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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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kommen zum Essen. Joan meint, sie hat dich seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen.«
    »Da hat sie recht. Es muss beinahe ein Jahr her sein.« Alberta setzte sich an den Tisch und zog das Sieb zu sich heran. »Ist Jacob schon wieder heruntergekommen?«
    »Ich habe ihn gebeten, etwas Minze für mich zu pflücken. Er ist mit seinem Handy am Ohr im Küchengarten verschwunden. Hat er seine Freundin noch? Ich kann mir Jacob gar nicht mit einer Freundin vorstellen. Allerdings weiß ich noch, wie überrascht ich war, als ich gelesen habe, dass Bertrand Russell so großen Erfolg bei den Damen hatte. Wahrscheinlich versteht man diese Dinge nie. Hitler hatte Scharen von Verehrerinnen.« Philippa tauchte einen Löffel in die Suppe, kostete kurz und fügte nachträglich hinzu: »Natürlich will ich Jacob keinesfalls mit Hitler vergleichen. Ich will nur sagen …«
    »Ich weiß, was du sagen willst«, sagte Alberta, schlitzte eine Schote auf und befreite die Bohne von ihrer schwammigen Hülle, »und ich bin ganz deiner Meinung. Aber wenn du Maud sehen würdest, wärst du erstaunt, wie gut die beiden zusammenpassen. Sie ist kein gewöhnlicher Teenager. Ihr Lieblingsort ist das Britische Museum. Sie hat mir gesagt, am liebsten möchte sie dort eines Tages sterben.«
    »Was für ein wunderbarer Gedanke«, sagte Philippa. »Wäre doch schön, von all den griechischen Statuen umgeben sein Leben auszuhauchen. Eine Freundin von mir ist letzte Woche gestorben.«
    »Oh, Marma, das tut mir leid.«
    »Eigentlich war es ein schöner Tod. Sie hat mit ein paar Freunden Mahjong gespielt. Sie hat zwei Spiele nacheinander gewonnen und war sehr zufrieden mit sich, als sie plötzlich zusammenbrach und starb. Das ist doch viel besser, als in irgendeinem schäbigen, alten Krankenhaus zu verfaulen. Letzte Woche habe ich Harriet Appleby besucht – du erinnerst dich doch an meine Freundin, die Schulleiterin aus Surrey? Es war schrecklich, sie da auf dieser schmutzigen, trostlosen Station liegen zu sehen. Bei Lehrerinnen fällt mir ein«, sagte Philippa, während sie eine Schüssel neuer Kartoffeln ins Spülbecken schüttete, »vergangenes Wochenende war dein Bruder mit seiner Frau hier.«
    »Was für eine Ehre«, antwortete Alberta. »Sie waren seit letzten Sommer nicht mehr bei uns in Bath. Sie haben immer so viel zu tun. Keine Ahnung, wie Helen es schafft, sich auch noch für Amnesty zu engagieren, bei dem, was sie sonst noch alles macht.«
    »Sie sind beide so dünn«, seufzte Philippa. »Ich glaube, sie ernähren sich nur von Käse und Keksen. Man sollte meinen, einer von beiden könnte inzwischen kochen. Sie haben alles gegessen, was ich ihnen vorgesetzt habe, und Helen war überglücklich, als ich ihr eine Quiche für zu Hause mitgegeben habe. Ich verstehe nicht, wie sie einen so strammen jungen Mann wie Richard zustande gebracht haben.«
    Alberta lächelte. »Christopher hat mich wieder für September gebucht, damit ich für ihre jährliche Party koche. Ich warte schon auf die wöchentlichen E-Mails mit den Vorschlägen für noch raffiniertere Gerichte.«
    »Der gute Christopher liebt gutes Essen.«
    »Helen auch.« Alberta sah auf. »Soll ich alle Bohnen putzen?«
    »Ja, bitte, dein Vater liebt sie. Hast du in letzter Zeit etwas von Hannah gehört?«
    »Sie hat vor zwei Wochen angerufen. Ich rufe sie nicht gerne an, weil sie immer so beschäftigt ist. Sie arbeitet sehr viel.«
    »Sie ist so ein kluges Mädchen. Du solltest stolz auf sie sein.«
    »Ich glaube nicht, dass sie das von mir hat. Sie kommt ganz nach ihrem Vater. Von ihm hat sie den Ehrgeiz und die Entschlossenheit.«
    »Das hast du auch.«
    »Nein, habe ich nicht. Ich bin überhaupt nicht entschlossen.«
    »Das liegt daran, dass du Kinder hast. Wenn man Kinder hat, kann man nicht mehr entschlossen sein. Aber du hast Ehrgeiz. Du hast genauso viel Ehrgeiz, wie Ed hatte.«
    Alberta machte den Mund auf und wieder zu. Marma sprach selten von Ed, und wenn sie es tat, lag in ihrem Tonfall immer eine leichte Schärfe. Alberta spürte einen Anflug von Ärger. »Es ist zehn nach sieben«, sagte sie. »Ich eise Pa vom Schreibtisch los.«
    Das Arbeitszimmer hatte eine andere Atmosphäre als der Rest des Hauses. Es war mit blauem Teppichboden ausgelegt, und an den weinrot gestrichenen Wänden standen zwei lange, schwere Bücherschränke aus Eiche, die mit Büchern und Akten vollgestopft waren. Michael saß mit dem Rücken zum Fenster hinter seinem großen, mit Leder bezogenen Schreibtisch. Vor

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