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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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tut, bis sie bereit sind, mit ihm zu fliehen. Die armen Dinger landen meist schneller, als sie glauben, im Haus eines alten Franzosen, der mit ihnen die schrecklichsten Dinge anstellt. Nun, vor zwei Tagen ist der Kopf einer dieser Mädchenbanden im nahen Wald bei Edinburgh geschnappt wurden. Und heute sitzt der Rat über den Halunken zu Gericht. Das Urteil wird sofort vollstreckt. Deshalb die vielen Menschen.«
    »Ach so«, staunte Zelda. »Und was geschieht mit den Mädchen, während sie in einem der schottischen Häfen auf die Verschiffung warten?«
    Die Bäuerin zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht, Mylady. Wahrscheinlich hat jede Bande dieser Halunken ihr ganz eigenes Versteck.«
    Sie sah sich vorsichtig nach allen Seiten um, dann sprach sie weiter: »Man erzählt sich, dass manche noch in Schottland aus ihren rosaroten Träumen erwacht sind und zurück in ihr Vaterhaus oder in ein Kloster gehen wollten. Diese aber hat man in ein Hafenbordell gesteckt! Stellt Euch das vor! Die armen Mädchen! Siesind zu bedauern!!! Und die meisten davon stammen aus gutem Hause! «
    Sie seufzte und sah Zelda noch einmal nachdenklich an. »Ihr seid auf Besuch in der Stadt?«
    Zelda hätte beinahe laut aufgelacht. Zu deutlich standen der Bäuerin ihre vermeintlich geheimen Gedanken auf der Stirn geschrieben: Bist du etwa auch eine von den armen Dingern? Bist du auch bei Nacht und Nebel mit einem, der tat, als würde er dich lieben, geflohen und sitzt nun hier im Elend?
    »Ihr müsst nämlich wissen, dass Mädchenraub nicht das einzige Verbrechen ist, dessen der Halunke beschuldigt wird. Nicht jede ist seinem Charme erlegen und ihm und seinen Kumpanen vertrauensvoll gefolgt. Nein, es gab andere, die klüger und bedachter waren und sich der heuchlerischen Avancen erwehrt haben. Nun, diesen ging es besonders schlimm. Vergewaltigt worden sollen sie sein. Nur wenige, denen die Flucht gelungen ist, sind danach ins Wasser gegangen, weil sie mit dieser Schande nicht leben konnten. Anderen gelang es, sich anschließend in einem Kloster einzuleben, fernab von jedem Mann. Die meisten aber landeten ebenfalls in Hafenbordellen. Nach Hause trauten sie sich nicht mehr, hatten sie doch Schande über die Familie gebracht. Als Ehefrau wollte sie niemand mehr. Allein und ohne ein einziges Pfund in der Tasche blieb ihnen meist nichts anderes übrig als das Dirnenleben, wollten sie nicht Hungers sterben.«
    Die Erzählungen der Bäuerin hatten Zelda bis ins tiefste Mark hinein erschüttert. Joan steckte womöglich in einem Bordell! Oder noch schlimmer: Sie war vergewaltigt und geschändet worden und war nun den Männern mit der ungeheuerlichsten Fantasie ausgesetzt!
    Eiskalt lief es ihr den Rücken herunter.
    »Wenn Ihr genau wissen wollt, was es mit den Mädchenbanden auf sich hat, so hört die Anklage, die der Richter gleich verlesen wird. Darin erfahrt Ihr alles«, teilte die gesprächige Bäuerin mit.
    Zelda sah sich um. Die Menschenmenge war inzwischen noch weiter angewachsen. Von allen Seiten strömten Leute herbei, drängten sich vor dem Rathaustor, sodass Zelda mitten in ihnen eingequetscht stand und selbst, wenn sie gewollt hätte, nur mit allergrößter Mühe aus dem Gedränge gekommen wäre.
    Die neu Hinzugekommenen schoben und drückten von hinten, sodass Zelda, ohne sich darum bemüht zu haben, sehr bald schon nahe dem Rathaustor stand.
    Eben kamen zwei Fanfarenbläser aus dem Haus, stellten sich links und rechts neben dem großen, mit Eisen beschlagenen Tor auf und bliesen nach Leibeskräften das Signal für die Eröffnung der Gerichtsverhandlung.
    Wieder öffnete sich die Rathaustür, und ein Mann mit bloßem Oberkörper, an Händen und Füßen mit starken Seilen gefesselt, wurde von zwei Wachen herausgeführt.
    Plötzlich erschrak Zelda bis in die letzte Faser ihrer Seele. Der gefesselte Mann sah auf, blickte ihr direkt ins Gesicht und grinste sie an. Zelda schüttelte sich und schloss die Augen. Übelkeit stieg wie eine Welle in ihr auf. Sie presste eine Hand auf die Brust, die andere auf den Magen und versuchte, sich durch bewusst regelmäßige Atmung zu beruhigen. Doch ihr Herz galoppierte wie ein junges Pferd in ihrer Brust, ihre Knie waren weich, und ihre Hände zitterten.
    Der Mann, der als Kopf einer Mädchenräuberbande galt und sie hämisch angegrinst hatte, war niemand anderes als Banda!
    Selbst im Angesicht des Gerichtes wirkte er hämisch und trat auf, als wäre er sich keinerlei Schuld bewusst.
    Zelda dachte daran,

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