Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
hörte, wie etwas im Dunklen schepperte. Dann erschien wieder der Metallbecher im Lichtkegel der Taschenlampe.
Diesmal wich Loreen nicht aus, sondern nahm ganz vorsichtig einen kleinen Schluck. Noch nie hatte pures, kaltes Wasser so köstlich geschmeckt. Zuerst strengte sie ihre Geschmacksnerven aufs Äußerste an, um herauszuschmecken, ob irgendetwas in dem Wasser drin war. Aber sie konnte nichts feststellen.
Der zweite Schluck war schon etwas größer und dann saugte sie das Wasser förmlich in sich hinein, bis der ganze Becher leer war.
»Mehr! Noch mehr«, flüsterte sie und leerte den Becher ein zweites Mal.
»Können sie mich nicht losbinden? Bitte! Mir tut schon alles weh. Ich kann doch sowieso nicht weglaufen. Bitte!«, flehte sie ihren Peiniger an, doch der reagierte überhaupt nicht auf ihre Bitten, sondern fragte sie nur, ob sie noch etwas zu essen haben wollte. Loreen nahm allen ihren Mut zusammen und forderte weiter, dass er ihr wenigstens die Arme losbinden sollte.
»Dann eben nicht ...«, erwiderte er genervt, schaltete das Licht wieder aus und lief zurück zur Tür. Quietschend schlossen sich wieder die Riegel und ließen Loreen hungrig und allein in der Dunkelheit zurück.
»Kommen sie zurück und machen sie mich los!«, schrie sie ihm hinterher, so laut sie konnte. Ihre Wut war nun viel stärker als ihre Angst. Sie warf ihren Oberkörper hin und her, soweit es ihre Fesseln zuließen. Der Stuhl, auf dem sie festgebunden war, begann zu kippen. Ohne die Möglichkeiten, sich mit den Händen wenigstens etwas abzustützen, schlug sie seitlich auf dem harten Boden auf.
Hamburg
Donnerstag, nachmittags
Mit gezückter Waffe stießen die beiden Polizisten die Tür zu Juris Wohnung auf. Im Schein der blauen Flurbeleuchtung traten sie in die Wohnung.
»Hier ist die Polizei! Herr Krasnikov? Stellen sie den Fernseher leise und kommen sie in den Flur!«, rief einer der Beamten und senkte dabei etwas seine Pistole. Unterdessen wurden die Geräusche, die aus dem Wohnzimmer kamen nur noch lauter.
Nun bemerkte der Hintere der zwei Polizisten auch die demolierte Tür. In dem Augenblick, wo er seinen Kollegen darauf hinweisen wollte, zeigte sich der Lauf einer Pistole bei der Küchentür, die nur einen Spalt weit offenstand. Zwei gedämpfte Schüsse überraschten die beiden Polizisten, die ohne Gegenwehr getroffen zu Boden gingen.
»Bist du verrückt? Das sind Polizisten!«
»Und? Wolltest du denen vielleicht erklären, was wir hier machen? He?«, fauchte der Attentäter zornig zurück, während er zur Tür lief, »Krasnikov hat dann eben noch ein Problem mehr, wenn zwei tote Polizisten in seiner ausgebrannten Wohnung gefunden werden. Um so besser! Und komm jetzt, wir haben keine Zeit zu verlieren!«
Ohne die am Boden liegenden Polizisten auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen, verließen die Zwei eilig die Wohnung und verschlossen die Tür hinter sich. Vorsichtig prüften sie das Treppenhaus, um nicht zufällig auf einen der Hausbewohner zu treffen. Durch eine Verbindungstür im Keller gelangten sie in das Nachbarhaus und von dort weiter ins Nächste. Schließlich verließen die Einbrecher das Gebäude und liefen zu einem schwarzen 5er BMW, der direkt vor dem Eingang parkte. Strömender Regen durchnässte sie dabei auf den wenigen Schritten zu ihrem Fahrzeug bis auf die Haut. Wortlos warfen sie ihre Taschen auf den Rücksitz und fuhren los.
Vor dem Eingang des Hauses, in dem Juri wohnte, stand das leere Polizeiauto. Ohne anzuhalten, fuhren sie weiter und bogen auf die Hauptstraße ein. Inzwischen war es schon ziemlich dunkel, was nicht nur an der Tageszeit, sondern auch an den dicken Regenwolken lag, die am Himmel hingen.
Erst, als sie viele Straßen weiter waren, holte einer der Einbrecher sein Smartphone aus der Tasche und tippte kurz darauf herum. Dann steckte er es zurück und sagte zu seinem Kumpanen völlig emotionslos, »Erledigt!«
Dieser nickte nur kurz und schweigend setzten sie ihre Fahrt fort.
Hamburg
Donnerstag, nachmittags
Juri hatte alles mit angehört, was in seiner Wohnung passiert war, und saß nun schon minutenlang wie in Schockstarre da, unfähig, überhaupt irgendetwas zu tun. Im Flur hatte er keine Kamera, mit der er hätte schauen können, was mit den beiden Polizisten war. Andererseits wollte er es auch gar nicht sehen. Bei dem bloßen Gedanken daran, dass die Zwei in seiner Wohnung und zum großen Teil seinetwegen getötet worden waren, wurde es
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