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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Nähe denken.
    Sie seufzte noch einmal, dann straffte sie die Schultern, warf die wilde, ungebändigte Mähne auf den Rücken, fuhr sich glättend über die Kleider und übergab Rose dem Pferdeknecht. Hoch erhobenen Hauptes ging sie zum Haus und betrat mit einem unverbindlichen Lächeln, das sie einige Anstrengung kostete, die Halle.
    »Guten Tag«, grüßte sie freundlich und ließ den Blick über die Männer gleiten.
    Am Kopf der Tafel saß ihr Vater, Lord McLain. Er trug einen seiner besten Wämser. Sein Gesicht wirkte zufrieden.
    Ihm gegenüber saß Lord Kingsley. Auch er wirkte aufgeräumt und nickte Zelda freundlich zu.
    Sein Sohn Allistair saß neben ihm, doch fehlte seiner Miene die Freude der anderen. Angespannt wirkte er, das Kinn war kantig, den Mund hatte er wie im Kummer zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Als er Zelda sah, versuchte er ein freundliches Lächeln, das ihm jedoch nur leidlich gelang und die haselnussbraunen Augen nicht erreichte.
    Connor, der Verwalter, nickte ihr ebenfalls freundlich zu. Er wirkte sehr zufrieden. Das Ende des Clan-Krieges würde seine Arbeit um einiges erleichtern.
    Nur Joan war noch immer so blass und in sich gekehrt wie am Morgen. Ihre Augen waren sogar leicht gerötet, sodass Zelda vermutete, dass sie geweint hatte. Besorgt sah sie die kleine Schwester an, doch jetzt zwang sich auch Joan ein Lächeln ab und sagte: »Na, endlich, Zelda. Wir haben auf dich gewartet. Komm, setz dich zu uns.«
    Zelda nahm neben ihrer Schwester Platz und sah aufmerksam in die Runde.
    »Entschuldigt die Verspätung«, sagte sie. »Aber ich wusste nicht, dass Lord Kingsley und sein Sohn uns die Ehre ihres Besuches sogleich erweisen.«
    Lord Kingsley winkte ab. »Mach dir keine Sorgen, Kind. Dein Vater und ich hatten vieles zu besprechen. Wir sind fertig, und jetzt ist es gut, dass du gekommen bist.«
    Er griff über den Tisch, legte seine Hand für einen Augenblick auf Zeldas Rechte und sah sie freundlich an.
    Dann lehnte er sich zurück und suchte Lord McLains Blick. Die beiden Männer lächelten sich im stillen Einverständnis zu; sie konnten die Erleichterung darüber, dass sie eine Möglichkeit gefunden hatten, ihren Streit beizulegen und dabei das Gesicht zu wahren, nicht verbergen.
    »Nun, Zelda. Lord Kingsley und ich sind bereit, den Krieg zu beenden. Ab sofort werden die Waffen schweigen. Es wird keine Überfälle mehr geben, keine Brandschatzungen, keinen Viehdiebstahl mehr.«
    In den Gesichtern aller Anwesenden lag große Zufriedenheit. Die Männer griffen wie auf Kommando zuihren Bechern mit Ale, prosteten sich zu und tranken in einem Zug leer.
    Lord Kingsley wischte sich den Mund ab, sah von Zelda zu seinem Sohn und wieder zurück, ehe er sagte: »Zelda, ich heiße dich in meinem Haus als meine Schwiegertochter willkommen. Ich werde dich halten wie eine eigene Tochter und dir nach der Hochzeit die Herrschaft über Küche und Kammern übergeben. Du wirst die Herrin auf den Kingsley-Manors sein.«
    Zelda dankte ihm mit einem Kopfnicken, dann fragte sie: »Und du, Allistair Kingsley, was sagst du dazu?«
    Sie kannte den jungen Mann, seit sie denken konnte. Sie wusste, wie er ritt, wie er kämpfte, kannte seine Stimme, einige seiner Eigenarten. Doch sie kannte ihn nicht gut genug, um in seinem Gesicht zu lesen, was sich in seinem Inneren abspielte.
    Allistair sah sie an. Etwas Prüfendes lag in seinem Blick, aber auch Traurigkeit.
    »Unsere Väter haben entschieden. Ihre Entscheidung bringt der ganzen Gegend Frieden. Wir alle werden davon profitieren, dass der Krieg der Clans beendet ist. Wenn es Gottes und der Wille unserer Väter ist, so werde ich dich zur Frau nehmen und dich ehren und achten und dafür Sorge tragen, dass es dir an nichts mangelt.«
    Zelda nickte. Sie hatte keine Liebeserklärung erwartet, doch die Kühle und stille Trauer in Allistairs Stimme machte sie betroffen. Er liebte sie nicht, das stand fest. Und sie liebte ihn nicht. Auch daran gab es nichts zu deuteln. Sie würden sich arrangieren müssen. Es gab schlimmere Ehemänner als Allistair Kingsley. Wenn sie es sich recht überlegte, so hatte sie es gar nicht so schlecht getroffen. Allistair war ein ansehnlicher Mann,groß, mit breiten Schultern, muskulös und einer Brust, die viel Platz zum Anlehnen bot …Nun ja, vielleicht irgendwann einmal.
    Seine braunen Augen waren klar und ohne Falsch. Das dunkle Haar war ordentlich geschnitten, der Mund mit der vollen Unterlippe ohne Bitterkeit.
    Er war ehrlich,

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