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Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition)

Titel: Übersinnlich (5 Romane mit Patricia Vanhelsing) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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getrocknete Palmblätter geschriebene Texte enthält. Aber diese Quelle ist nicht so einfach zugänglich. Zwar ist der Cousin eines guten Bekannten, dessen Hochseeyacht Frederik für eine seiner Forschungsreisen benutzte, inzwischen stellvertretender Botschafter in Indien und unterhält guten Kontakt zum Dalai Lama, aber als ich mit ihm telefonierte, machte er mir wenig Hoffnung..." Tante Lizzy machte eine Pause. Dann fuhr sie in gedämpftem Tonfall fort:
    "Habt ihr schon eine Spur von Mr. Field?"
    "Nein, Tante Lizzy. Ich weiß nur, dass er in einer schrecklichen Lage sein muss. Und das dabei das Symbol Ganandravans ebenso eine Rolle spielt, wie jenes Wesen, das ich dir beschrieben habe."
    "Ich tu, was ich kann, Patti!"
    "Das weiß ich. Und dafür danke ich dir auch sehr..."
    "Hier ist übrigens eine sehr merkwürdige Postkarte für dich eingetroffen..."
    "Ja?"
    Ein unangenehmes Gefühl machte sich augenblicklich in meiner Magengegend breit.
    "Das Bild zeigt die Tempelanlagen von Angkor Wat... Es war kein Absender verzeichnet. Erst dachte ich, die Karte wäre mit Ausnahme des Adressaten - gar nicht beschriftet. Aber als ich dann damit in die Küche ging, erschien plötzlich das Symbol der Doppelsonne!"
    "Der ORDEN DER MASKE...", flüsterte ich. "Tante Lizzy, du musst auf dich aufpassen und..."
    Sie unterbrach mich resolut.
    "Ach Kind, das ist nur magische Tinte, die im Neonlicht in der Küche für ein paar Sekunden sichtbar wurde. Ein alter Hut, ich habe in meiner Bibliothek fünfzehn verschiedene Rezepturen dafür. Nein, du solltest auf der Hut sein. Denn das bedeutet doch, dass der ORDEN ganz genau weiß, wo du bist und was du tust..."
    Ihre letzten Worte verursachten bei mir einen Stich in der Herzgegend. Tante Lizzy hatte recht... Der ORDEN war überall. Und ich durfte keine Sekunde vergessen, dass ich einen unerbittlichen, sehr mächtigen Gegner auf mich aufmerksam gemacht hatte. Einen Gegner, der einen langen Atem hatte und geduldig abwarten konnte...
    Für Sekundenbruchteile sah ich das metallene Gesicht einer Ordensmaske vor mir, wie sie die Mitglieder dieser unheimlichen Vereinigung trugen. Gefertigt aus einem bronzefarbenen Metall geheimnisvoller Herkunft... Ich sah, wie sich die Maske verzog, wie sie Konturen annahm und ein fratzenhaftes Tiergesicht bildete...
    Mir schauderte.
     
    *
     
    Der Mond stand als schmale Sichel am Tropenhimmel. In den Stunden nach Mitternacht war es endlich etwas kühler geworden. Das Leben in der Stadt war zur Ruhe gekommen. Eine unheimliche Stille lag über der Siemreab. Es gab keinen Verkehrslärm mehr. Und kaum irgendwo brannte noch Licht. Im Süden der Stadt lagen um die Ufer des gewaltigen Tonle Sab-Sees ausgedehnte Sümpfe, über die unter den Bewohnern der Gegend allerlei Gerüchte kursierten. Nebel zogen von dort herauf und krochen wie böse Geister durch die engen Gassen von Siemreab.
    Ein fremdartiger Chor von Tierstimmen drang aus dem nahen Dschungel bis hier her. Schreie exotischer Vögel, Geräusche gefiederter Nachtjäger und das Zirpen von Grillen mischten sich zu einem Klangteppich, der jeden beunruhigen musste, der daran nicht gewöhnt war. Hier und da schlug ein Hund an und streunende Katzen gingen in den Gassen auf Beutefang. Eine eigenartige Prozession bewegte sich mit marionettenhaften, gleichförmigen Schritten durch die Straßen. Tagsüber war der Untergrund staubig und trocken, jetzt hatten die über den Boden wabernden Nebelschwaden mit ihrer Feuchtigkeit den Staub gebunden.
    Die Prozession bestand aus insgesamt einem Dutzend in knöchellange weiße Gewänder gehüllte Gestalten. Von ihrer Physiognomie her konnte man vermuten, dass es sich um Männer handelte.
    Ihre Gesichter waren nicht zu sehen.
    Sie steckten hinter bronzefarbenen, konturlosen Masken, in deren metallener Oberfläche sich das schwache Mondlicht spiegelte.
    Die Maskenträger gingen schweigend.
    Ihre Schritte verursachten kaum einen Laut.
    Vor dem Ta Prohm-Hotel blieben sie stehen.
    Sie bildeten einen Halbkreis.
    Ein dumpfer Singsang wurde jetzt hörbar. Fast ein Flüstern. Ein Gemurmel, das jedem, der um die Bedeutung der eigenartigen Silben wusste, die sie auf den Lippen hatten, einen kalten Schauer des Entsetzens über den Rücken jagte.
    "Macanuet ketaserem Cayamu..." kam es dumpf unter einem Dutzend metallener Masken hervor. Worte einer uralten Sprache, seit Äonen vergessen...
    Worte, die ein kaltes, grausames Wesen einer fernen Welt, beschworen.
    Die Masken verwandelten

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