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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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über den staubigen Folianten von teils unklarer Herkunft.
    Insbesondere Borsodys Hauptwerk hatte es ihr angetan. Es trug den Titel ZEICHEN DER GEHEIMEN KRAFT und ging offenbar auf die verschollene SAMMLUNG MAGISCHER
    SYMBOLE zurück, die der maurische Geisterseher Abdul von Cordoba im 8.Jahrhundert angelegt hatte.
    "Komm, Patti!", sagte Tante Lizzy. "Lass uns erst einmal ins Haus gehen..."
    "Aber..."
    "Komm schon!"
    Ich warf einen Blick in den Eimer.
    Der Geruch, der mir von dort entgegenschlug bestätigte meine Vermutung.
    Farbe.
    "Sag bloß, du bist unter die Maler gegangen!", meinte ich.
    "In gewissem Sinn könnte man das so bezeichnen, Patti... Obwohl ich das Wort schreiben bevorzugen würde."
     
    *
     
    Wir gingen ins Haus. Ich nahm Tante Lizzy den Farbeimer ab. Tante Lizzy verschloss sorgfältig die Tür, als fürchtete sie, dass ihr irgend etwas von da draußen folgen könnte. Sie atmete tief durch.
    "Ich will versuchen, es dir zu erklären", sagte sie dann und rieb dabei die Handflächen aneinander. "Ich habe dir ja schon viel über Borsody und seine Schriften erzählt..."
    "Ja."
    "Über die Mächtigkeit der Zeichen der Geheimen Kraft, von denen die Zeichen des lebenden Todes nur eine Art Untergruppe darstellen. Ich habe einige dieser Zeichen um die Villa herum angebracht, Patti!"
    "Aber warum?"
    Ich verstand sie nicht.
    Sie hatte sich zwar über Jahre hinweg mit dem Okkulten und Unerklärbaren beschäftigt, aber wenn jemand vor der Gefährlichkeit magischer Praktiken warnte, dann war sie es. Nie hatte sie dem leichtfertigen Ausprobieren von Ritualen und Beschwörungen das Wort geredet.
    Es musste einen guten Grund für ihren Sinneswandel geben.
    "Wir brauchen einen Schutz, Patti", sagte sie mit Bestimmtheit. "Mit dem ORDEN DER MASKE hast du dir eine mächtige Organisation zum Feind gemacht..." Ich verstand, was Tante Lizzy meinte.
    Wiederholt hatten Tom und ich die Machenschaften dieser Weltuntergangssekte aufgedeckt, deren Mitglieder sich mit Hilfe eigenartiger Metallmasken in sogenannte Geister der Sonne zu verwandeln vermochten und ihre Befehle direkt von Cayamu, einem auf dem fernen Planeten einer Doppelsonne residierenden Wesen, erhielten. Der ORDEN arbeitete auf den Tag des Weltuntergangs hin. Cayamu würde dann - so die Prophezeiung die seinen entmaterialisieren lassen, während der Rest der Menschheit ein jämmerliches Ende finden würde. Tante Lizzy sah mich sehr ernst an. "Dem ORDEN stehen natürliche und übernatürliche Mittel zur Verfügung, um seine Gegner zu bekämpfen. Die wissen, wer du bist, wo du wohnst, welche Adresse du hast und welche Menschen dir nahestehen. Vielleicht haben sie noch Pläne mit dir, vielleicht schonen sie dich, weil sie glauben, dich irgendwann für sich gewinnen zu können. Schließlich könnte ihnen deine übersinnliche Kraft von Nutzen sein. Aber wir wissen nicht, wann die Oberen des ORDENS ihre Meinung ändern. Und dafür brauchen wir Schutz. Mehr Schutz, als verstärkte Polizeistreifen einer mutigen Journalistin angedeihen lassen können."
    "Ich hoffe, du weißt, was du tust, Tante Lizzy." Sie nickte bestimmt.
    In ihrem Tonfall klang Entschlossenheit mit.
    "Ja, das weiß ich", erklärte sie im Brustton der Überzeugung. "Und ich kenne auch das Risiko. Schließlich ist unser Wissen über das, was man gemeinhin als okkulte oder parapsychische Kräfte bezeichnet noch sehr lückenhaft. Wir ahnen mehr, als das es wirklich einen Fundus an gesicherten Erkenntnissen gäbe."
    Tante Lizzy sah mich fragend an, schwieg eine Weile.
    "Willst du mehr darüber wissen?"
    Ich nickte.
    "Dann komm, Patti..."
    Sie nahm mich bei der Hand und führte mich in die Bibliothek. Es war ein eigenartiges Gefühl, das mich beschlich. Am ehesten war es mit jenen Empfindungen vergleichbar, die ich verspürt hatte, als Tante Lizzy mir zum ersten Mal eröffnete, dass ich eine sogenannte Gabe besaß... In der Bibliothek waren sämtliche Tische, Stühle und der Großteil des Fußbodens mit aufgeschlagenen Büchern bedeckt. Man musste sehr vorsichtig sein, um nicht auf einer der kostbaren, zum Großteil ziemlich einzigartigen und äußerst schwer zu beschaffenden Schriften zu treten.
    "Ich werde dir genau erläutern, was ich getan habe", murmelte Tante Lizzy halblaut vor sich hin. "Zunächst einmal muss ich dir dazu die Grundzüge der Symbollehre des Abdul von Cordoba erläutern..."
    Ich wandte einen verstohlenen Blick zu der großen Wanduhr, die zwischen all den überquellenden Regalen ihren

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