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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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World zufolge, nicht derjenige gewesen, der schlug. Zumindest das war irgendwie in Ordnung. Vielleicht stimmte es, dass er gerne komische Kleider trug und gerne den Hintern versohlt bekam. Wenigstens, dachte Alberta, hat er niemandem wehtun wollen.
    Wenn, und das war ein großes Wenn, Marma Pa jahrelang nicht in ihre Nähe gelassen hatte, waren seine Besuche bei der Lady mit der Peitsche in Streatham vielleicht nur eine – zugegeben ziemlich extreme – Reaktion von ihm. Alberta seufzte. Sie würde es wahrscheinlich nie erfahren. Das waren alles nur Vermutungen. Ihre Theorien mit Christopher zu diskutieren war sinnlos. Sie und Christopher konnten seit Jahren nicht vorbehaltlos über Marma reden. Er war Marmas Liebling; andererseits war er nie von ihr im Stich gelassen worden.
    Zu Hause hatten sich alle Mühe gegeben, nett zu ihr zu sein. Lionel versuchte wie immer, etwas Positives zu finden, und meinte, Pa sei wenigstens bei einem exzessiven Vergnügen gestorben, und das sei bestimmt besser, als langsam dahinzusiechen. Evie erklärte, sie solle sich alle Zeit nehmen, um ihren Vater zu betrauern, konnte allerdings ihre Sorge über Albertas Wunsch, den ganzen Tag Western zu schauen, nicht verbergen. Hannah gab ihr Bestes, mitfühlend und unterstützend zu sein, aber Alberta wusste, dass ihr Examen bevorstand, und fand es falsch, sie vom Lernen abzuhalten.
    Lustigerweise war es ausgerechnet Jacob, der ihr am meisten half. Er hatte ihr bei High Noon Gesellschaft geleistet und sogar ihre Hand gedrückt, als Gary Cooper entdeckte, dass er dem Revolverhelden allein gegenübertreten musste. Bei Stadt in Angst brachte er ihr eine Tasse Tee und war wie sie der Meinung, dass Robert Ryan ein brillanter Schurke war. Er hatte Mein großer Freund Shane mit ihr geguckt und sich sogar seinen üblichen Kommentar über Alan Ladds mangelndes Format verkniffen.
    Ja, Jacob war ein Engel. Seine Ansprache auf der Beerdigung hatte sie tief berührt. Mochte der Pfarrer auch über die Anspielungen auf Syphilis und Ehebruch schockiert gewesen sein, ihr hatte Jacobs geistvolle Verteidigung seines Großvaters das Herz gewärmt.
    Tony hatte zwar versucht, verständnisvoll zu sein, doch sie wusste, dass er froh war, am Montag wieder nach London fahren und arbeiten zu können. Sie merkte, dass es ihm schwerfiel, ihre Trauer zu teilen. Pa hatte nie verbergen können, dass Tony für ihn nach Ed nur eine sehr armselige zweite Wahl war, und Tony hatte sich dementsprechend in Pas Gesellschaft immer unwohl gefühlt.
    Alberta trank die Milch aus und räumte den Becher in die Spülmaschine. Es gab nur einen Menschen, der verstanden hätte, was sie jetzt durchmachte, und sie vermisste ihn mehr als je zuvor. Sie begann zu weinen, ob um Pa oder Ed oder um beide war ihr nicht recht klar.
    Am nächsten Morgen erwachte Alberta zu den Klängen von The Growlers, die aus der Küche heraufdrangen, und sah Tony neben ihrem Bett stehen. »Ich bringe dir eine Tasse Tee«, sagte er. Eigentlich war es ein Becher, einer von vielen, die über die Jahre den Griff verloren hatten, aber sie war dankbar für die Geste.
    Sie setzte sich auf. »Wie spät ist es?«, fragte sie.
    »Halb elf.« Tony hockte sich auf die Bettkante. »Möchtest du Frühstück?«
    »Nein, das hier ist super.« Alberta richtete sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. »Ist es wirklich schon so spät? Ich konnte letzte Nacht nicht schlafen.«
    »Evie hat vorgeschlagen, dass wir heute Mittag alle zusammen essen gehen. Ich finde, das ist eine gute Idee. Ich habe im Moon and Sixpence einen Tisch reserviert. Und Diana hat angerufen. Sie will wissen, ob du diese Woche wieder arbeiten kannst. Ich habe gesagt, du rufst zurück.«
    Alberta stöhnte. »Kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du sie anrufen und ihr sagen, dass ich noch eine Woche brauche? Ich bin einfach noch nicht so weit. Kannst du sie gleich anrufen?«
    »Weißt du, wie viel Angst mir diese Frau macht?«, protestierte Tony, doch er stand auf und ging zur Tür. »Es könnte eine Weile dauern«, sagte er düster, ehe er aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Alberta trank einen Schluck Tee und legte sich wieder hin. Sie zog sich die Decke über das Gesicht. Am liebsten würde sie den ganzen Tag im Bett bleiben, mit der Decke über dem Kopf, und mit niemandem sprechen. Wenn sie allein lebte, würde sie für eine Woche oder einen Monat oder ein Jahr einen Winterschlaf halten und erst wieder aufstehen, wenn sie nicht mehr das Gefühl hatte,

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