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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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erstarrten Fett am Rand, bissen in das Brot und mummelten sogar die vertrockneten Käseecken, bis nicht ein einziges Krümmelchen mehr übrig war.
    Sie waren gerade fertig, als sie plötzlich Lärm vor der Tür hörten.
    Zwei Reiter mussten es sein, die da ihre Pferde an den Pfahl vor dem Wirtshaus banden. Wenig später polterten sie auch schon zur Tür herein.
    »He, Wirt«, riefen sie und sahen sich im Schankraum um. Als sie bemerkten, dass außer den beiden Frauen niemand anwesend war, nickten sie Zelda und Elizabeth einen Gruß zu, warfen die Mützen auf den Tisch und ließen sich auf die abgesessenen Holzbänke fallen.
    Plötzlich ganz diensteifrig, eilte der Wirt herbei. »Was wünschen die Herren?«, fragte er beflissen. »Ich habe geschlachtet. Ein gutes Schwein, ein fettes Schwein. Der Schinken ist frisch geräuchert und wird Euch bestimmt munden. Meine Frau hat Brot gebacken. Ganz frisch ist es und duftend. Dazu ein Stück vom besten Käse und ein Krug würziges Ale?«
    »Bring her, was du hast«, bestimmte einer der Reiter, der an seiner Kleidung als Gehilfe eines Coroners zu erkennen war.
    Zelda und Elizabeth hielten den Atem an und machten sich so klein wie möglich auf ihrer Bank.
    »Wir suchen uns besser jetzt einen Platz in der Scheune«, flüsterte Elizabeth, und Zelda nickte.
    Die Frauen standen auf und wollten sich davonmachen, als die Stimme des einen Reiters sie zurückhielten.
    »He, da, Ihr Weibsleute. Woher kommt Ihr?«
    »Oh, guter Mann. Von weit her kommen wir. Aus A-berdeen. Seit vielen Tagen schon sind wir unterwegs.«
    »Und wohin?«, fragte er streng.
    »Zur Taufe meiner Schwestertochter. Sie lebt nicht weit hinter Edinburgh in einem kleinen Weiler. Der Schwagerbruder ist kürzlich verwitwet, lebt nun allein mit zwei kleinen Kindern. Nun wollen wir sehen, ob meine Tochter nicht die richtige Ehefrau für ihn ist.«
    Der Reiter winkte gelangweilt ab. Die Geschichte der beiden Weiber interessierte ihn nicht.
    »Habt Ihr wen getroffen auf Euerm Weg?«, fragte er.
    »Aber sicher, Sir«, erwiderte Elizabeth leutselig. »Einen Mönch trafen wir, der auf der Suche nach einer Reliquie für sein Kloster war. Auch einem Gerber sind wir begegnet. Kurz hinter Bluecastle muss das gewesen sein. Sein Fuhrwerk war voller gegerbter Felle. Es stank zum Himmel, kann ich Euch sagen. Zwei Gesellen auf der Wanderschaft begegneten uns gegen Mittag. Sie waren unterwegs, einen neuen Meister zu suchen. Und dann …«
    »Ist gut, Weib. Das reicht. Behaltet Eure Geschichte für Euch. Wissen will ich nur, ob Euch ein junger Lord mit weibischem Gesicht und ein altes Weib, so eines, wie Ihr es seid, begegnet sind.«
    Zelda zuckte zusammen und machte sich hinter Elizabeths Rücken ganz klein. Doch der alten Wehfrau schienen die Fragen nichts auszumachen.
    »Wie sahen sie aus, das alte Weib und der junge Lord?«, wollte sie wissen.
    »Wie schon?! Wie solche Leute halt aussehen. Ein braunes Kleid trug die Alte, so ähnlich geschnitten wie das Eurer Tochter. Der Mann hatte ein weißes Hemd an. Feines Leinen, aber darüber ein Wams, das seine besten Tage schon hinter sich hatte. Grün war es, das Wams. Und die Hose sah aus wie die eines Stallknechtes. Nur die Stiefel waren aus feinem weichem Leder. Habt Ihr sie gesehen?«
    »Lasst mich überlegen«, erwiderte Elizabeth und legte den Zeigefinger an ihr Kinn, um das Nachdenken zu untersteichen.
    »Was wollt Ihr von ihnen? Warum sucht Ihr sie?«, fragte sie mit unschuldiger Neugier.
    »Schwerverbrecher sind das. Geflohen aus dem Verlies zu Bluecastle.« Er schlug sich vor die Brust. »Wir sind die Männer des Coroners und angehalten, die Halunken zu suchen, damit der Henker sie am Stadtgalgen aufknüpfen kann.«
    »Oh, oh, die Welt ist schlecht. Es wimmelt nur so von Gaunern und Halunken«, zeterte Elizabeth.
    Sie legte den Zeigefinger erneut unter das Kinn und sah mit zusammengekniffenen Augen in die Ferne.
    »Wartet!«, sagte sie plötzlich. »Ich glaube, wir haben diese Verbrecher tatsächlich gesehen.«
    Der Körper des Coronergehilfen spannte sich.
    »Wo?«
    »Lasst mich nachdenken. Eine alte Frau wie ich braucht etwas Zeit, um sich zu erinnern.«
    »Macht schon, sage ich. Spannt uns nicht auf die Folter. Und wisset: Wenn Ihr mir Lügen auftischen wollt, so werdet auch Ihr bestraft werden. Jeder, der einem Verbrecher hilft, ist selbst einer und muss sich vor der Gerichtsbarkeit verantworten.«
    »Ja, ja. Ich weiß. Aber wie soll ich mich erinnern, wenn Ihr mich dauernd

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