Ufer des Verlangens (German Edition)
die Wächter die Frauen nach dem Grund ihres Besuches in der Stadt.
Zelda rief den beiden einen Gruß hinterher, als sie die Wache passiert hatten, und schon war sie an der Reihe.
»Woher kommt Ihr? Wohin wollt Ihr? Was ist Euer Begehr in der Stadt?«
»Lord Cedric Connery heiße ich«, teilte Zelda den Wachen mit energischer Stimme mit. »Ich komme von den Connery-Manors aus den Highlands und will in der Stadt ein Hochzeitsgeschenk für meine Braut kaufen.«
»In Ordnung, reitet weiter«, sagte einer der Wächter und winkte sie mit einer Handbewegung vorbei.
Langsam ritt Zelda durch die Straßen und Gassen Dundees.
Das Viertel hinter den Stadttoren schien eines der ärmeren zu sein. Strohgedeckte Katen duckten sich eng an die Ränder der lehmigen Gassen. Die Fenster waren nicht mit Blei verglast und hatten auch keine hölzernen Läden davor, sondern nur in Ol getränktes Papier, welches die Kälte im Winter gewiss nur unzureichend abhielt.
In der Mitte der Gasse zog sich eine tiefe Rinne entlang, in der sich die Abfälle aus den Häusern sammelten. Ein paar magere Hunde stöberten in welken Kohlblättern herum, ein zerrupftes Huhn lief gackernd vor Roses Hufen her und schien keinerlei Angst vor dem viel größeren Tier zu haben.
Ein rotznäsiger kleiner Junge in zerrissener Kleidung stand in der Tür einer Kate und starrte Zelda großäugig an.
Das nächste Viertel, das Zelda durchqueren musste, um in die innere Stadt zu kommen, lag in einer Wolke aus beißendem Gestank. Sie war ins Viertel der Gerber und Färber geraten. Die Häuser waren etwas besser, manchmal sogar zweistöckig, und die offenen Fenster erlaubten einen Blick in die Werkstätten. Zelda sah einen riesigen Zuber, gefüllt mit einer dunkelbraunen, stinkenden Brühe, in die ein Gerberlehrling ein Stück Tierhaut warf.
Ein Stückchen weiter sah sie einen Gesellen, der ein Schaffell über einen Rumpelbock gespannt hatte und mit einem Scherdegen, einem gebogenem Messer, das aasige Fleisch abkratzte und auf den Boden warf, wo zwei Hunde bereits daraufwarteten.
Zelda ritt ein wenig schneller, denn der Gestank stach ihr in der Nase und brannte in den Augen.
Sie kam durch eine Gasse, in der die Schneider, Tuchmâcher,Perlensticker, Leinweber und Handschuhmacher ihr Zuhause hatten. Die Häuser waren alle zweistöckig, mit einem sauberen Putz versehen und die Fachwerkbohlen dunkel gestrichen. Hier wirkte alles sauber und freundlich.
In den unteren Geschossen hatten die Handwerker die Fenster, die hier immerhin mit hölzernen Läden versehen waren, weit geöffnet und ihre Auslagen darin ausgebreitet.
Zelda musste an sich halten, um nicht zu sehr nach den schönen Stoffen zu schauen. Sie war ein Mann, und Männer kümmerten sich nicht um Putz und Tand. Also sah Zelda geradeaus und wich geschickt zwei Mägden aus, die mit Weidenkörben über dem Arm beieinander standen und schwatzten.
Aus der Ferne hörte sie Lärm und ritt geradewegs darauf zu.
Bald hatte sie den Marktplatz Dundees erreicht. Die Häuser waren prächtig. Patrizier, reiche Kaufleute, Ratsherren, Advokaten, Arzte und Goldschmiede wohnten hier im Innern der Stadt.
Dreistöckige Bauten mit hübschen Bleiglasfenstern und Blumenkästen davor umstanden den Marktplatz.
Zelda stieg von ihrem Pferd, gab es in einen Mietstall und wies einen Knecht an, sich gut um Rose zu kümmern. Dann schlenderte sie über den Markt.
Sie ging von Bude zu Bude, staunte über den Reichtum an Stoffen, Gewürzen, Spezereien, Haushaltswaren und Lebensmitteln, die sie in solcher Fülle noch nie gesehen hatte.
Vor einem Stand mit Haarbändern blieb sie stehen.
»Na, junger Lord, sucht Ihr ein Band für Euer Liebchen?«, fragte die Händlerin, und in ihrer erwartungs-
vollen Miene spiegelte sich die Aussicht auf ein gutes Geschäft.
»Hier, nehmt dies aus dunkelblauem Samt! Oder das Rote aus Brokat. Welches Haarfarbe hat denn die Liebste?«
»Rot«, antwortete Zelda flink und griff sich unwillkürlich an den Kopf, auf dem Gott sei Dank das Barett saß und ihr Haar verbarg.
»Nun, zu rotem Haar passt ein grünes Band.«
Die eifrige Händlerin holte alles, was sie an grünen Bändern hatte, herbei und breitete sie vor Zelda aus.
Zelda zögerte. Zu gern hätte sie ein neues Haarband gehabt. Doch was sollte sie auf ihrer Reise damit anfangen? Nun, dachte sie, ich kann es in die Satteltasche stecken. Wenn ich ein wenig aufpasse, so kommt es nicht zu schaden.«
Sie kaufte das grüne Band, fragte die Händlerin
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