Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)
dort erlebt habe..." Ich verstand, was er meinte.
"Die mentale Kraft, die ich spüre, könnte dort ihren Ursprung haben..."
"Ja, Patti."
"Wo genau liegt Pa Tam Ran?"
"In einem sehr unwegsamen Gebiet im Norden. Das Kloster liegt am Oberlauf des Stoeng Sen-Flusses und ist auch nur über diesen zu erreichen. Es befindet sich mitten im Dschungel." Tom bekam einen beinahe verklärten Gesichtsausdruck, als er fortfuhr. "Pa Tam Ran wirkte fast wie ein Ort jenseits der Zeit, Patti. Nicht einmal die Roten Khmer sind je bis dorthin gelangt..."
"Würdest du wieder dorthin finden?"
"Ich denke schon. Aber nur auf Grund einer vagen Vermutung..."
"Einer Ahnung", korrigierte ich ihn. "Einer Ahnung, die durch übersinnliche Kräfte gespeist wird.."
"Reden wir erstmal mit der Familie dieses Übersetzers..."
*
Noch am Abend suchten wir die Familie des Übersetzers namens Srei auf. Sie wohnte in einem Haus am Rande der Stadt. Drei Generationen unter einem Dach. Zunächst war man uns gegenüber sehr reserviert. Toms Khmer-Sprachkenntnisse schmolzen etwas von dem Eis. Aber angeblich wollte niemand wissen, wohin genau Srei mit Jim gefahren war. "In den Norden", hieß es immer wieder. Aber der Norden war groß und unwegsam. Als Tom sich danach erkundigte, mit wem er sich 'im Norden' treffen wollte, verstummten Sreis Angehörige völlig. Sie blieben höflich, aber wir bekamen keine brauchbaren Hinweise mehr. Ein Wand des Schweigens wurde um uns herum errichtet.
Als wir mit dem Jeep zurückfuhren und der Fahrtwind mir angenehm durch die Haare fuhr, meinte Tom: "Ich habe im Grunde nichts anderes erwartet..."
"Wieso?"
"Wenn Jim mit Kunsträubern in Kontakt kommen wollte, dürften die nicht gerade begeistert sein, wenn man ihre Treffpunkte und Aufenthaltsorte verrät. Niemand würde Sreis Familie vor diesen Leuten schützen, also schweigen sie."
"Niemand kann ihnen das vorwerfen", erwiderte ich, während mein Blick über das nächtliche Treiben in den Straßen von Siemreap glitt. Einige kahlköpfige buddhistische Mönche in orangefarbenen Gewändern fielen mir auf. Die Roten Khmer hatten versucht, jegliche Religion auszurotten. Aber selbst ihre grausame Schreckensherrschaft hatte es nicht geschafft, den uralten Glauben der Khmer zu vernichten.
"Sreis Familie ist unsere einzige Spur", sagte ich irgendwann.
"Aber sie werden nichts sagen", erwiderte Tom.
"Wir müssen ihn finden!"
"Das werden wir auch."
Mutlosigkeit erfasste mich. Was, wenn das, was du in deinen Visionen gesehen hast, bereits passiert ist - und nicht noch in Zukunft geschehen wird?, ging es mir durch den Kopf. Im Hotel erreichte uns ein Anruf von Tante Lizzy. Die Verbindung über Satellit war schlecht, aber immerhin verständlich.
"Patti? Ich rufe wegen des Symbols an, das du in einer deiner Visionen sahst und später aufgezeichnet hast... Jenes Zeichen, von dem Tom meinte, dass er es auch in Pa Tam Ran gesehen hätte!"
"Und?"
"Patti, dieses Symbol ähnelt einer Abbildung, die ich in Ferenz Borsodys Buch ZEICHEN DER GEHEIMEN KRAFT entdeckt habe. Angeblich wurde dieses Symbol von Abdul von Cordoba überliefert und hat bestimmt im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche kleinere Abänderungen erfahren. Andererseits sind die Übereinstimmungen derart frappant, dass ich nicht bereit bin, an einen Zufall zu glauben..."
"Wozu dient dieses Zeichen?", fragte ich.
"Zur Beschwörung von Ganandravan, einer Gottheit, die ursprünglich in Indien verehrt wurde."
"Und was ist das für ein Gott?"
"Ich habe nicht viel darüber herausfinden können, aber man nennt Ganandravan in verschiedenen Sanskrit-Quellen auch wohl den Gott der Zerstörung oder den Bringer der Seelenverlorenheit... Sein Kult könnte irgendwann auch Kambodscha erreicht haben, schließlich ist der gesamte südostasiatische Subkontinent durch die indische Kultur stark geprägt worden..."
"Wird er als ein vierfingeriges, etwa zweieinhalb Meter großes Wesen beschrieben, aus dessen glühenden Händen Strahlen herauszuschießen vermögen?"
Ich dachte an das grauenerregende Monstrum, dem ich in meiner Vision begegnet war und das vielleicht die Quelle der mentalen Kraft darstellte, die ich wahrnahm.
"Tut mir leid, Patti. Ich habe bislang keinerlei Beschreibungen oder bildlichen Darstellungen über Ganandravan gefunden. Der Kult muss einfach schon zu alt sein, als das etwas davon überliefert wäre. Eventuell fände man etwas darüber in der Bibliothek des Dalai Lama, die zehntausende von uralten, auf
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