Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
brauchte er erst einmal eine Bleibe für die Nacht, denn er verspürte keine Lust, bei den inzwischen recht herbstlichen Temperaturen im Auto zu übernachten.
Nach allem, was er gesehen hatte, war von seiner Wohnung sicher nicht mehr viel übrig. Außerdem wollte er es im Moment nicht riskieren, sich dorthin zu begeben. Einerseits befürchtete er, dass die Typen, die seine Wohnung in Brand gesetzt hatten, ihm dort womöglich auflauern könnten. Andererseits wollte Juri aber auch auf keinen Fall auf die Polizei treffen.
Deshalb suchte er sich ein kleines, etwas heruntergekommenes Motel in der Innenstadt, wo der zugegebenermaßen zwielichtige Portier weder Ausweis noch Kreditkarte verlangte und auch sonst keine Fragen stellte. Noch nicht einmal seinen Namen wollte er wissen. Das Einzige, was ihn interessierte, war Geld - und zwar Bargeld! Juri bezahlte gleich für eine Woche im Voraus. Mehr Geld hatte er im Moment nicht bei sich.
Das kleine Zimmer an sich war soweit in Ordnung, auch wenn die Einrichtung eher an eine Auswahl von Möbeln erinnerte, die sich jemand vom Sperrmüll zusammengesammelt hatte, als an ein möbliertes Hotelzimmer. Aber viel mehr als ein Bett, eine Toilette und eine Steckdose brauchte Juri im Moment auch nicht.
Sobald er die Tür hinter sich geschlossen hatte, verharrte er noch für mehrere Minuten in der Dunkelheit, ohne sich zu bewegen. Erst dann schaltete er das Licht ein.
Inzwischen war es höchste Zeit, dass er seinen Laptop an den Strom hängen konnte, da der Akku bereits weniger als zehn Prozent Leistung übrig hatte.
Auf dem Weg hierher war ihm ein Gedanke gekommen, den er noch schnell prüfen wollte, obwohl ihm seine Augen vor Müdigkeit fast von allein zufielen. Die Nummer von Loreens Handy kannte er ja. Und falls das Telefon nicht ausgeschaltet war, müsste es auch möglich sein, ihren Aufenthaltsort zu ermitteln.
Es dauerte eine Weile, bis Juri ihren Mobilfunkprovider herausgefunden hatte und in dessen Systeme eingedrungen war. Doch auch hier kam ihm seine Kenntnis der Hintertür in den Sicherheitsschaltungen zugute, sodass er sich recht schnell und vor allem unbemerkt Zugriff auf Loreens Kommunikationsdaten verschaffen konnte.
Zu seiner Freude war es tatsächlich nicht offline. Nachdem er die Daten der Funkzellen analysiert hatte, konnte er zumindest auf einige Kilometer genau einkreisen, wo sich das Telefon befand. Wie erwartet, lokalisierte er es etwas nordöstlich von Paris. Also war Loreen tatsächlich noch immer in Frankreich. Aber warum ging sie dann nicht an ihr Telefon? Hatte sie womöglich den Ton einfach leise gestellt und so die Anrufe gar nicht bemerkt? Oder wollte sie einfach nicht mit ihm sprechen? Schließlich hatte sie ihn ja auch abblitzen lassen, als er ihr nach ihrem übereilten Aufbruch nachgelaufen war.
Doch nach allem, was hier in den letzten vierundzwanzig Stunden passiert war, wollte Juri genau wissen, dass es ihr wirklich gut ging. Und er hatte auch schon eine Idee, wie er das herausbekommen würde.
München
Donnerstag, kurz vor Mitternacht
Gottfried Mohler saß noch immer in seinem Büro und schaute zum wiederholten Male die Berichte und Zeugenaussagen von dem Unfall vom Vortag und den Vorkommnissen auf der TÜV-Station und im Krankenhaus durch. Dabei hatte er immer wieder das undefinierbare Gefühl, etwas Wichtiges zu übersehen. Aber er konnte beim besten Willen auch nicht sagen, was das sein könnte.
Irgendwie deutete alles darauf hin, dass die Dinge auf eine Weise alle miteinander zusammenhingen. Aber Mohler konnte die Verbindung einfach nicht erkennen. Vielleicht waren es ja auch nur mehrere Zufälle und es gab doch keine Zusammenhänge?
Zornig darüber, dass er hier nicht weiter kam, warf er den Stapel Blätter, welchen er gerade in der Hand hielt, auf seinen Schreibtisch und stand auf. Für heute hatte er genug. Ganz abgesehen davon, dass es schon spät war. Aber ihn erwartete zu Hause sowieso niemand, weshalb es ihm auch nichts ausmachte, wie schon so oft Überstunden zu machen.
Die Fahndung nach Maria Cerventino, der Frau des Unfallfahrers, war bisher auch ohne Erfolg gewesen. Sie war einfach spurlos verschwunden, nachdem sie das Krankenhaus verlassen hatte. Im Nachhinein ärgerte er sich darüber, ihr nicht gleich etwas mehr auf den Zahn gefühlt zu haben, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
Der Gedanke, dass sie vielleicht doch eine ganz andere Rolle in dem Fall spielen könnte, als die besorgte Ehefrau, ließ den
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