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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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getan hast, und du musst damit leben, dass du sie nicht um Verzeihung bitten kannst, weil du es eigentlich gar nicht wissen darfst.«
    Alberta seufzte tief. »Christopher«, sagte sie, »es ist mir egal, ob du mir glaubst oder nicht – nein, eigentlich ist es mir nicht egal –, aber seit ich in London bin, habe ich mich um ein besseres Verhältnis zu ihr bemüht. Ich habe ihr übelgenommen, was damals passiert ist, und das war wahrscheinlich armselig, aber jetzt tue ich es nicht mehr. Und seit einiger Zeit hege ich keinen Groll mehr gegen sie. Er … er ist einfach weg .« Sie zog ein Taschentuch aus dem Ärmel und putzte sich kräftig die Nase. »Als Hannah mir erzählte, was in dem Artikel steht, ist mir schlecht geworden, und ich vermute, mir wurde schlecht, weil ich wusste, dass ich es nicht ertragen könnte, wenn Marma denkt, dass ich so etwas sage . Das ertrage ich wirklich nicht.«
    »Alberta«, sagte Christopher, »bitte hör auf zu weinen.«
    Alberta schniefte. »Tut mir leid.«
    »Mir tut es auch leid. Ich war ungerecht. Ich war wütend. Das passiert mir nicht oft.«
    »Ich weiß«, sagte Alberta. »Mir auch nicht.«
    »Oje«, sagte Christopher, »wir sind nicht besonders gut in solchen Sachen, oder? Helen sagt immer, ich sei zu zugeknöpft, um offen zu reden, aber bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen ich aufgeknöpft bin, fällt es mir ungeheuer schwer, die Knöpfe wieder zu schließen. Warum kommst du nicht zum Essen rüber? Helen kann für uns kochen.«
    Alberta verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Nichts gegen Helens Kochkünste, aber es wäre mir lieber, wenn ihr beide zum Abendessen zu mir kommt.«
    »Ehrlich gesagt«, antwortete Christopher, »wäre mir das auch lieber.«
    »Kommt doch am nächsten Freitag. Ich bin ziemlich sicher, dass ich da freihabe. Besprich es mit Helen. Und Christopher …«
    »Ja?«
    »Als Ed die Reise nach Kanada für Marma beschlossen hat, hat er dich da vorher angerufen?«
    Christopher antwortete nicht sofort, dann folgte ein vorsichtiges: »Ja.«
    »Hat er mit dir geredet? Wie war er?«
    »Er war sehr geschäftsmäßig und sachlich. Er sagte, er und Pa wollten dich da raushalten. Meinte, es würde dich nur aufregen. Ich weiß noch, dass ich mich ziemlich darüber geärgert habe, dass Pa es mir nicht selber gesagt hat.«
    »Verstehe. Danke, Christopher. Ich mache jetzt Schluss.«
    »Gut. Ich melde mich wegen Freitag.«
    Alberta legte das Telefon aufs Sofa und wischte sich die Augen mit den Händen ab. Als das Telefon erneut läutete, spürte sie, wie erschöpft sie war. Sie war versucht, es einfach klingeln zu lassen, doch dann war sie froh, dass sie es nicht getan hatte.
    »Alberta«, sagte Marma. »Ich habe gerade mit Hannah telefoniert.«
    Alberta ließ sich aufs Sofa fallen. »Oh, Marma, es tut mir so leid . Dieser grauenvolle Artikel …«
    »Vergiss den Artikel. Ich hasse sogenannte intelligente Ergüsse über Klatsch. Sie sind genauso sensationslüstern wie die in den Klatschzeitungen, nur mit ein paar historischen Fakten aufgebauscht, damit der Leser denkt, darin steckten große Wahrheiten. Damit gebe ich mich gar nicht erst ab. Der Punkt ist deine Tochter. Sie ist schrecklich verzweifelt.«
    »Ich weiß und …«
    »Sie hat am Telefon nur geweint! Ich habe Hannah nicht mehr weinen hören, seit sie ein kleines Kind war! Sie hat einen Fehler gemacht. Auch ich habe einen Fehler gemacht. Wir alle machen Fehler. Ich habe sie für Sonntag zu mir zum Lunch eingeladen, und ich hoffe, du wirst auch kommen. Und, Alberta, ruf sie an, sie ist sehr unglücklich.«
    »Das werde ich. Das wollte ich sowieso. Und, Marma?«
    »Was ist, mein Schatz?«
    »Habe ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?«
    »In letzter Zeit nicht, meine Liebe.« Marma räusperte sich. »Ich liebe dich auch.«
    »Ich weiß«, sagte Alberta. »Ich weiß, dass du das tust.«

23
    ~~
    Eine Legende stirbt
    D er Artikel im Telegraph hatte unerwartet segensreiche Folgen. Da das ganze Dorf den Telegraph las, wusste das ganze Dorf nun, dass die heitere Lady Trussler ein neurotisches Wrack war. Marmas Dorf hatte ein kollektives Schuldgefühl, und in den folgenden Tagen läutete Marmas Telefon wieder öfter, Einladungen wurden ausgesprochen, Besuche wurden gemacht. Marma war kein nachtragender Mensch und nahm alle Angebote mit Größe entgegen und versuchte, sich nicht darüber zu grämen, dass die Cartwrights bockig schwiegen.
    Für Alberta waren die Auswirkungen von Randos Artikel weit weniger

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