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Überraschung kommt selten allein

Überraschung kommt selten allein

Titel: Überraschung kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Holt
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Affäre mit einem Mann, der jung genug war, um ihr Sohn zu sein.« Sie wandte sich wieder an Alberta und lächelte mitfühlend. »Wie geht es der armen Lady Trussler? Ich fand sie immer so hübsch und so süß. Sie tat mir schrecklich leid, als ich das Interview gelesen habe. Sie muss sich ja so gedemütigt gefühlt haben.«
    »Ich wüsste nicht, warum«, sagte Alberta leichthin. »Das war kompletter Unsinn. Ich bin nicht mal sicher, ob sie es überhaupt gelesen hat!«
    »Sie muss es gelesen haben«, sagte Lizzie. »Jeder redet darüber. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man mit so etwas fertigwird. Ich würde mich nicht mehr aus dem Haus trauen!«
    »Ich wahrscheinlich auch nicht«, sagte Alberta. »Allerdings sind wir beide auch völlig anders als meine Mutter. Ich meine, du und ich, wir sind nicht besonders attraktiv und gehören nicht zu der Sorte Frauen, über die man spricht. Meine Mutter dagegen ist wunderschön und gewohnt, Gegenstand neidischen Tratsches zu sein. Ich muss weiter, sonst verpasse ich meinen Zug. Ich hoffe, du und Johnny seid glücklich.«
    Sie drehte sich auf dem Absatz um, ging weg und ignorierte die schrille Antwort: »Er heißt Jeremy !«
    Es gab keine Gerechtigkeit auf dieser Welt. Menschen wie Lizzie sollten zu grässlichen, alten Weibern werden, mit fetten, muffelnden Ehemännern. Alberta tröstete sich damit, dass Jeremys Zähne viel zu weiß waren, um echt zu sein.
    Sie war so wütend, dass sie eine ganze Weile nur dasaß, aus dem Fenster starrte und sich bessere und schlagfertigere Erwiderungen ausdachte. Schließlich holte sie ihr Buch heraus. Sie wollte nicht mehr über Lizzie nachdenken.
    Bekenntnisse einer pensionierten Lehrerin war besser, als sie gedacht hatte. Sie war ein bisschen verwirrt gewesen, als Diana es ihr zum Abschied geschenkt hatte, da sie eine kitschige Aneinanderreihung kaum glaubwürdiger Sexspielchen erwartet hatte. Tatsächlich, jedenfalls bis jetzt, gab es nur hier und da ein paar schlüpfrige Episoden, die mit scharfer Intelligenz und Ironie geschmückt waren. Im Vorwort versicherte die Autorin mit dem absurden Namen Felicity Fullock – mit Sicherheit ein Pseudonym – ihren Lesern, dass alle Namen geändert worden seien, was nur gut war, dachte Alberta, angesichts der überaus präzisen Beschreibung des reizbaren Pfarrers, des grauenhaften Hausmeisters und des Donuts-liebenden Schulleiters.
    Alberta machte es sich bequem und begann zu lesen. Sie war so in das Buch vertieft, dass sie kaum die veränderte Landschaft wahrnahm. Erst als es nur noch ein Halt bis zu ihrem Ziel war, schaute sie abrupt auf, sah wieder hinunter und runzelte die Stirn. Sie überflog die zweite Hälfte des Kapitels noch einmal. Das konnte nicht sein. Es musste ein Zufall sein. Sie blätterte zur ersten Seite zurück und las, dass Mrs. Fullock eine Website hatte. Wahrscheinlich war es nichts, rein gar nichts; trotzdem wusste Alberta, dass sie Mrs. Fullock eine E-Mail schreiben würde, sobald sie wieder in London war.
    Marma riss schwungvoll die Tür auf und sagte: »Du hättest mich vom Bahnhof anrufen sollen. Ich hätte dich abgeholt!«
    »Ich bin gerne gelaufen.« Alberta trat ein und gab ihrer Mutter ein wenig unsicher einen Kuss. »Wie schön, hier zu sein.«
    »Du schläfst in deinem gewohnten Zimmer«, sagte Marma. »Geh doch erst mal nach oben und mach dich frisch. Wir essen, wenn du wieder herunterkommst.«
    Wie üblich hatte Marma Blumen ins Zimmer gestellt. Alberta zog ihre Jacke aus und ging ans Fenster. Der Garten sah ein bisschen verwildert aus, was besorgniserregend war. Sogar in den Rabatten vor dem Haus wuchs Unkraut.
    Alberta betrachtete sich im Spiegel und überlegte, ob es nicht vielleicht endlich an der Zeit war, sich von dem langen, dicken Haar zu trennen, das sie immer irgendwie auf dem Kopf zusammensteckte. Dann wurde ihr klar, dass sie das nur wegen Lizzis gemeiner Bemerkung dachte. Sie ging nach unten.
    Neben einer Schüssel mit Salat Niçoise lagen ein Stück Brie und ein frisch gebackenes Brot auf dem Tisch. Marma hatte eine Flasche Sauvignon geöffnet und schenkte gerade zwei Gläser ein.
    »Marma!«, rief Alberta aus. »Das ist ja ein Festessen!«
    »Das macht mir Spaß. Setz dich und greif zu. Ich will alle Neuigkeiten hören. Wie gefällt dir London? Natürlich bist du erst seit ein paar Tagen dort. Ist es alles ein wenig fremd?«
    Alberta setzte sich und trank einen Schluck Wein. »Ich weiß noch nicht. Ich hatte bisher kaum Zeit für mich. Am

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