Überraschung kommt selten allein
einen grauenhaften Pullover an. Kotzgrün. Wir dachten, er ist schwul.«
»Das ist er natürlich nicht«, sagte Alberta und fügte hastig hinzu: »Nicht dass das ein Problem wäre.«
»Das wäre es«, sagte Dylan, »wenn du Hannah wärst.«
»Alfie ist Schauspieler«, erklärte Evie Dylan. »Hannah sagt, er bekommt viele Angebote.«
»Letzten Monat war er im Fernsehen«, sagte Lionel. »Er hat in einem ziemlich unschönen Krimi mitgespielt, wo es um Prostituierte ging. Er hatte nur eine kleine Rolle, aber er war sehr gut. Er spielte einen Computerexperten. Es ist ihm wirklich gelungen auszusehen, als wäre er sehr klug.«
»Ich hätte nie gedacht, dass Hannah mit einem Schauspieler zusammen ist«, sinnierte Dylan. »Ich dachte immer, sie steht auf Ärzte oder Buchhalter und Rechtsanwälte .«
»Warum denn auch nicht!«, sagte Alberta. »Hannah hat eine künstlerische Ader. Mit vierzehn hat sie einen Gedichtwettbewerb gewonnen. Und der Vorgänger von Alfie hat behauptet, er sei Anarchist. Ich muss sagen, Alfie ist eine enorme Verbesserung. Und er scheint jede Menge Rollen angeboten zu bekommen. Es würde mich nicht wundern, wenn er richtig berühmt wird.«
»Hoffen wir es«, sagte Tony. »Dann verdient er Unmengen Geld und kann uns im Alter versorgen.«
»Hannah wird diejenige sein, die euch versorgt«, sagte Evie. »Sie bekommt jetzt schon mehr, als ich je verdient habe.«
»Sie ist ein sehr kluges Mädchen«, sagte Lionel. »Und sie arbeitet sehr hart.«
Albertas Herz glühte wie ein Holzfeuer. Sie achtete immer darauf, in Dylans Gegenwart kein Loblied auf ihre Tochter zu singen, um ja nicht zu betonen, wie schlau Hannah war, im Gegensatz zu Dylan. So oft wünschte sie sich, sie und ihre Tochter stünden sich näher, aber sie konnte sich wenigstens mit dem Wissen trösten, dass sie ihr beigebracht hatte, wie wichtig eine anständige Karriere war. Hannah hatte sich immer für den Beruf ihrer Mutter interessiert und sogar das Logo kreiert: Eine Tarte mit einer Kirsche obendrauf.
»Ich arbeite auch sehr hart«, sagte Dylan. »Es bezahlt mich nur niemand dafür.«
»Du bist Student«, sagte Tony. »Studenten müssen arm sein.«
Evie zupfte ihren Enkel am Ärmel. »Das Jackett, das du gestern Abend getragen hast, sah nicht so aus, als käme es aus einem Wohltätigkeitsladen.«
»Mum hat es mir gekauft«, erklärte Dylan. »Sie kauft mir immer etwas, wenn sie einen Fall gewinnt.«
»Deine Mutter«, betonte Lionel, »ist auch eine kluge Frau. Woran arbeitet sie im Augenblick?«
»Sie sitzt seit Monaten an einer Betrugsgeschichte. Wenn der Fall abgeschlossen ist, will sie heiraten.«
Alberta war f T ony einen überraschten Blick zu, doch sein Gesicht zeigte keine Regung, und er fixierte stoisch sein Glas. Sie schaute schnell wieder weg und versuchte, ihre Bestürzung zu verbergen. Er wusste es! Er wusste es und hatte es ihr nicht erzählt!
»Sie will heiraten!«, wiederholte Lionel. »Warum hast du uns das nicht schon früher erzählt? Wen heiratet sie?«
Dylan zuckte mit den Schultern. »Auch so einen Anwalt. Er heißt Haydn und trägt komische Manschettenknöpfe.« Er reichte Alberta seinen Teller. »Könnte ich noch Lachs haben?« Er merkte, dass seine Großmutter ihn anstarrte. »Was ist?«, fragte er.
»Ist das alles, was du uns dazu sagen kannst?«, fragte Evie. »Sein Name ist Haydn, und er trägt komische Manschettenknöpfe? Ist er älter oder jünger als Lydia? Ist er Kronanwalt, wie sie? Magst du ihn? Oder nicht? War er schon mal verheiratet? Sind sie schon lange zusammen?«
»Keine Ahnung«, sagte Dylan. »Seit ich meine eigene Wohnung im Souterrain habe, sehe ich Mum nicht sehr oft. Er ist so alt wie sie. Und ganz in Ordnung.«
Evie hob verzweifelt die Hände. »Dylan«, sagte sie, »du bist ein echter Mann ! Wenn zwei Frauen einen Abend miteinander verbringen, wissen sie am Ende alles über das Liebesleben, den Haushalt, den Job und den Seelenzustand der anderen. Wenn zwei Männer einen Abend lang zusammen sind, ist alles, was sie am Ende wissen, was der andere über Cricket denkt!«
»Das stimmt nicht«, sagte Dylan. »Ich rede nie über Cricket.«
Als Alberta später im Bett lag, schaute sie hinaus zu den Sternen. Es waren nur zwei zu sehen, aber der eine leuchtete heller als der andere. Das erinnerte sie an eine alte Werbung für Batterien, in der das Kuscheltier mit der guten Batterie noch lange, nachdem das Kuscheltier mit der schlechten Batterie aufgehört hatte, weitertanzte. Als
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