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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Lethargie des Todes breitete sich in mir aus. Gleichgültigkeit erfüllte mich.
    Und Kälte.
     
    *
     
    "Hallo, Tom", sagte Michael Swann, seines Zeichens Chefredakteur der LONDON EXPRESS NEWS. Swann war ein hemdsärmeliger, energiegeladener Mann. Die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals, die Ärmel seines Pilotenhemdes waren hochgekrempelt. Michael T. Swann hatte so gut wie kein Privatleben. Morgens war er der Erste, der im Büro der Redaktion zu finden war und abends oft der Letzte.
    Und so verwunderte es Tom Hamilton auch nur mäßig, als er Swann auch jetzt noch - weit nach Mitternacht hier antraf.
    "Hallo, Mr. Swann. Keine Ahnung, ob ich Ihnen jetzt einen guten Morgen oder einen guten Abend wünschen soll!"
    "Können Sie halten, wie Sie wollen, Tom. In dem künstlichen Neonlicht hier kriegt man den Unterschied ohnehin kaum mit!"
    Tom lächelte matt.
    Die Übernächtigung war ihm durchaus anzusehen. Die Ringe unter seinen Augen sprachen eine deutliche Sprache.
    "Sie kommen direkt vom Flughafen, Tom?"
    "Ja, ich wollte das Tonband mit dem Depardieu-Interview hier hinterlegen, damit es gleich morgen früh in den Computer eingegeben werden kann..."
    "So eine Arbeitsauffassung lobe ich mir!", meinte Swann anerkennend. "Nicht so, wie bei unserem Kollegen Jim Field, der glaubt, dass er neben seinem Job bei den NEWS auch noch alle möglichen Nebentätigkeiten ausüben kann!"
    "Man tut, was man kann", meinte Tom. Er war etwas überrascht über Swanns Lob. Eigentlich sah der Chef einen derartigen Einsatz nämlich als Selbstverständlichkeit an. Er erwartete von seinen Mitarbeitern denselben Einsatz, den er selbst dem gesamten Team Tag für Tag vorlebte. Für einen Mann wie Swann war das keiner besonderen Erwähnung wert.
    Um so erstaunter war Tom dann über das, was der Chefredakteur als nächstes sagte.
    "Hören Sie, Tom, Sie haben sich nach der Strapaze in Nizza einen freien Tag verdient..."
    "Oh..."
    "Schlafen Sie sich aus!"
    "Nichts lieber als das!"
    "Aber vorher müssen Sie mir noch einen Gefallen tun!"
    "Ah, daher weht der Wind..."
    "Tun Sie nicht so, Tom! Sie sind ein harter Brocken! Und sagen Sie mir bloß, dass Sie in Ihrer Zeit als Agentur-Korrespondent in Asien nicht auch mal 36 oder 48 Stunden durchgemacht haben."
    Tom seufzte.
    "Worum geht es?"
    "Ein eigenartiger Vorfall in der Cumberland Street. Es gibt einen Toten. Scotland Yard ist schon da..."
    "Hören Sie den Polizeifunk ab?"
    "Wie können Sie so etwas auch nur denken Tom!", erwiderte Swann in gespieltem Zorn. "Nein, ein Anwohner - und treuer NEWS-Leser - hat uns angerufen."
    "Ich nehme an, der spekuliert darauf, in dem Artikel erwähnt zu werden!"
    "Vermutlich..."
    Tom blickte kurz auf die Uhr. Er war direkt vom Flughafen London Heathrow hier her, in die Lupus Street gefahren, wo sich das Verlagsgebäude der NEWS befand. Er hatte zwar versprochen, Patricia anzurufen, aber während des Fluges war der Betrieb von Handys nicht erlaubt und nach der Landung war es zu spät gewesen, sie noch aus dem Bett zu klingeln.
    "Okay", seufzte er. "Ich mache mich auf die Socken..."
    "Wollen Sie vorher noch einen Becher Kaffee?", fragte Swann.
    Tom schüttelte den Kopf und fuhr sich dann mit der Hand über das Gesicht.
    "Der ist bestimmt wieder so dünn, dass ich davon auch nicht wacher werde!"
    Eine Viertelstunde später erreichte Tom Hamilton die Cumberland Street. Seinen Volvo musste er bereits in einiger Entfernung vom Ort des Geschehens abstellen. Vor lauter Einsatzfahrzeugen der Polizei, des Leichenbeschauers und anderer offizieller Stellen war kaum ein Durchkommen. Nicht zu vergessen die Presse-Konkurrenz, die natürlich auch nicht schlief. Tom registrierte beiläufig, wie ein Kollege vom Frühstücksfernsehen vor sich eine Video-Kamera aufbaute, um seinen Aufsager zu bringen.
    Tom trug eine Kamera bei sich und knipste ein paar Bilder.
    Er näherte sich dem Ort des Geschehens. Einem uniformierten Beamten hielt er beiläufig den Presseausweis hin.
    "Was ist hier passiert?", fragte Tom den Officer fassungslos, als er die aufgerissene Straßendecke sah. "Das sieht ja aus, als ob hier der Erdboden aufgerissen wäre..."
    "Ja", nickte der Officer, der sichtlich schockiert war.
    "Hier muss ein Bulldozer gewütet haben."
    "Es soll einen Toten geben..."
    "Dort hinten, in dem Wagen.... Der Gerichtsmediziner kümmert sich gerade um die Leiche!"
    Tom ließ den Officer stehen, der keinerlei Versuch machte, ihn aufzuhalten.
    Bei dem Wagen handelte es sich um ein Coupe.

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