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Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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verschaffte, Sie zu unserem ersten Gespräch einzuladen.«
    Er schwieg und sog an seiner Zigarette. »Wilson, dieses Institut befaßt sich mit dem größten technischen Vorhaben der Weltgeschichte. Eine ganze Art, vielleicht die größte Art des Universums, rutscht vorsätzlich auf gut geschmierter Bahn in ein Riesenschlamassel. Unsere Aufgabe ist es, die Art mit einem Haken am Gürtel zu packen und wieder aufs feste Land zu setzen.«
    Wilson lachte leise. »Nicht schlecht. Da werden Sie einen recht großen Kran brauchen.«
    »Weiß ich«, erklärte Brewster kühl. »Wir sind eben dabei, uns diesen Kran zu bauen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ihre Forschungsarbeit hat Ihnen gezeigt, wohin der Trend der gegenwärtigen Zivilisation zielt. Man fördert die Schwachsinnigen, und die werden sich breitmachen. Wir sind eifrig dabei, diesen Trend aufzuhalten, und wie jede kraftvolle Minorität, die versucht, eine riesige passive Mehrheit zu lenken, müssen wir mit unserem Schweiß bezahlen. Ein Teil unserer Arbeit besteht darin, die richtigen Leute zusammenzubringen, die Intelligenz und schöpferische Kraft bewahren sollen. Indem wir Leute auswählen, deren Eigenschaften weiterleben sollten, halten wir den fortschreitenden Verfall der Menschheit auf – und verschaffen uns neue Rekruten für die nächste Generation. Leute des Institutes heiraten also und zeugen Kinder. Wir bekommen unsere Rekruten auch noch auf andere Weise. Unsere Zeitungsanzeigen bringen einige herbei. Intelligenten Leuten juckt es in den Fingern, wenn sie das sehen, was sie für unsere Verbohrtheit halten. Und sie kommen zu einem Streitgespräch her und gehen verwandelt weg. Dann haben wir noch Kundschafter in den Colleges, die nach vielversprechenden Leuten Ausschau halten und sie in unsere Richtung lenken. Und überall haben wir Mitglieder des Instituts sitzen. Im Augenblick haben wir sechzehn Männer im Kongreß, vier im Senat, und die Zahl nimmt mit jeder Wahl zu. Institutsmitglieder sind auf dem Weg zu hohen Stellungen in den Parlamenten der Welt, den Zeitungen, Schulen, Forschungsstätten. Überall, wo Einfluß ausgeübt werden kann, haben wir einen Mann auf dem Weg zu einer Spitzenposition. Mit der Zeit werden wir den Einfluß haben, den wir brauchen, den Kran, den wir bauen wollen.«
    »Und wer bezahlt das Unternehmen?« fragte Wilson.
    »Die Mitglieder des Instituts. Wir sind eine gemeinnützige Gesellschaft und werden als solche versteuert. Viele unserer Leute haben ein beträchtliches Einkommen, das sie hoch versteuern müßten, wollten sie es für sich benutzen. Sie haben Grips, benutzen ihn und verdienen natürlich Geld. Doch in unserer Gesellschaft würde ihnen die Regierung fast das ganze Geld in Form von Steuern wieder wegnehmen. Das Institut ist so angelegt, daß es Hilfestellung geben kann, diese Art der Besteuerung zu umgehen. Das überflüssige Einkommen wird uns überschrieben, entgeht so der Steuer, und wir haben unser Kapital. Wir benutzen es, wie ich schon sagte, auf mannigfache Art. Wir gehen sehr zwanglos vor, Sie verstehen.«
    »Das habe ich bemerkt.«
    Brewster kniff die Augen zusammen. »Das Institut hat eine Funktion, die Sie vielleicht noch nicht bemerkt haben. Ich spreche von der Eheanbahnung.«
    »Wie bitte?«
    »Wir sorgen dafür, daß sich geeignete Paare ›zufällig‹ treffen und heiraten. Auf diese Weise kann man sich von einem guten Satz Gene auf lange Sicht Vorteile verschaffen. Deshalb ließ ich Sie und Sorine zum Beispiel von Paul Chambers zusammenbringen.«
    Das war wie ein unerwarteter Schlag auf den Solarplexus. »Sie haben das – eingefädelt? Chambers –«
    »Freilich. Chambers hat Ihnen nahegelegt, seine Vorlesung zu hören, nicht wahr? Er hat auch Sorine geraten, sich für sie einzuschreiben. Er sorgte dafür, daß Sie im Hörsaal in ihrer Nähe saßen. Und dann hat er ganz beiläufig Vorkehrungen getroffen, daß sie sich treffen konnten. Mehr brauchte er nicht zu tun.«
    »Chambers ist also ein Mitglied des Instituts?«
    »Er ist ein beratendes Mitglied. Offiziell hat er nichts mit uns zu tun, arbeitet aber für uns. Ebenso David Harreil, der Verwalter der Dornfeld Stiftung. Als ich beschloß, Ihnen die Beihilfe vorzuenthalten, sagte ich Harreil, er solle sie streichen, und das tat er. Sie brauchten einen Stoß in Richtung Unabhängigkeit, einen Schlag ins Genick, wie Sie sich ausdrückten. Nun, den haben Sie erhalten. Einer der Mitherausgeber der Republic gehört auch zu uns. Er erhielt Anweisung, Ihre

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