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Ufer des Verlangens (German Edition)

Ufer des Verlangens (German Edition)

Titel: Ufer des Verlangens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Antworten auf all ihre Fragen geben.
    Lange hatte Zelda über diesen Satz nachgedacht und war zu dem Schluss gekommen, dass Joan und der Unbekannte sicherlich an diesem Tag ein Schiff nach Frankreich nehmen und aus Schottland verschwinden würden. Doch wo war Joan in der Zwischenzeit? Und wer war der geheimnisvolle Fremde?
    Wo sollte Zelda nach ihr suchen? In den Herbergen der Stadt? Konnte man eine kluge Frau wie Joan vier Tage in einer Herberge verstecken und sie dort gegen ihren Willen festhalten? Wohl kaum. Sie würde an die Türen hämmern, durch Rufe und Schreien auf sich aufmerksam machen, nach Hilfe suchen.
    Und dass sie gegen ihren Willen festgehalten wurde,das stand für Zelda fest, seit sie erfahren hatte, dass Ian Laverty Joan einem Mann übergeben und dafür Geld erhalten hatte.
    Wo also war sie?
    Zelda geriet in eine Gasse, in der Barbiere, Wahrsager, Sterndeuter und Zahnzieher, Kartenleger, Hebammen, Kräuterkundige und Handleser ihre kleinen Häuser hatten.
    Zu gern hätte sie jemanden zurate gezogen, doch seit sie von Esmeralda gezeigt bekommen hatte, wie das Handlesen funktionierte, wusste sie, dass kein Sterndeuter und kein Wahrsager ihr helfen konnte.
    Sie seufzte, doch plötzlich blieb sie wie angewurzelt mitten auf der Gasse stehen, sodass ein kleiner Straßenjunge mit Rotznase ungebremst gegen sie prallte.
    Fast hätte sie sich mit der Hand gegen die Stirn geschlagen! Natürlich! Das war es! Wieso war sie nicht gleich daraufgekommen!
    Sie, Zelda, konnte selbstverständlich nicht in die Herbergen der Stadt laufen und dort nach Joan fragen. Zum einen befürchtete sie zu Recht, dass sie von den Herbergsvätern und -müttern keine Antwort bekäme, zum anderen gehörte es sich auch nicht für eine Lady wie sie, in den übelsten Spelunken der Stadt gesehen zu werden.
    Es war nicht so, dass es Zelda etwas, ausgemacht hätte, schief angesehen zu werden und möglicherweise sogar für eine Frau gehalten zu werden, die sie bei Gott nicht war. Nein, sie kümmerte sich wirklich nicht um die Meinung der anderen, was sie selbst anging. Doch sie fürchtete, dass ihr Auftauchen und ihre Nachfragen Joan schaden oder die Dalrumples in Verruf bringen würden.
    Solange man nicht nach Joan suchte, konnte sie dort,wo immer sie gerade war, ziemlich sicher sein. Forschte man aber offen nach ihr, indem man in den Herbergen nach ihr fragte, so konnte das ihren Entführer oder Käufer leicht in Aufregung versetzen.
    Wenn nun aber nicht sie, sondern ein kleiner Zigeunerjunge in den Herbergen seine Dienste anbot und dabei Augen und Ohren offen hielt, so bestünde zumindest eine geringe Möglichkeit, etwas über Joans Aufenthaltsort zu erfahren.
    Zelda lächelte und machte sich auf den Weg zum Marktplatz. Sie hoffte und betete mit aller Kraft, dass Esmeralda und ihre Truppe sich noch in Edinburgh aufhielten und ihr helfen würden.
    Zielstrebig schritt sie die schmalen, verwinkelten Gasse in Richtung Marktplatz entlang. Sie hatte nun keinen Blick mehr für die Auslagen der Handwerker, achtete weder auf Menschen noch auf Tiere und war schon bald vor dem Rathaus der Stadt angelangt.
    Ein Fähnchen über dem Torbogen verkündete, dass das Markrecht noch geboten war. Sie schlängelte sich zwischen den Mägden und Hausfrauen hindurch, die ihre Weidenkörbe wie Waffen trugen, um zum Rand des Platzes zu gelangen, an dem die Gaukler und wandernden Schauspieler ihre Vorführungen darboten.
    Doch plötzlich geriet sie in eine erregte Menschenmenge, stand eingekeilt zwischen einer dicken Bauersfrau mit roten Wangen und einem dürren Mönch in weiter Kutte und kam weder vor noch zurück.
    Die dicke Bäuerin stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick auf die Geschehnisse vor dem Rathaus zu erhaschen.
    »Was ist los?«, fragte Zelda. »Warum versammeln sich die Leute hier?«
    Die Bauersfrau sah sie an. »Wisst Ihr es nicht?«
    Zelda schüttelte den Kopf. Die Bäuerin betrachtete Zelda von oben bis unten und stellte anschließend fest: »
    Ihr könnt nicht aus der Stadt sein, sonst wüsstet Ihr, was heute geschieht.«
    »Erzählt es mir!«, bat Zelda noch einmal.
    Die Bauersfrau stellte den Weidenkorb zwischen ihre Füße und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Also«, begann sie. »Wie Ihr vielleicht wisst, gibt es mehrere Banden von Mädchenräubern, die brave Töchter über das Meer nach Frankreich verkaufen. Oft trifft es Mädchen aus den Highlands, die sich in einen unbekannten Fremden verlieben, der ihnen so lange schön

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