Ufer des Verlangens (German Edition)
sodass Banda ins Stolpern geriet.
Er lief in den Wald hinein, und die anderen sahen ihm nach. Doch nach wenigen Schritten drehte er sich noch einmal um, schüttelte die erhobene Faust und drohte: »Ich weiß* wer diese Weiber wirklich sind, die du mir vorziehst. Und ich werde dafür sorgen, dass sie ihre gerechte Strafe bekommen. Ich lasse es mir nicht gefallen, dass du mich verstößt, nur weil ich einem Rabenaas, wie sie es ist, einen Kuss gegeben habe.«
Esmeralda stemmte die Fäuste in die Hüften und rief ihm zu: »Lass es sein, Banda. Stürz dich nicht noch mehr ins Unglück. Du weißt so gut wie wir, dass dieseFrauen nichts Unrechtes getan haben. Geschieht ihnen durch deine Schuld auch nur das geringste Leid, so bist du deines Lebens nicht mehr sicher.«
Dann drehte sich Esmeralda um und wandte sieh an Zelda, die schluchzend vor Erleichterung und ausgestandener Angst in Elizabeths Armen lag.
Vorsichtig strich Esmeralda ihr über die Schulter.
»Hat er Euch etwas angetan? Hat er Euch mehr geraubt als einen einzigen Kuss?«, fragte sie besorgt.
Zelda schüttelte den Kopf. »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte sie mit noch immer schmerzender Kehle. »Er hat mir nichts getan.«
Esmeralda betrachtete im Schein einer Fackel, die sie vom Lager mitgebracht hatte, Zeldas Hals, an dem man die Fingerspuren Bandas noch gut erkennen konnte. Dann strich sie sanft über Zeldas Haar und sagte: »Ihr braucht keine Angst mehr zu haben. Wir schützen Euch. Bis wir in Edinburgh sind, wird Euch nichts geschehen. Das verspreche ich Euch.«
12. Kapitel
Nur schwer fand Zelda in einen unruhigen Schlummer. Die bösen Geister drangen in ihre Träume und plagten sie mit Ängsten und Schlaflosigkeit. Zelda lag dicht an Elizabeth geschmiegt, tröstete sich an der Wärme ihrer Haut und konnte doch nicht vergessen, was Banda ihr angetan hatte. Sie fühlte sich dreckig, beschmutzt an Körper und Seele.
Ihr größter Wunsch war es, sich diesen Schmutz abzuwaschen und damit auch die Erinnerung an die schrecklichen Erlebnisse der Nacht zu vernichten.
Die Sonne hatte sich am nächsten Morgen kaum aus ihrem Bett erhoben und nur schlaftrunken auf die Erde geblinzelt, als Zelda sich bereits erhob. Elizabeth erwachte mit ihr.
»Wo willst du hin?«, fragte sie. »Es ist noch früh. Komm, leg dich wieder hin, und schlafe noch eine kleine Weile.«
Zelda schüttelte den Kopf.
»Ich fühle mich schmutzig, möchte nichts lieber, als einen Teich oder einen Bach finden, um mich zu waschen.«
Elizabeth nickte und sah Zelda liebevoll an.
»Ich verstehe dich. Möchtest du vielleicht, dass ich dich begleite? Es könnte sein, dass sich Banda noch immer in der Gegend herumtreibt.«
»Das wäre wirklich nett, Elizabeth. Mir wäre wohler in meiner Haut, wenn du mitkämst.«
Sie reichte Elizabeth die Hand und half ihr beim Aufstehen. Dann schlichen sie leise, um die anderen nicht zu wecken, aus dem Lager und gingen ein ziemlich weites Stück in den Wald hinein, ehe sie an einenBachlauf kamen, der sich über einen großen Felsen ergoss.
Elizabeth setzte sich an das Ufer und hielt die Füße ins Wasser.
Zelda aber entledigte sich zögerlich ihrer Kleidung und stellte sich dann unter den Felsen, sodass das klare, kalte Wasser sich wie aus Kübeln auf sie ergoss.
Sie wusch ihr Haar, wusch auch ihren Leib. Sie hatte eine Bürste mitgenommen und ein wenig Seife und schrubbte sich die Haut, bis sie sich rot verfärbte. Elizabeth betrachtete ihr Tun voller Sorge. Schließlich, als Zeldas Haut feuerrot war und den Anschein erweckte, sie müsse brennen, stand Elizabeth auf und ging zu ihr.
»Hör auf, dich zu quälen«, sagte sie mit energischer Stimme. »Du hast Bandas Spuren längst von deinem Körper gewaschen. Es ist nichts mehr, was dich jetzt noch beschmutzt.«
Zelda drehte sich um, und Elizabeth sah, dass ihr Gesicht von Tränen überströmt war. »Ich fühle mich noch immer schmutzig«, erwiderte sie mit großer Traurigkeit und Verzweiflung in der Stimme. »Ich bürste und bürste, doch der Dreck geht nicht ab. Es ist, als ob er unter der Haut säße und wollte von innen an mir fressen.«
Elizabeth streckte die Hand nach Zelda aus. »Komm her!«, forderte sie erneut. »Komm raus aus dem Wasser, sonst wirst du noch krank. Wir müssen nach Edinburgh. Hast du das vergessen? Joan braucht dich. Du hast keine Zeit, dich jetzt mit dir zu beschäftigen.«
Zelda nickte. »Ja, du hast Recht.«
Sie stieg aus dem Bach, ließ sich von Elizabeth
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