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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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mit dem Eigner beendet.
    Sie setzte sich auf die Hafenmauer, überlegte und behielt dabei die Karavelle im Blick, die morgen in aller Frühe nach Frankreich auslaufen sollte. Einige Hafenarbeiter und Matrosen waren gerade dabei, das Schiff zu beladen.
    Zelda reckte den Hals. Sie sah mit Pech verschmierte Fässer, die keinerlei Auskunft über ihren Inhalt gaben.
    Als wäre sie ein Müßiggänger, der den ganzen Tag mit Spaziergängen verbrachte, schlenderte sie näher.
    »Wohin geht die Fracht?«, fragte sie mit aller Unschuld.
    Ein Matrose sah hoch: »Auf den Kontinent, Mylord.«
    »Aha. Habt ihr auch Passagiere?«
    Der Matrose zögerte mit einer Antwort und sah sich nach allen Seiten um.
    »Ich weiß nichts darüber, Mylord.«
    Zelda wunderte sich über das eigenartige Benehmen des Matrosen, aber auch über die abwehrende Haltung des Schiffseigners drüben im Speicher. Sie verstandnicht allzu viel von Geschäften, doch dass man einen jungen Mann mit einem gräflichen Ring am Finger abwies, war ganz und gar nicht gewöhnlich. Der Schiffseigner war barsch gewesen, hatte sie regelrecht verscheucht, und auch das Gebaren des Matrosen war ungewöhnlich. Irgendetwas ging hier vor, und Zelda war fest entschlossen herauszufinden, was hier faul war.
    Sie hantierte an ihrer Geldkatze, die sie wie ein Mann am Gürtel trug, und entnahm dieser eine Münze. Sie warf sie dem Matrosen zu. »Fällt dir jetzt ein, ob ihr Passagiere an Bord nehmt?«
    Der Matrose biss auf das Geldstück, um die Echtheit zu überprüfen, dann steckte er es blitzschnell in den Schaft seines einfachen, an einigen Stellen schon brüchigen Stiefels aus billigem Schweinsleder.
    Er sah Zelda an und nickte leise: »Wenige nur. Diesmal sechs. Fünf Frauen und ein Mann.«
    »Was sind das für Frauen? Wer ist der Mann?«
    Der Matrose zog ein Gesicht, als litte er unerträgliche Schmerzen. »Ich kann es Euch nicht sagen, Mylord. Fragt im Gasthaus Zum Blauen Anker nach. Vielleicht weiß der Wirt mehr.«
    Der Matrose wandte sich ab und sah zu, dass er auf das Schiff kam, denn der Schiffseigner stand breitbeinig vor dem Tor des Speichers und schaute argwöhnisch herüber.
    Zelda fand, dass es nicht der geeignete Zeitpunkt war, dem Reeder noch länger vor der Nase herumzutanzen. Sie hob die Hand zum Gruß und ging davon.
    Bald schon hatte sie den eigentlichen Hafen verlassen und kam in das Viertel, in dem die Fischer ihr Zuhause hatten.
    Zwischen den engen, mit Stroh gedeckten Katen hingenNetze zum Trocknen, die Gasse selbst war mit Fischschuppen übersät, die in der Sonne wie Diamanten blitzten.
    Eine Magd kam mit einem Korb voller Fischköpfe vorbei und betrachtete Zelda ausgiebig. Leute wie sie verirrten sich selten in diese Gasse.
    »Sag, Mädchen, weißt du, wo ich das Gasthaus Zum Blauen Anker finde? «, fragte Zelda.
    Die Magd sah sie neugierig von oben bis unten an. »Was will ein feiner Herr, ein Lord wie Ihr in dieser Spelunke?«, fragte sie wissbegierig.
    »Geschäfte«, sagte Zelda.
    Das Gesicht der Magd veränderte sich in rasender Eile, aus Neugier wurde Abscheu. Sie verzog die Mundwinkel verächtlich nach unten, reckte das Kinn, straffte die Schultern und erwiderte beinahe hochnäsig: »Verzeiht, Mylord, doch solche Art von Herbergen kenne ich nicht.«
    Sie sagte dies in einem Ton, der nahe legte, dass Zel-das Frage einer Beleidigung gleichkam.
    Zelda zuckte mit den Achseln, dann ging sie weiter, ohne zu bemerken, dass die Magd stehen geblieben war und ihr kopfschüttelnd nachschaute.
    Es war inzwischen Abend geworden, und die Dämmerung hatte sich wie ein graues, dicht gewebtes Leinentuch über die Stadt gelegt.
    Die braven Bürger saßen in ihren Häusern beim Abendbrot, doch das Gesindel der Stadt, die Huren, Taschendiebe, die Würfelspieler und Händelsucher kamen allmählich aus ihren Löchern gekrochen und schlichen im Schutz der Hauswände einher.
    Zelda sah sich um. Eine junge Hure, ein Kind beinahe noch, kam ihr entgegen. Sie hatte das Mieder weit aufgeschnürt,sodass ihre Brüste fast wie Auslagen in einem Laden über dem Stoff ruhten.
    Als sie mit Zelda auf gleicher Höhe war, schnalzte sie mit der Zunge. »Oh, was für ein feiner Herr Ihr seid. Und ganz allein in der Stadt? Soll ich Euch ein wenig Gesellschaft leisten?«, fragte sie.
    Zelda schüttelte den Kopf. »Wissen möchte ich, wo es Zum Blauen Anker geht«, sagte sie mit fester Stimme.
    Die junge Hure lachte. »Spart Euch den Weg, feiner Herr, wenn Ihr ein Mädchen sucht. Besser als

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