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Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Übersetzt du noch oder verstehst du schon?

Titel: Übersetzt du noch oder verstehst du schon? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd M. Samland
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Werbung werden häufig gewechselt, der Claim ist aber seit 2002 derselbe: „The spirit of mobility“ . Im Rahmen der Umfrage in der Mietwagen-Passage des Flughafens wurden dazu Besucher befragt. Von diesen 56 deutschen Muttersprachlern, mehrheitlich Anzug- und Kostümträger bzw. -trägerinnen konnte auch eine knappe Mehrheit von dreißig Personen den Spruch sinngemäß übersetzen, aber 26 (ca. 45 Prozent) nicht. Deren Übersetzungsversuche mündeten in nahezu spirituellen Ergebnissen wie:
Der Sprit macht mobil
Viel Sprit für Mobilität
Der Geist von Mobil-Öl
    Die nüchtern-korrekte Übersetzung lautet hingegen:
Die Stimmung/Das Temperament der Beweglichkeit
    Dabei wurden Antworten wie „Der Geist der Mobilität“ ebenfalls als richtig gewertet. Aber mal ehrlich: Klingt „Der Geist von Mobil-Öl“ nicht viel geheimnisvoller?
    Die Top Ten der Werbesprache
    Volle Fahrt auf Platz acht unserer aktuellen Top Ten:

    DRIVE
    Wie schon einige der Claimbeispiele gezeigt haben, ist auch das Wort „drive“ auf dem Vormarsch und keineswegs nur in seiner Bedeutung von „fahren“. Häufiger noch wird es im übertragenden Sinn mit „Antrieb“ (als Substantiv) und „antreiben“ (als Verb) benutzt. Besonders häufig in der Form von „driven by“ wie z. B.:
Driven by passion
= Angetrieben von Leidenschaft
Driven by ideas
= Angetrieben von Ideen
Driven by quality
= Angetrieben von Qualität
Driven by innovation
= Angetrieben von Innovation
Driven by precision
= Angetrieben von Präzision
Driven by performance
= Angetrieben von Leistung
Driven by technology
= Angetrieben von Technologie
Driven by drives
= Angetrieben von Laufwerken

    Etwa einhundert Claims bedienen sich dieses Schemas in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Drive-Trend befällt aber keineswegs nur international tätige Markenartikler. Fast in jeder deutschen Stadt gibt es eine Fahrschule, die DRIVE heißt oder SMILE’N DRIVE, PRO-DRIVE, ONE-DRIVE, GO IN – DRIVE OUT usw., und auch Kampagnen gegen Alkohol am Steuer heißen hierzulande eher „Don’t drink and drive“ als „Trinke nicht, wenn du fährst“.
    Auch wenn das Wort „drive“ im Sinne von „schwungvoll sein“, „den Drive haben“, sich auf dem Einbürgerungskurs in die deutsche Sprache befindet, sind Varianten wie „driven by“ etc. vom Verständnis her vielfach noch nicht ganz angekommen und auch nicht unbedingt notwendig.

Reisen und Verreisen – Abheben auf Englisch
    Dass man beim Thema Fliegen und Urlaub auf englische Werbung stößt, ist verständlich und kaum überraschend, handelt es sich dabei doch quasi um „internationale Produkte“ – ganz abgesehen davon, dass Englisch auch die internationale Fliegersprache ist. Im Folgenden allerdings wurde bewusst nicht die Werbung an internationalen Flughäfen oder in Wirtschafts- und Fachzeitschriften untersucht, die sich in erster Linie an Geschäftsreisende richtet, sondern Werbung, die an das „normale“ deutsche Urlaubspublikum adressiert ist. (Diese Werbung kann dann wiederum durchaus auch an Flughäfen zu sehen sein.)
    ♦ ♦ ♦
    THERE’S NO BETTER WAY TO FLY
    ODER: JA WO FLIEGEN SIE DENN?

    Dieser Claim wird schon seit über zehn Jahren von der LUFTHANSA benutzt. Und das ist eigentlich ein gutes Zeichen; denn offenbar funktioniert der Spruch – oder er stört zumindest nicht beim Verkauf von Flugtickets. Früher warb die LUFTHANSA in Deutschland über lange Zeit auf Deutsch. Ein Klassiker war der von 1966 bis 1975 genutzte Spruch: „In der ganzen Welt zuhause“ . 1989 wurde es zum ersten Mal gemischt-sprachlich mit der Aussage: „Fliegen Made in Germany“ , dann folgten Jahre des steten Wechsels von „Unsere Lufthansa. Ihre Airline“ bis hin zu „You see the world the way you fly“ (Du siehst die Welt so, wie du fliegst.)
    Der neue, seit 2000 genutzte Claim klingt eigentlich ganz einfach. Tatsächlich konnte ihn auch über die Hälfte (54 Prozent) der Befragten übersetzen, 46 Prozent hingegen scheiterten. Die nicht ganz korrekten, dafür umso schöneren, um nicht zu sagen beflügelnden Übersetzungsversuche lauteten zum Beispiel:
Nur Fliegen ist schöner
Da ist keine bessere Route
Dorthin ist es besser zu fliegen
    Bevor die Verwirrung über die Destination weiter überhandnimmt, hier schnell die korrekte Übersetzung:
Es gibt keine bessere Art zu fliegen
    Ein hoher Anspruch, den man vielleicht ganz gerne hinter einer Fremdsprache verbirgt, um nicht ständig an ihm gemessen zu werden. Allerdings:

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