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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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das Leben da unten nicht spüren? Viel ist nicht davon da, aber doch etwas. Vielleicht bist du zu alt, Skrid.«
    Skrid überging die Beleidigung. »Ich denke, wir sollten umkehren. Wir begeben uns in Gefahr, wenn wir uns der Sonne so weit nähern. Wir haben genug gesehen.«
    »Nein, Skrid, ich stelle Leben da unten fest«, erklärte Emerak zornig. »Und nur weil du der Führer unserer Dreiergruppe bist, bedeutet das noch lange nicht, daß du alles weißt. Es liegt nur daran, daß deine Gestalt komplizierter als unsere ist, und es ist lediglich eine Frage der Zeit, bis –«
    »Ruhig, Emerak.« Das war die sanfte Stimme Ullowas. »Skrid, ich glaube, der Hitzkopf hat recht. Ich empfange auch schwache Eindrücke von der dritten Welt. Vielleicht gibt es dort primitive Formen des Lebens, die am Anfang der Entwicklung stehen. Wir werden es uns nie verzeihen, wenn wir jetzt umkehren.«
    »Aber die Sonne, Ullowa, die Sonne! Wenn wir ihr zu nahe kommen –« Skrid verstummte, und die drei trieben durch die Leere. Nach einiger Zeit sagte er: »Na gut, sehen wir nach.«
    Die drei änderten ihre Richtung und strebten der dritten Welt zu. Auf spiralförmiger Bahn zogen sie langsam durch den Raum, bis der Planet wie eine gefleckte Kugel vor ihnen hing.
    Unsichtbar schlüpften sie in seine Atmosphäre und trieben sanft auf den Planeten hinab. Sie hielten gespannt Ausschau nach Zeichen von Leben, und als sie näher kamen, wurden die Lebensschwingungen stärker. Emerak rief hämisch, Skrid solle eben öfter auf ihn hören. Sie wußten jetzt ohne jeden Zweifel, daß ihre Art von Leben diesen Planeten bewohnte.
    »Hörst du das, Skrid? Hör genau hin, Alter.«
    »Schon gut, Emerak«, sagte das ältere Wesen, »du hast bewiesen, daß du recht hattest. Ich habe nie behauptet, ich sei unfehlbar.«
    »Es kommen sehr seltsame gedankliche Formen herauf, Skrid. Hör sie dir an. Die da unten haben keinen Geist«, sagte Ullowa. »Sie denken nicht.«
    »Herrlich!« frohlockte Skrid. »Wir können ihnen die Zivilisation bringen und sie auf unsere Höhe heben. Das sollte nicht schwer sein, wenn wir Zeit haben.«
    »Ja«, meinte Ullowa, »die sind so geistlos, daß sie wie Wachs in unseren Händen sein werden. Wir wollen den Planeten ›Skrids Kolonie‹ nennen. Ich sehe schon, wie das dem Rat gefallen wird. Eine neue Kolonie, entdeckt vom bekannten Abenteurer Skrid und seinen beiden furchtlosen Begleitern –«
    »Skrids Kolonie. Klingt mir gut in den Ohren«, sagte Skrid. »Schaut, dort treibt eine Kolonie von ihnen und fällt zu Boden. Mischen wir uns unter sie und nehmen wir Kontakt auf. Hier können wir den Anfang machen.«
    Sie drangen in die Kolonie ein und sanken langsam mit ihr zu Boden. Skrid wählte einen Platz, wo ein Haufen von ihnen beieinander lag, machte eine gekonnte Landung, brachte all seine sechs zart gebauten Glieder auf den Boden und ging fast dankbar in Ruhestellung. Ullowa und Emerak folgten ihm und landeten in der Nähe.
    »Ich kann überhaupt keinen Geist bei ihnen feststellen«, klagte Emerak und durchforschte verzweifelt die Wesen in seiner Nähe.
    »Sie sehen wie wir aus, das heißt, sie sind uns so ähnlich, wie wir untereinander nur ähnlich sein können. Aber sie denken nicht.«
    Skrid schickte einen Gedankenstrahl in den Haufen, auf dem er lag. Er drang erst in einen, dann in einen zweiten der Bewohner ein.
    »Sehr merkwürdig«, berichtete er. »Ich glaube, die sind gerade erst geboren worden. Viele von ihnen haben unbestimmte Erinnerungen an den flüssigen Zustand, und manche können sich bis zum gasförmigen zurückerinnern. Ich glaube, wir sind dank Emerak auf etwas Wichtiges gestoßen.«
    »Das ist wunderbar«, sagte Ullowa. »Hier ist eine Gelegenheit für uns, neugeborene Wesen aus nächster Nähe zu studieren.«
    »Ich bin erleichtert, Leute zu finden, die jünger als ich sind«, erklärte Emerak zynisch. »Ich bin so daran gewöhnt, der Jüngste der Gruppe zu sein, daß es absonderlich ist, all diese Wesen, die am Anfang stehen, um sich zu haben.«
    »Ganz herrlich ist es«, sagte Ullowa und schwebte dorthin, wo Skrid eines der Wesen untersuchte. »Es ist eine Million Zehn-Jahre her, daß in unserer Welt ein Neugeborenes erschienen ist, und hier befinden sich Milliarden davon.«
    »Zwei Millionen Zehn-Jahre«, verbesserte ihn Skrid. »Emerak hier stammt aus der letzten Generation. Und wir brauchen keine neue, nicht solange die reifen Wesen ewig leben, Unfälle ausgenommen. Das ist eine große Gelegenheit

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