächelte, war es um mich geschehen.«
Peggy seufzte. »Das klingt so romantisch.«
»Was soll ich sagen?« Peter zuckte leicht mit den Schultern. »Das war es.«
»Trotzdem«, Peggy beugte sich vor, »war die von Ihnen Angebetete eine dreiundfünfzigjährige Mutter zweier Kinder und die Frau eines der mächtigsten Männer in der konservativen Partei, während Sie einfach ein junger, aufstrebender Politiker waren. Hatten Sie denn gar keine Skrupel?«
»Nein, die hatte ich nicht.« Peter lächelte entschuldigend. »Ich war ein junger, verliebter Mann. Wenn man jung ist, interessiert einen die Vernunft nicht. Wenn man jung ist, kann man ziemlich wild sein.«
»Da haben Sie sicher recht, aber Lady Trussler war nicht jung, und doch war sie – wie Sie sagen – ebenfalls ziemlich wild.«
Peter nickte und lachte kurz auf, als wäre er in fernen Erinnerungen versunken. »Wir hatten schon Spaß.«
Alberta rief: »Arschloch!« , und merkte, dass sie den Mann hasste, der da so selbstgefällig vor ihrer Nase grinste.
»Da bin ich mir sicher«, sagte Peggy. Sie klang neidisch. »Hat Lady Trussler mit Ihnen über ihre Ehe gesprochen?«
»Das hat sie«, antwortete Peter. »Sie hat mir Dinge erzählt, bei denen es mir eiskalt den Rücken herunterlief …« Er brach ab und seufzte schwer. »Es tut mir leid. Mir ist nicht wohl dabei, so intime Details auszubreiten, die mir im Vertrauen erzählt wurden.«
»Heuchler!« , brüllte Alberta.
Peggy nickte mitfühlend. »Das verstehe ich. Warum haben
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