Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
Vom Netzwerk:
wie tröstlich. Vielen Dank. Du hast bestimmt recht. Vielleicht schläfst du ja regelmäßig mit Prostituierten. Wahrscheinlich sollte ich nichts dagegen haben, dass das Privatleben meines Vaters von tausenden von Menschen durchgehechelt wird, die ihn nicht einmal persönlich kannten. Aber falsch. Ich habe etwas dagegen. So bin ich nun mal. Möchtest du Milch in den Kaffee?«
    »Nein, danke. Wusstest du, dass die Schweden mehr Kaffee als alle anderen Nationalitäten trinken?«
    »Nein, das wusste ich nicht. Zucker?«
    »Nein, danke«, sagte Daniel. »Dir ist schon klar, dass alle Familien ihre Skandale haben? Du kannst dir nicht vorstellen, was der Vater meiner Mutter getan hat.«
    »Nein«, sagte Alberta. »Das kann ich wahrscheinlich nicht.«
    »Ich habe ihn nie kennengelernt, aber meine Mutter hat immer gesagt, ich würde ihm sehr ähnlich sehen. Er hat meine Großmutter umgebracht.« Daniel trank einen Schluck aus seinem Becher. »Der Kaffee ist ausgezeichnet.«
    Alberta stellte ihren Becher ab. »Denkst du dir das gerade aus? Wenn ja, dann …«
    »Warum sollte ich? Mein Großvater hat sich betrunken, sein Auto zu Schrott gefahren, und meine Großmutter ist dabei gestorben. Wohlgemerkt, mein Großvater auch.«
    »Das ist schrecklich.«
    »Ich weiß. Das Auto war auf Kredit gekauft. Und ein Sondermodell.«
    Alberta starrte ihn ungläubig an. »Nimmst du jemals irgendetwas ernst?«
    »Nicht viel.«
    Daniel saß mit ausgestreckten Beinen, den Becher in den Händen haltend, da. Er wirkte leicht amüsiert über Albertas empörte Antwort, und sie merkte, wie die ganze, kaum unterdrückte Wut der letzten zwei Wochen an die Oberfläche stieg und wie ein Damm brach. »Weißt du was? Du hast dich überhaupt nicht verändert. Du bist noch genauso widerlich wie damals. Selbst so einer wie du müsste begreifen, was das deiner Mutter angetan hat.«
    »Ja, sie bekam Depressionen. Und die hat sie heute noch.«
    »Nun, kann man ihr einen Vorwurf machen? Beide Eltern auf diese Weise zu verlieren … Es muss grauenvoll für sie gewesen sein.«
    Daniel zuckte die Achseln. »So was passiert.«
    Albertas Augen verengten sich. »Wirklich eine tiefsinnige Bemerkung. So was passiert. Wie schade, dass du damals noch nicht auf der Welt warst, um ihr das zu sagen. Ich wette, das hätte sie getröstet. Vielleicht hätte sie sogar darüber gelacht.«
    »Das bezweifle ich«, sagte Daniel. »Sie hatte nie Sinn für Humor.«
    »Wie ungewöhnlich! Was für eine Überraschung! Woher das wohl kommt. Wie schade, dass wir nicht alle so sein können wie du. Ich nehme an, ich sollte den Gedanken, dass mein Vater in einem Bordell gestorben ist, auch komisch finden.«
    »Na ja«, sagte Daniel. »Wahrscheinlich …«
    »Daniel«, sagte Alberta und erhob sich. »Bitte sag nichts mehr. Vielen Dank, dass du mich besucht hast. Es war interessant, deine schmutzigen Familiengeheimnisse mit meinen schmutzigen Familiengeheimnissen zu vergleichen. Aber jetzt habe ich, wenn du nichts dagegen hast, zu tun. Ich habe dich gewarnt, dass ich im Moment nicht besonders gesellig bin. Ich begleite dich hinaus.« Sie marschierte an ihm vorbei direkt zur Haustür, die sie weit aufhielt, und fixierte die Straße, bis er die Schwelle überquert hatte.
    »Danke für den Kaffee«, sagte Daniel. »Ich fürchte, ich habe ihn nicht ausgetrunken.«
    »Das macht überhaupt nichts.«
    »Und für die Akten. Ich war noch nie bei einer Nutte.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich. Es mag hart für dich sein, aber anders als dein Vater musste ich nie jemanden für Sex bezahlen.«
    Sie hob die Hand und schlug ihm ins Gesicht.
    Er blinzelte und sagte ruhig: »Autsch. Du weißt jedenfalls, wie man sich verabschiedet.«
    Alberta trat in die Diele zurück und knallte die Tür zu. Sie wusste, sie hatte sich abscheulich benommen, und es machte ihr rein gar nichts aus. Sie hätte zu gerne vor Wut gebrüllt, nur die Sorge, sie könnte Evie und Lionel nebenan einen Schrecken einjagen, hielt sie davon ab.
    Tony rief am Mittwochabend wieder an.
    »Hallo, Ber…«
    »Tony, weißt du, wer heute da war, um mir sein Beileid auszusprechen?«
    »Ich habe keinen Schimmer. Sollte ich? Warte mal … Ich habe heute Morgen mit Daniel gesprochen.«
    »Ach wirklich? Worüber habt ihr geredet?«
    »Die neue Single für Dogs of Hell. Er hat sie beinahe fertig. Er hat super Arbeit geleistet. In ein paar Wochen wird er mit den Growlers in Reading arbeiten.«
    »Die Growlers interessieren mich nicht die Bohne. Hast du mit

Weitere Kostenlose Bücher