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Überwachtes Netz

Überwachtes Netz

Titel: Überwachtes Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andre Meister Markus Beckedahl
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ihr, das Problem beseitige. In ihrem Glauben wurden sie durch verschiedene Berichte aus der Industrie, Anwaltskanzleien, Expertenkommissionen und sogar EU-Behörden bestärkt, da jeder Einzelne zuversichtlich bestätigte, dass das Rechnen in der Cloud sogar sicherer sei. Diese Berichte beachteten jedoch nur die Gefahr durch externe Hacker, nicht das geheime Überwachen durch das hostende Land. Unglücklicherweise gibt es keine praktikablen Abwehrtechniken. Verschlüsselung kann Daten auf dem Transportweg im Kabel schützen, wenn die Daten allerdings durch den Cloud-Anbieter entschlüsselt werden um Berechnungen durchzuführen, sind sie massenhafter Überwachung ausgeliefert.
    Zusammen mit Wissenschaftlern erstellte ich 2012 einen Bericht für das Europäische Parlament, der vor der Möglichkeit PRISM-artiger Überwachung warnte, jedoch brauchte es ironischerweise einen US-amerikanischen Blog, um im Januar diesen Jahres Schlagzeilen zu machen. Die europäische Öffentlichkeit reagierte mit verständlicher Beängstigung – vielleicht waren ihre Daten innerhalb der EU gut beschützt, aber was ist mit all den Daten, die durch US-amerikanische Technologie-Giganten verarbeitet werden?
    Bestehende europäische Datenschutzgesetze sind nicht nur unzureichend, um Überwachung durch und innerhalb der Cloud zu entdecken und zu unterbinden, im Kleingedruckten der vorgeschlagenen neuen Datenschutzregulierung, die zur Zeit in Brüssel debattiert wird, werden solche geheimen Veröffentlichungen sogar erlaubt, selbst wenn der Gebrauch unter europäischem Recht rechtswidrig wäre. Wie kamen diese Gesetzeslücken dorthin und warum haben angeblich unabhängige europäische Datenschutzbehörden nichts dagegen unternommen?
    Die europäischen Menschenrechte schützen jeden in ihrer Gerichtsbarkeit gleichermaßen und Rechtfertigungen für Verstöße gegen den Datenschutz können nicht auf der Staatsangehörigkeit beruhen. Warum hat die EU-Kommission diese offensichtlichen Konflikte ignoriert und dem Verarbeiten von Daten von EU-Bürgern durch US-amerikanische Cloud-Anbieter grünes Licht gegeben?
    Edward Snowden hat nun couragiert die Position verdeutlicht, dass die EU ihm politisches Asyl und Zuflucht gewähren sollte. Es gibt schon Änderungsanträge zur neuen Regulierung, die solche Whistleblower schützen würde. Und auch solche, die besagen, dass die Zustimmung der Bürger notwendig ist, um ihre Daten in der Cloud außerhalb der EU abzulegen – dies außerdem nur nachdem sie einen deutlichen Warnhinweis gesehen haben.
    Die USA haben sich der Anerkennung der Europäischen Datenschutzrichtlinien seit 30 Jahren widersetzt und scheinen dies auch weiterhin zu tun. Die EU solle Industrierichtlinien für die eigenen Cloud-Abieter entwerfen, die auf Open Source Software basieren – in einem ähnlichen Ausmaß an Planung, das es nun Airbus erlaubt, die gleichen Marktanteile wie Boeing zu haben. Wenn die Cloud auch nur ansatzweise so wichtig ist wie der Hype suggeriert, warum würde Europa das nicht sowieso tun wollen und die Spitze der Wertkette behalten, die zur Zeit durch steuerliche Vorteile an die USA zurückfließt?
    Europa hat eine der besten Forschungen im Bereich Computer-Datenschutz, aber praktisch keine Internet-Unternehmen von globaler Bedeutung. Die Chance für die Märkte ist es, in Jobs und Wachstum basierend auf Europas Überlegenheit im Datenschutz zu investieren. Die Welt ist gerade im Datenschutz-Guantanamo erwacht, das durch Obama erbaut wurde, aber wir sind keine Gefangenen und uns steht es frei zu gehen.
    Dieser Kommentar erschien zuerst am 11. Juli 2013 in der Britischen Zeitung The Independent [167] und wurde für dieses Buch ins Deutsche übersetzt.

Indien:
Selbst die Regierung vertraut der Regierung nicht
    Pranesh Prakash
    Teil 1
    Es gab Berichte darüber, dass die indische Regierung seit 2009 die Einrichtung eines zentralisierten Überwachungssystems (CMS) vorantreibt [188] . Aber das hat keine große Debatte über Privatsphäre ausgelöst. Selbst Nachrichten über die Inbetriebnahme des CMS im April 2013 haben keine große Aufmerksamkeit erfahren. Nachdem ein Kollege am CIS darüber geschrieben hat und es von Human Rights Watch scharf kritisiert wurde [189] , begannen mehr Reporter, es als Problem für die Privatsphäre anzuerkennen. Aber es waren letztlich die Enthüllungen von Edward Snowden, die dazu geführt haben, dass die Menschen, zumindest für einen kurzen Zeitraum, aufgehorcht haben und sich gefragt

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