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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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müssen die großen Straßen meiden. Die Häscher werden noch immer unterwegs sein.«
    »Ich habe Hunger«, klagte Zelda und legte die Hand auf ihren Bauch, in dem es mächtig rumorte. »Seit zwei Tagen habe ich nichts mehr gegessen. Mir ist schon ganz schlecht. Ich weiß nicht, wie lange ich es noch aushalte, ohne eine richtige Mahlzeit zu mir zu nehmen.«
    Elizabeth nickte. »Ich weiß. Du bist das Hungern nicht gewöhnt. Wir werden im Wald nach Beeren suchen.«
    Im Schutz der Dämmerung verließen sie die Fischerhütte und liefen ein Stück in den Wald hinein. Es dauerte gar nicht lange, da hatte Elizabeth bereits eine Stelle auf einer Lichtung entdeckt, auf der köstliche Walderdbeeren wuchsen. Die beiden Frauen knieten sich auf den Boden. Mit beiden Händen riss Zelda an den Früchten. Sie stopfte sie gierig in den Mund, nahm sich kaum die Zeit zum Kauen, sondern schlang eine Erdbeere nach der anderen hinunter.
    Und obwohl sie so hastig aß, schien es ihr, als hätte sie niemals etwas Köstlicheres gegessen.
    Ein Stückchen weiter floss ein Bächlein, aus dem die Frauen tranken und sich den Kerkermief vom Leib wuschen.
    Derart erfrischt und gestärkt, machten sie sich im Schutz der Bäume und abseits der Straße auf den Weg nach Edinburgh.

10. Kapitel
    Sie liefen, bis ihnen die Füße brannten. Gegen Abend waren sie völlig erschöpft, denn die Flucht war anstrengend gewesen und der kurze Schlaf in der Fischerhütte nur ein leichter, aus dem sie beide immer wieder erwacht waren.
    Die Straße lag verlassen. Kein Mensch, kein Fuhrwerk, kein Pferd waren zu sehen. Auch der Wald lag still und verträumt im Schein des silbernen Mondes, der den schmalen Pfad, den Elizabeth und Zelda gewählt hatten, spärlich beleuchtete.
    »Die Häscher haben die Suche eingestellt«, vermutete Zelda.
    »Ja«, erwiderte Elizabeth. »Sie haben deine Satteltaschen als Pfand. Das wird ihnen wohl zunächst ausreichen.«
    »Ob wir es wagen sollten, in einer Herberge um ein Nachtlager und eine Schüssel Graupen zu bitten?«, fragte Zelda.
    »Das wäre wohl das Beste. Wir müssen ausgeruht und gestärkt sein, um bis zu den Stadttoren von Edinburgh zu gelangen.«
    Im Schutz der Bäume tasteten sie sich zur Straße vor, und tatsächlich: In der Ferne blinkte ein Licht. Das eiserne Wirtshausschild klapperte im Wind.
    Der alte Wirt stand hinter einer einfachen Holztheke und wischte mit einem dreckigen Lappen ein paar Becher aus.
    »Gott zum Gruße, guter Mann«, wünschte Elizabeth, als sie die Herberge betraten.
    »Gott zum Gruße«, knurrte der Wirt.
    »Habt Ihr ein Nachtlager und eine Schüssel Grützefür uns? Dazu einen Kanten Brot und einen Becher Wasser«, bat Elizabeth.
    »Hmmm«, knurrte der Wirt und sah die beiden missmutig an.
    »Das Feuer ist längst aus. Habe nicht mehr mit so späten Gästen gerechnet.«
    Er betrachtete die ärmliche Kleidung der beiden, dann rieb er Daumen und Zeigefinger aneinander. »Könnt Ihr auch zahlen?«
    Zelda wollte sogleich empört aufbegehren und den Mann zur Rechenschaft für diese Beleidigung ziehen, doch Elizabeth legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. Dann fingerte sie an ihrer Rocktasche herum, holte ein Geldstück hervor und warf es vor den Wirt auf die Holztheke.
    »Reicht das?«, fragte sie und sah dem Mann direkt in die Augen. »Oder bringt Ihr es über Euch, eine arme alte Frau und ihre Tochter bei Nacht wie Hunde vor die Tür zu jagen?«
    Der Wirt schaute noch immer misstrauisch, doch dann nahm er flink das Geldstück an sich, biss darauf, steckte es befriedigt in die Geldkatze, die er am Gürtel trug, und wies mit einer Handbewegung zu einem der Tische.
    »Ihr könnt in der Scheune schlafen. Für eine Kammer mit einem ordentlichen Bett reicht Euer Geld nicht aus. Ich werde sehen, ob ich noch etwas Brot und Käse finde. Einen Becher Milch werde ich auch noch haben. Setzt Euch, ich komme gleich.«
    Darauf drehte er sich um und verschwand hinter einer Tür, hinter der die beiden Frauen die Küche vermuteten. Dankbar ließen sich die beiden Frauen auf die Bank sinken. Es dauerte gar nicht lange, da kam erwieder, knallte eine Schüssel mit kalter Hafergrütze auf den Tisch und dazu ein einfaches Holzbrett, auf dem ein Kanten Brot lag, das an einer Ecke schon ein wenig angeschimmelt war, sowie ein trockenes Stück Käse.
    Er verschwand erneut und schleppte dann zwei Becher herbei, die tatsächlich mit Milch gefüllt waren.
    Hungrig griffen die Frauen zu, löffelten die Grütze mit dem

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