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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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die Sonne sei verschwunden. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, tief zu atmen. Mit ein bisschen Glück würde sie wieder einschlafen.
    Sie hatte kein Glück. Tony kam zurück und setzte sich ans Fußende. »Ich weiß nicht, wie du mit dieser Frau zusammenarbeiten kannst«, sagte er. »Allein wenn ich mit ihr spreche, wird mir kotzübel. Die gute Nachricht ist, sie sagt, wenn du noch eine Woche brauchst, sollst du sie dir nehmen. Die schlechte Nachricht ist, sie macht sich ziemliche Sorgen, dass du vergessen haben könntest, dass sie in zehn Tagen in die Türkei fährt.«
    »Sie redet seit Wochen von nichts anderem.« Alberta richtete sich auf und nahm einen Schluck von dem inzwischen lauwarmen Tee. »Tony, hast du etwas dagegen, wenn ich nicht mit essen gehe? Ich bin einfach nicht in der Stimmung für Gesellschaft, und im Moment bringe ich keinen Bissen runter.«
    »Meinst du nicht …«, Tony zögerte, »es würde dir guttun, mal rauszukommen, statt dich hier zu vergraben …«
    »Ich vergrabe mich nicht und selbst wenn, darf ich das nicht eine Weile? Pa ist erst vor einer Woche gestorben! War es das? Wird jetzt von mir erwartet, dass ich mit meinem Leben weitermache, als sei nichts passiert?«
    »Natürlich nicht. Ich weiß, wie sehr du deinen Vater geliebt hast. Ich meine nur, es könnte ein bisschen leichter für dich sein, wenn du nicht so viel Zeit damit verbringst, über alles nachzugrübeln …«
    »Ich will grübeln. Er war mein Vater! Es ist erst eine Woche her! Ich weiß, es ist schrecklich langweilig und ermüdend, aber ich muss um meinen Vater trauern, und das kann ich nicht, wenn ich in ein Restaurant gehe und mich amüsiere. Ich finde es eine großartige Idee, dass ihr alle zusammen essen geht. Ich mache einen schönen Spaziergang, und wenn ihr zurück seid, habe ich hoffentlich wieder gute Laune. Ist das in Ordnung?«
    Tony starrte sie ausdruckslos an. »In Ordnung«, sagte er.
    Als Alberta herunterkam, lief eine CD von Cat Power, und Tony saß mit der Zeitung am Tisch. Sie fand, dass er sie eine Spur zu schnell zuschlug.
    »Steht wieder etwas über Pa drin?«, fragte sie. »Du kannst es mir genauso gut zeigen.«
    Tony faltete die Zeitung auseinander und reichte sie ihr. Alberta setzte sich. Ein groß aufgemachter Artikel von einem der regelmäßigen Kolumnisten fiel ihr ins Auge. » SO SIND DIE MÄNNER «, SAGT LADY TRUSSLER . HAT SIE RECHT ? lautete die Überschrift.
    »Herrgott noch mal«, fauchte Alberta. »Was, um alles in der Welt, ist nur in Marma gefahren, als sie das gesagt hat?«
    »Wenn man von Reportern verfolgt wird, fällt einem nicht so schnell etwas Kluges ein.«
    »Ihr musste nichts Kluges einfallen. Sie hätte gar nichts sagen müssen!« Alberta schaute Tony ungehalten an. Es ärgerte sie, dass er immer Entschuldigungen für Marmas unberechenbares Verhalten fand.
    Tony hob nur die Augenbrauen und antwortete gar nichts, was sie noch mehr ärgerte.
    »Ich gehe spazieren«, sagte sie. »Ich brauche frische Luft. Bis später. Viel Spaß beim Essen.« Sie stürmte aus der Küche, ohne eine Antwort abzuwarten, und schnappte sich ihre Jacke vom Garderobenständer in der Diele.
    Forschen Schrittes marschierte sie den Bürgersteig entlang, überquerte die Straße und ging in Richtung National Trust Fields. Zum ersten Mal stimmte sie der Blick auf die Stadt mit ihren Kirchtürmen, den georgianischen Reihenhäusern und der mitten im Zentrum aufragenden Abtei nicht heiter. Sie setzte sich auf eine Bank und atmete ein paarmal tief durch. Sie konnte sich den Tenor des Artikels vorstellen: Was treibt einen Mann wie Lord Trussler dazu, sein Glück bei Prostituierten zu suchen und sich abartigen Sexualpraktiken hinzugeben? Sie wusste, dass darin mit keinem Wort erwähnt wurde, welche Rolle er bei der Eingliederung Englands in die Europäische Union gespielt hatte. Auch seine rhetorische Brillanz oder seine Versuche, der Konservativen Partei ihre sporadischen Anflüge von Selbstzerstörung abzugewöhnen, interessierten niemanden. Die Presse sollte den Verlust eines echten Staatsmannes betrauern. Stattdessen war sie nur daran interessiert, einen kleinen, persönlichen Teil seines Lebens breitzutreten, und das war so gemein und so unfair.
    Sie stand auf und lief zu der kleinen Kirche am Fuß des Hügels. Sie dachte an all die Geschichten, die sich hinter den Grabsteinen verbargen, und schluckte, als ihr das frisch ausgehobene Grab auf dem Friedhof in Hampshire einfiel. Tony würde

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