Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ufer von Morgen

Ufer von Morgen

Titel: Ufer von Morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
für uns. Wir können diese Neugeborenen genau studieren und vielleicht eine rudimentäre Kultur aufbauen. Wenn diese Babys gelernt haben, sich selbst zu regieren, können wir dem Rat Bericht erstatten. Wir können auf dem dritten Planeten ganz von vorn anfangen. Diese Entdeckung ist vom gleichen Rang wie Kodraniks Gastheorie.«
    »Ich bin froh, daß du mir erlaubt hast, mitzukommen«, sagte Emerak. »Ein junger Bursche wie ich erhält nicht oft Gelegenheit –« Emeraks Stimme verlor sich in einem Schrei, der Überraschung und Schmerz ausdrückte.
    »Emerak?« fragte Skrid. Keine Antwort.
    »Wo ist der Bursche hin? Was ist passiert?« fragte Ullowa.
    »Irgendein Scherz, nehme ich an. Seine kleine Rede war zu gut, um wahr zu sein, Ullowa.«
    »Nein, ich kann ihn anscheinend nirgends ausfindig machen.
    Kannst du ihn orten? Ach, Skrid! Hilf mir! Ich – ich – Skrid, es bringt mich um!«
    Das Gefühl von Schmerz, das von Ullowa ausging, war echt, und Skrid zitterte. »Ullowa! Ullowa!«
    Skrid hatte zum ersten Mal seit Ewigkeiten Angst, und die ungewohnte Empfindung brachte das feine Gleichgewicht seines Geistes durcheinander. »Emerak! Ullowa! Warum antwortet ihr nicht?«
    Ist das das Ende, dachte Skrid, das Ende von allem? Werden wir hier nach so vielen Lebensjahren vergehen? Allein und ohne Beistand auf einem schaurigen Planeten sterben, der Milliarden von Kilometern von der Heimat entfernt ist? Der Tod war ihm als Gedanke so fremd, daß er ihn abweisen mußte.
    Er schickte stärkere Schwingungen aus und rief noch einmal: »Emerak! Ullowa! Wo seid ihr?«
    In panischer Angst schickte er in alle Richtungen Gedankenstrahlen, doch die einzigen Wellen, die er aufnehmen konnte, waren die der geistlosen Neugeborenen.
    »Ullowa!«
    Keine Antwort, und Skrid spürte, wie sich sein zarter Körper auflöste. Die Glieder, auf die er so stolz gewesen war, die kompliziert und fein gebauten Glieder verbogen sich und lösten sich auf. Er sandte einen letzten verzweifelten Schrei aus, spürte die Last seines hohen Alters, fühlte die sterbenden Gedanken der Neugeborenen um sich herum. Dann schmolz er und rann über den Haufen, während die neugeborenen Schneeflocken der dritten Welt verständnislos zusahen, obwohl ihr eigener Untergang schon bevorstand. Die Sonne stieg über den Horizont, und ihre tödliche Wärme stieß hernieder.

Die Isolationisten
    Als der kleine Planet auf den Bildschirmen deutlich sichtbar wurde, hatte Andersen das übliche Vorgefühl. Vor zwanzig Jahren, als Junge auf der Erde, hatte er einen Stein am Ufer eines rasch fließenden Baches angesehen und ihn dann umgedreht. In dem feuchten Boden unter dem Stein gab es Wunder zu sehen, weiße Larven, acht Zentimeter lang, mit glänzend grünen Augen und wilden Freßwerkzeugen. Andersen hatte den Vorfall nie vergessen. Wenn man auf einem unerforschten Planeten landete, konnte man nie wissen, welch prächtige Überraschungen einen erwarteten.
    Andersen sah auf seinen Karten nach. Der Planet war der vierte unter vierzehn anderen, war jedoch der einzige, der bewohnbar aussah. Die Truppe der Kartographen hatte ihn für eine zukünftige Untersuchung vorgemerkt. Der Bordcomputer rechnete aus, daß der Planet 75 Prozent der Erdmasse hatte und einen Durchmesser von 11000 Kilometern aufwies. Er hatte also eine niedrigere Dichte und nur wenige schwere Elemente. Andersen bestimmte sofort die Landekoordinaten. Er mußte einen Bericht über die Bewohner des Planeten, sollten sie intelligente Wesen sein, und über die Aussichten einer Besiedelung von der Erde her schreiben.
    Der Planet war bewohnt. Der kleine rote Stern auf der Karte teilte ihm das mit. Andersen fragte sich, was für Larven unter diesem Stein liegen würden. Bewohnte Planeten waren immer voller Überraschungen.
    Sein Schiff sank tiefer. Es ging auf eine Landeumlaufbahn. Es toste durch die dichter werdende Atmosphäre auf das gelbbraune Land zu. Auf der zehnten Umrundung wählte er einen Kontinent aus. Er ließ die Bremstriebwerke an. Der Schwanz des kleinen Schiffs senkte sich zur Landung herab. Auf einem feurigen Kissen schwebte es nieder. Das Schiff setzte sanft auf.
    Er war angekommen. Der Stein war umgedreht. Jetzt blieb nur noch zu sehen, was darunter lag.
    Es dauerte zwei Minuten, bis die Fremden auf der Bildfläche erschienen. Andersen konnte sich erst einmal kurz umsehen. Er entfernte sich nicht weit von seinem Schiff. Messungen hatten ergeben, daß die Atmosphäre des Planeten aus Chlor und Wasserstoff

Weitere Kostenlose Bücher