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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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Erica die ganze Familie gemacht habe. »Darf ich Ihnen meine Eltern vorstellen?«, sagte er. »Dies ist meine Mutter …«
    »Evie Hart.« Evie ergriff Ericas Hand. »Als passionierte Großmutter kann ich Ihnen zu Ihren weisen Worten beim Elternabend nur gratulieren. Es freut mich, Sie kennenzulernen!«
    »Und ich bin Lionel Hart, Jacobs Großvater.« Lionel erhob sich aus seinem Sessel, wobei ihm seine Leibesfülle einige Schwierigkeiten bereitete. »Ich habe gehört, Sie unterrichten Englisch?«
    »Das tue ich«, sagte Erica und nahm die ausgestreckte Hand des älteren Mannes.
    »Egal, was Sie tun«, warnte Tony, »fangen Sie mit meinem Vater keine Diskussion über englische Literatur an. Und reden Sie unter keinen Umständen mit ihm über Rupert Brooke …«
    »Ich habe nicht die Absicht, über Rupert Brooke zu sprechen«, erwiderte Erica. »Ich fürchte, ich bin kein Fan seiner Dichtung.«
    »Sie sind eindeutig eine hervorragende Englischlehrerin«, sagte Lionel. »Ich finde, der Mann hat entsetzliche Gedichte geschrieben. Er war nur berühmt, weil er so ein Engelsgesicht hatte.«
    Jacob kam herein und begrüßte Erica. Er trug ein T-Shirt, aus dem er längst herausgewachsen war, und sein helles, braunes Haar sah wie üblich aus, als käme er gerade aus dem Bett.
    Erica strahlte und sagte: »Hi, Jacob, wie schön, dich zu sehen.«
    Alberta seufzte glücklich und ging in die Küche, um Gläser und den Wein zu holen.
    Es tat gut, den Raum mit Stimmengewirr und Gelächter erfüllt vorzufinden, als sie zurückkam. Sogar Jacob, der normalerweise die Einladungen seiner Eltern mied, saß immer noch auf der Sofalehne.
    Lionel hieß sie fröhlich willkommen. »Alberta, Gott sei Dank bringst du den Wein. Evie reitet mal wieder auf einem ihrer Steckenpferde herum und weigert sich abzusteigen!«
    »Es ist ein sehr wichtiges Steckenpferd«, entgegnete Evie. »Wir leben in einer Gesellschaft, die die Kunst der Kindererziehung verlernt hat. Wir haben die Spielplätze geschlossen, und wir verherrlichen Computer! Unsere Kinder platzen vor Energie und können sie nirgends mehr ausleben.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, sagte Erica. »Erst letzte Woche hat jemand im Kollegium gesagt, wenn alle Kinder zu Beginn jedes Schultages eine Stunde Sport hätten, würden sich die Disziplinprobleme im Nu in Luft auflösen.«
    »Das mag ja für Kinder stimmen, die gut in Sport sind«, wandte Tony ein. »Ich habe Sport in der Schule gehasst, und da war ich nicht der Einzige.«
    Evie winkte ab. »Ich weiß, mein Lieber, aber es hat dich vor Unfug bewahrt. Gegen die Statistik kann man nicht argumentieren. Wusstest du, dass sich die Ausgaben des Gesundheitssystems für Medikamente gegen Hyperaktivität in den letzten fünf Jahren verdreifacht haben? Es gibt in diesem Land vierhunderttausend Kinder zwischen fünf und neunzehn Jahren, die regelmäßig Drogen nehmen. Das kann nicht richtig sein.«
    »Evie ist Psychotherapeutin«, klärte Alberta Erica auf. »Eine ganze Reihe ihrer Patienten sind Teenager.«
    Erica schaute Evie mit neuem Respekt an. »Haben Sie vor, jemals in Pension zu gehen?«
    »Nicht, so lange mein Verstand noch mitmacht«, sagte Evie fröhlich. »Es ist eine faszinierende Arbeit. Ich bin erst achtundsiebzig. Meine Mutter hat ihre letzte Klavierstunde mit fünfundneunzig gegeben.«
    »Warum hat sie dann aufgehört?«, fragte Jacob.
    »Es blieb ihr nichts anderes übrig«, antwortete Evie. »Sie ist gestorben.«
    Erica lächelte. »Langsam fange ich an zu verstehen, warum Jacob so ein außergewöhnlicher Schüler ist. Er hat eine erstaunliche Familie.«
    Die erstaunliche Familie grinste. Und in diesem Augenblick klingelte es an der Tür.
    Viele Monate später, als Alberta an diesen Abend zurückdachte, erkannte sie, dass dies der Moment war, ab dem alles anfing schiefzugehen. Von diesem Punkt an war sie unfähig, an irgendetwas anderes zu denken als daran, was für ein Fiasko dieser ganze Abend war. Nicht einmal Tonys ungewöhnlich langes Telefonat konnte sie davon ablenken.
    Es war ein Fehler, Colin einzuladen. Im Nachhinein war es verrückt, auch Philip einzuladen. Und dazu noch den armen Graham. Wie so viele Menschen, die das Unheil anziehen, meinte es Alberta nur gut. Sie hatte gespürt, dass Erica einsam war. Und sie wusste , dass Philip, Colin und Graham es auch waren. Alle drei waren ihre Kunden, die den Service »Single Menü« nutzten.
    Wenn überhaupt irgendwelche Chemie in der Luft lag, war es eine ätzende Säure.

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