Überraschung kommt selten allein
lernen.
Dylan sah auf und grinste. »Immer nur lernen und nie mal sich ein bisschen vergnügen«, sagte er, »da wird unser Jacob ja zu einem richtigen Langweiler.«
»Sag mal, Dylan«, fragte Jacob, »wie hast du denn deine Abschlussprüfungen so bestanden?«
Dylan lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Gut genug, um durchzukommen«, sagte er. »Es gibt Wichtigeres im Leben als Noten. Man will doch auch ein bisschen Spaß haben, auf Partys gehen, Mädchen kennenlernen.«
Zum Glück klingelte in diesem Moment das Telefon und hinderte Jacob daran, auf die Ratschläge seines Bruders zu antworten. Stattdessen sagte er: »Ich gehe dran«, und verschwand in die Küche. Einen Augenblick später kam er zurück, gab das Telefon seinem Vater, winkte unbestimmt in die Runde und eilte zur Treppe.
Tony sagte: »Hallo? Kenny? … Gut … Gut … Nein, das habe ich nicht vergessen … Genau.« Er machte Schluss, legte das Telefon auf den Tisch und sagte: »Himmel, das hatte ich völlig vergessen!«
»Ich mag deinen Freund Kenny«, sagte Lionel. »Er ist ein interessanter Typ. Er weiß immer wieder spannende Dinge. Als ich ihn das letzte Mal gesehen habe, hat er mir erzählt, dass die beiden reichsten Männer in den USA zusammen so viel Geld haben wie dreißig Prozent der amerikanischen Bevölkerung. Ist das nicht haarsträubend?«
»Kenny liebt solche Fakten«, sagte Tony. »Und er hat eine Gartenlaube, die morgen zusammengebaut werden muss. Ich werde nicht mit ins Bath Spa gehen können.«
»Kannst du das nicht ein andermal machen?«, fragte Alberta.
»Ich habe versprochen, ihm zu helfen. Ich habe es bereits zweimal verschoben, und Kenny hat ein ganzes Wochenende geopfert, als unser Zaun zusammengebrochen ist.«
»Macht nichts«, sagte Dylan. »Jacob und ich werden mit Bertie ins Bath Spa gehen. Wir werden uns köstlich amüsieren, nicht wahr, Bertie?«
»Mit Sicherheit«, erwiderte Alberta. »Und jetzt ist es Zeit für Kaffee. Ich werde Jacob fragen, ob er einen möchte.«
Jacob, Überraschung, Überraschung, lernte nicht für seine Prüfung in Geschichte. Er lag auf dem Bett und las Wie man Freunde gewinnt: Die Kunst, beliebt und einflussreich zu werden .
»Super«, sagte Jacob. »Ich komme auch nicht mit.«
»Ich wusste, dass du das sagen würdest.« Alberta ging entschlossen auf ihn zu. »Du musst mitkommen.«
»Nein, muss ich nicht.«
Alberta setzte sich auf die Bettkante und schob ganz gemächlich ihre Ärmel hoch. »Wenn du nicht mitkommst«, sagte sie, »erzähle ich deinem Vater, dass ich glaube, du solltest am Montag lieber hierbleiben und nicht mit mir nach Hampshire fahren.«
Jacob verengte die Augen und schob ebenfalls die Ärmel hoch. »Wenn du das tust«, erwiderte er, »werde ich Dad sagen, dass du eigentlich gar nicht nach Hampshire eingeladen bist.«
»Das würdest du nicht tun.«
»Oh doch, das würde ich.«
Alberta verschränkte die Arme und reckte das Kinn. »Wenn du nicht mit mir ins Bath Spa kommst, sage ich deinem Vater, dass wir doch nicht nach Hampshire fahren, und dann müssen wir beide hierbleiben.« Sie schaute ihrem Sohn mit stählernem Blick in die Augen, und er sah eiskalt zurück.
»Du hast gewonnen«, sagte er schließlich. »Ich komme mit.«
4
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Schlechte Gesellschaft
A lberta wollte schon lange einmal ins Bath Spa, nicht zuletzt wegen der vielen Schlagzeilen, die seinen Bau begleitet hatten. Als das Juwel in der Krone der Touristikschätze von Bath entworfen wurde, erfreute es sich bald einer ungewollten Bekanntheit. Die drei Tenöre kamen nach Bath, um die Eröffnung mit einem Open-Air-Konzert zu feiern, doch die Wellness-Oase blieb wegen immer neuer Bauverzögerungen geschlossen. Konservative und Liberaldemokraten schoben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe und machten die an dem Projekt beteiligten Baufirmen, Architekten, Innenarchitekten und jeden, der ihnen einfiel, für das Debakel verantwortlich. Die leidgeprüften Steuerzahler von Bath wiederum hielten den Bau nur für einen Klotz am Bein der Stadt. Selbst Lionel, normalerweise der geduldigste Mensch auf Erden, fühlte sich genötigt, einige wütende Briefe an den Bath Chronicle loszulassen.
Als es schließlich eröffnet wurde, war die Reaktion positiv. Seine Glaskonstruktion fügte sich überraschend gut in die honiggelben, georgianischen Gebäude ein. Die Touristen kamen, sahen es und waren größtenteils begeistert. In der ersten Etage gab es eine großzügige, natürliche Thermalquelle, in der
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