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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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sie Hannah mit ihrem weichen, kanadischen Akzent über ihren Job und Alfie ausfragte:
    Auf einmal brach es aus Onkel Christopher heraus: »Dieses verfluchte Dorf! Wie oft haben sie in diesem Haus gegessen und getrunken, und nur sieben waren da! Dieses verdammte Pack!« Er griff nach einer CD und sagte: »Verzeiht mir. Habt ihr etwas dagegen, wenn ich ein bisschen Musik mache?«
    Und so fuhren sie, zu den Klängen von Faurés herzzerreißendem Requiem nach London, und zum ersten Mal seit Hannah vom Tod ihres Großvaters gehört hatte, erlaubte sie sich, über sein Ableben nachzudenken und zu trauern.
    Als sie schließlich vor Hannahs Haus hielten, wollte Onkel Christopher sich bei Hannah für seine Schweigsamkeit entschuldigen.
    Hannah unterbrach ihn schnell: »Onkel Christopher«, sagte sie, »die Musik war genau das, was ich brauchte.« Sie stieg aus, ging um das Auto herum zum Fenster auf der Fahrerseite und küsste ihn auf die Wange.
    Deswegen ist Musik so wichtig, dachte sie, als sie die Haustür aufschloss und die Treppe zu ihrer Wohnung hinaufstieg. Große Musik lässt einen all den Mist vergessen und die Schönheit des Lebens, jedes Lebens, schätzen. Sie wischte sich über die Augen und schloss die Tür auf.
    Im Wohnzimmer brannte Licht, und sie runzelte die Stirn, bis sie Alfies abgenutzten, alten Koffer auf dem Boden neben dem Sofa stehen sah. Schnell zog sie ihre Jacke aus und legte sie zusammen mit ihrer Tasche aufs Sofa. Wieder runzelte sie die Stirn. Aus ihrem Schlafzimmer hörte sie Geräusche. Auch dort brannte Licht. Sie setzte sich in Bewegung, dann hörte sie noch ein Geräusch, und dann noch eins. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und ging ins Schlafzimmer.
    Einen Moment lang hatte sie das Gefühl, als sei sie im falschen Film. Da, auf ihrem Bett, mit dem Gesicht zu ihr, lag eine Fremde, ein nacktes Mädchen, dem die Haare wie vom Wind verweht ins Gesicht fielen. Als Hannah die Augen hob und Alfies Blick begegnete, kam es ihr vor, als bestiege ihr Geliebter das Mädchen wie Ben Hur seinen Triumphwagen.
    Alfie stoppte abrupt und japste: »Hallo, Hannah!« Er hielt inne, um Luft zu holen. »Wir proben eine Szene. Das ist Prinzessin Blanche.«
    Prinzessin Blanche unter ihm verzog den Mund zu einem unsicheren Lächeln. »Hi«, sagte sie.

9
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    Im Schatten des Galgens
    I n der Nacht nach der Beerdigung weigerte sich der Schlaf hartnäckig, Alberta zu erlösen. Sie hatte schon in den vorigen Nächten kaum ein Auge zugetan, und jetzt hatte sie das Gefühl, sie würde nie wieder leicht einschlafen können.
    Die Trauerfeier war sowohl besser als auch schlimmer gewesen, als sie erwartet hatte. Die Lieder, altbewährte und bekannte Melodien wie: »Großer Gott, wir loben dich«, »Jerusalem« und »Lasst uns Gott, den Schöpfer preisen« kannte sie aus ihrer Kindheit, und Alberta musste sich nicht umdrehen, um zu sehen, dass die Trauergemeinde sich vielsagende Blicke zuwarf, als sie beim Gebet die Zeile »Und vergib uns unsere Schuld« sprachen.
    Jacob und Hannah zollten ihrem Großvater jeder auf seine Weise Tribut. Hannah trat selbstsicher auf und sprach davon, wie sie ihren eigenen Ehrgeiz und ihre Entschlossenheit auf ihren Großvater zurückführte. Und daran, dass er an sie glaubte. Sie schloss mit lauter Stimme mit dem berührend trotzigen Satz, dass sie immer stolz auf ihn sein würde.
    Jacobs Rede war ganz anders. Im Gegensatz zu Hannah, die frei gesprochen hatte, hatte er einige Zettel vor sich, in denen er ab und zu blätterte. Er erklärte der Trauergemeinde, dass er ein wenig über berühmte Premierminister und Politiker recherchiert und einige interessante Tatsachen zutage gefördert habe. Gladstone hatte Prostituierte mit Tee und Kuchen bewirtet. Churchills Vater war an Syphilis gestorben, ehe er Premierminister werden konnte, und Churchill selbst wurde von Depressionen geplagt und trank möglicherweise deshalb zu viel. In den ersten beiden Jahren des Ersten Weltkriegs war Premierminister Asquith vernarrt in eine junge Freundin seiner Tochter und schrieb ihr täglich Briefe in epischer Länge. In den fünfziger Jahren musste Harold Macmillan leidvoll ertragen, dass seine Frau während seiner Amtszeit eine Affäre mit Lord Boothby hatte.
    An dieser Stelle räusperte Jacob sich und rückte seine Brille zurecht. Er wies darauf hin, dass die meisten Menschen Geheimnisse hatten, von denen manche Geheimnisse leichter nachzuvollziehen waren als andere. »Allerdings stimme ich mit Bertrand Russell

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