Überwacht: S.M.A.R.T. - virus inside (Thriller) (German Edition)
herausfand, die Mafia hinter ihm her. Boris, seinen besten Freund, hatten sie allen Anscheins nach getötet. Fast genauso schlimm empfand er es aber auch, dass fast alle Bekannten, die er um Hilfe fragte, ihm diese verweigerten. Keiner war bereit, ihn auch nur zuzuhören. Ebenso wenig wollte irgendjemand von denen, die sich zuvor seine Freunde nannten, seiner Version der Geschichte Glauben schenken.
Zu seinem Vater hatte er gleich gar nicht erst versucht, Kontakt aufzunehmen. Mit ihm hatte Juri seit dem frühen Tod seiner Mutter, die an Leukämie gestorben war, als er gerade dreizehn Jahre alt wurde, kaum mehr gesprochen. Außerdem hatte dieser früher bei der Polizei gearbeitet. Er war zwar nicht mehr aktiv im Dienst, aber Juri hatte trotzdem nicht genug Vertrauen zu ihm.
Die Mafia schien im Gegensatz zur ukrainischen Polizei jedoch über ein nahezu perfekt funktionierendes Überwachungssystem zu verfügen. Egal, wo Juri sich auch versteckte, dauerte es meist nicht lange, bis die Typen mit den schwarzen Porsche Cayennes auftauchten. Drei oder vier Mal hätten sie ihn auch beinahe erwischt.
Um dem zu entkommen, begann er, alle seinen Spuren so gut wie nur möglich zu verwischen. Er war dazu sogar in die Computer der Polizei eingebrochen und hatte alle Daten gelöscht, die irgendetwas mit ihm zu tun haben konnten.
Daraufhin hatte er Kiew und kurze Zeit später auch sein Heimatland verlassen. Versteckt in der Ladung eines Lastkraftwagens war er nach Russland geflüchtet. Auf einigen Umwegen erreichte er so St. Petersburg, von wo aus er als blinder Passagier an Bord eines Containerschiffes nach Hamburg gekommen war.
Da Juri Deutsch in der Schule gelernt hatte, entschied er sich, erst einmal dazubleiben und unterzutauchen. Seitdem lebte er in Hamburg unter falschem Namen und glaubte, seine Vergangenheit abgeschüttelt zu haben.
Zurück in der Gegenwart in seinem kleinen Zimmer setzte er sich wieder an seinen Computer. Die Position von Loreens Handy kam langsam immer näher. Ob sie zurück nach Hamburg fahren würde oder irgendwo anders hin, war noch nicht mit Sicherheit abzusehen.
Warum wusste er nicht, aber aus irgendeinem Grund schaute er für einen Moment von seinem Computer auf und aus dem Fenster hinaus, an dem der kleine Schreibtisch stand. Ganz beiläufig blickte er dabei auf den morgendlichen Berufsverkehr, der sich auf der mehrspurigen Hauptstraße unter seinem Fenster entlang quälte.
Plötzlich tauchten drei dunkle 6er BMW auf und hielten direkt vor dem Motel. Aus jedem der Autos stiegen zwei oder mehr dunkel gekleidete Männer aus und liefen schnurstracks auf den Eingang zu. Mehr konnte Juri, der von seinem Stuhl aufgestanden war, nicht erkennen. Aber mehr brauchte er auch nicht zu sehen.
So schnell er konnte, packte er seinen Computer und die restlichen Sachen zusammen, schnappte sich seinen Rucksack und seine Jacke und verließ das Zimmer. Aus dem Treppenhaus drangen von unten bereits laute, aber nicht genau definierbare Geräusche nach oben. Auf diesem Weg würde eine Flucht ganz sicher unmöglich sein.
Deshalb lief Juri den langen, fensterlosen Gang in die entgegengesetzte Richtung. Er hatte dabei die Hoffnung, noch einen zweiten Ausgang zu finden. Am Ende des Ganges befand sich tatsächlich eine Tür, die nach draußen auf eine Feuertreppe und von dort nach unten in den Innenhof führte.
Doch da gab es ein kleines Problem. Genau genommen ein kleines Grünes! Eine Alarmanlage war so an der Tür montiert, dass die Klinke nicht betätigt werden konnte, ohne den Alarm auszulösen. Niemals könnte er es schaffen, unbemerkt aus dem vierten Stock über die Feuertreppe nach unten zu entkommen, wenn erst einmal die Sirene losgegangen sein würde. Aber eine andere Möglichkeit sah er im Moment auch nicht.
Direkt neben der Tür befand sich ein Fenster und mit einem kurzen Blick entschied Juri sich für diese Variante. Die Verriegelung war mit wenigen Handgriffen gelöst. Vom Fensterbrett sprang er das kurze Stück auf die Feuertreppe aus schon ziemlich verrostetem Metall. Alle seine Sachen hatte er in seinem Rucksack untergebracht, den er nun auf dem Rücken trug, sodass er beide Hände freihatte.
Hätte Juri vom Fenster aus in den Hof geschaut, wären ihm die zwei Typen mit ihren dunklen Sachen und Sonnenbrillen womöglich schon eher aufgefallen. Es sah so aus, als ob die Zwei ihn dort unten bereits erwarteten. Das Quietschen und Scheppern der Metallkonstruktion blieb ihnen natürlich nicht
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