Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
Fundstücke unterbrochen, die Onkel Frederik einst von seinen Forschungsreisen mitgebracht hatte. Dazu gesellten sich noch verschiedene okkulte Gegenstände, die Tante Lizzy auf Auktionen, Flohmärkten und Nachlassverwertungen erworben hatte. Schrumpfköpfe, Geistermasken, Kristallkugeln. Das alles bildete ein eigenartiges Sammelsurium. Tante Lizzy sprach selbst oft von ihrer 'Ausstellung' - und irgendwie traf dieser Ausdruck die Sache ziemlich gut. Eine Menagerie, die jedem Außenstehenden sehr eigenartig erscheinen musste.
Ich ging die Treppe hinauf. Meine eigene Etage war die einzige 'okkultfreie Zone' in diesem Haus, von dem Tante manchmal scherzhaft sagte, dass sie es als Kulisse für Gruselfilme vermieten würde, sollte sie mal in finanzielle Bedrängnis geraten.
Ich betrat meine Räume, erreichte schließlich das Schlafzimmer. Der Mond schien als messerscharf geschnittene Sichel durch das Fenster.
Vor meinem inneren Auge sah ich ein Gesicht, das von dunklem Haar umrahmt wurde. Meergrüne, geheimnisvolle Augen blickten mich liebevoll an und ein charmantes, etwas verhaltenes Lächeln umspielte die Lippen...
Tom...
Meine Gedanken waren bei dem Mann, in den ich liebte und der zu den ganz wenigen Menschen gehörte, denen ich so weit vertraute, dass ich ihnen mein größtes Geheimnis preisgab.
Die Tatsache nämlich, dass ich selbst eine leichte übersinnliche Begabung besaß.
"Tom..."
Meine Lippen flüsterten unwillkürlich seinen Namen. Ich war voller Sehnsucht und hatte beinahe körperlich das Gefühl, seine Lippen auf den meinen zu spüren. Der Blick dieser grünen Augen erinnerte mich an das Rauschen des Meeres, an den Geruch von Seetang und an ein unendliches, unentdecktes Land voller Geheimnisse. Die Erinnerung an Augenblicke voller Zärtlichkeit erfüllte mich und empfand tiefe Liebe. Eine Welle der Leidenschaft durchdrang mich.
Ich bin sehr froh, ihn kennengelernt zu haben, dachte ich.
Tom Hamilton arbeitete genau wie ich als Reporter bei dem Boulevard-Blatt LONDON EXPRESS NEWS.
Und die Tatsache, dass mich in diesen Momenten so sehr nach ihm sehnte, hatte auch damit zu tun, dass Tom seit ein paar Tagen in Nizza weilte, um ein Interview mit dem französischen Schauspiel-Star Gerard Depardieu durchzuführen.
Zeitpunkt der Rückkehr ungewiss - wie so oft in unserem Job.
Vielleicht heute Nacht oder morgen, vielleicht auch erst drei Tage später, wenn der Schauspieler Tom wider erwarten doch noch anbieten sollte, seine privaten vier Wände für das Auge der Presse zu öffnen.
Ich zog mich aus und machte mich fürs Bett fertig.
Bleierne Müdigkeit erfüllte mich mehr und mehr.
Kein Wunder, es war schon weit nach Mitternacht.
Ich durfte gar nicht daran denken, in aller Frühe wieder aus den Federn zu müssen.
Bevor ich mich schlafen legte griff ich noch zum Telefon auf meinem Nachttisch.
Ich wählte Toms Nummer.
Der Anrufbeantworter war noch eingeschaltet - und wenn ich ehrlich war, hatte ich auch nichts anderes erwartet. Ich wartete bis zum Piepton. "Tom, ich bin es", sagte ich dann.
"Ich liebe dich..."
Ich wusste, dass ihn diese Nachricht erreichen würde, sobald er in seine Wohnung in der Ladbroke Grove Road zurückkehrte.
Den Anrufbeantworter hört er nämlich stets als erstes ab.
Ich zog die Decke über die Schultern und fiel in einen tiefen Schlaf...
*
Ich wälzte mich im Bett herum. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, wie lange ich geschlafen hatte.
Einen Moment lang wusste ich nicht einmal sicher, wo ich war...
Da war nur dieses unangenehme Pochen hinter meinen Schläfen.
Das untrügliche Zeichen dafür, dass da etwas war.
Eine Kraft.
Ein Wesen...
Etwas, bei dem einem schon das bloße Wissen um seine Existenz kalte Schauder über den Rücken treiben konnte.
Ich fror.
Die Decke zog ich bis zum Hals und öffnete kurz die Augen. Die vertrauten Schatten meines Schlafzimmers umgaben mich. Der Mond tauchte alles in fahles, bleiches Licht...
Ich fühlte mich benommen. Alles drehte sich vor mir.
Und dann ließ ein eigenartiger, ächzender Laut mich zusammenzucken. Schränke und Regale vibrierten auf gespenstische Weise.
Ich setzte mich auf.
Mit Entsetzen bemerkte ich, wie die Fenster von einem dünnen Panzer aus Eis überzogen wurden... Eine unbeschreibliche Kälte herrschte plötzlich. Mein gesamter Körper wurde binnen Sekunden von einer Gänsehaut überzogen.
Eigenartige, luftblasenähnliche Gebilde sah ich dann durch die Luft schweben. Sie krochen
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